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A. Die Kunst des romanischen Styles.

wird) sie ihn Jahr 1015 habe aufstellen lassen. Jeder Flügel ent-
hält 8 Relieffelder: auf der einen Seite, in der Form von oben
nach unten, die Geschichte des Sündenfalles, auf der andern in um-
gekehrter Folge die Geschichte der Erlösung darstellend, die Wechsel-
beziehung beider Folgen zugleich durch Wechselbezüge zwischen den
einzeln einander gegenüberstehenden Feldern erhöht. Die Begeben-
heiten sind überall, mit wenig Figuren, einfach und naiv erzählt,
die Geberden der dargestellten Personen zumeist ganz sprechend,
das unterste Bild der ersten Folge — die Ermordung Abels, und
Kain, der sich vor der aus Wolken vorgestreckten Hand Gottes
verhüllt — schon in lebhaft dramatischer Empfindung. Aber die
Mittel der Darstellung sind zumeist noch schwach, die nackten Fi-

Fig. 190. Die Ermordung Abels, von der Erzthüre des Domes zu Hildesheim.
(Nach dem Gipsabgüsse.)

guren schauerlich missgeborne Embryone, die Falten der Gewandung
zumeist dürftig. Der Obertheil des Körpers löst sich in der Regel
aus dem Grunde des Reliefs los, wohl um der Schau aufwärts
grössere Deutlichkeit zu geben, (obgleich dies zum Theil auch an
den unteren Feldern der Fall ist); aber das Missgewachsene der
Gestalten wird dadurch nur in empfindlicher Weise vermehrt. Eine
gewisse studirte Glätte des Vortrages trägt dazu bei. die Mängel
doppelt auffällig vortreten zu lassen. — Das andre Werk ist eine
eherne Säule,1 die in der Michaelskirche zu Hildesheim hinter dem
Hochaltäre errichtet und 1022 mit diesem geweiht war. Sie trug
ein Crucifix; nach Verlust des letzteren und des Ivapitäls, auf wel-
chem dasselbe stand, ist sie gegenwärtig auf dem Domhofe aufge-
stellt. Mit der Basis hat sie 141/2 Fass Höhe. Um den Schaft

1 Kratz, T. 7.
 
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