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A. Die Kunst des romanischen Styles.

zierliche, mit dem Namen der Amestrilla benannte Kreuzgang im
Kloster de las Huelgas zu Burgos.

In Neu-Castilien scheint besonders die Kathedrale von Cuenca
bemerkenswertli, 1177 gegründet, in ihren jüngeren Theilen schon
gotliisch. Zugleich finden sich in diesen Districten Spaniens christ-
liche Monumente aus der Epoche des romanischen Spätstyles, die
mit Entschiedenheit die maurischen Muster nachahmen. So die Kirche
S. Miguel zu Quadalajara und die Kirche S. Maria zu Illescas.

In Portugal scheint die Klosterkirche von Alcobaca, unfern
von Batalha, ein ansehnliches Beispiel jüngsten romanischen Styles
auszumachen.

Italien.

In der italienischen Architektur charakterisirt sich die roma-
nische Schlussepoche durch bezeichnende Modificatiouen, welche in

den baulichen Systemen der verschie-
denen Districte eintreten. An einzel-
nen Punkten bildet sich auch hier
eine vorwiegend dekorative Richtung
von graziöser Feinheit aus. Das go-
thische System findet (im 13. Jahr-
hundert) zeitige Aufnahme, übt zu-
nächst aber nur sehr vereinzelte Wir-
kungen aus; das romanische System
bleibt, wie im deutschen Norden, auf
geraume Zeit in vorwiegender Gel-
tung, erlischt überhaupt während der
Dauer des gotliischen nicht durchaus
und tritt schliesslich in unmittelbare
Wechselwirkung zu der in Italien schon
früh beginnenden modernen Archi-
tektur.

In Venedig kommen für diese
Epoche, wie es scheint, verschiedene
Palastfagaden in Betracht, die eine
gesteigert phantastische Hinneigung
zum orientalischen Geschmack bezeugen, in spitzbogig geschwunge-
ner Umfassung der Arkadenbögen, in bunter Ausstattung, namentlich
mit dekorativem Täfelwerk. So ein Palast hei SS. Apostoli, Casa
Barbini zu Murano, ein Haus auf dem Campo S. Maria formosa,
u. s. w. — Die Fagade des Canonicat-Gebäudes zu Parenzo, vom
J. 1251, ist durch romanische Arkadenfenster mit luftig schlanken
Säulchen von eigenthiimlicher Wirkung. — Verschiedene Dekorativ -
Architekturen in Kirchen des venetianischen Districts zeigen ver-
wandte Erscheinungen, bis tief in das 13. Jahrhundert hinab. Der

Fig. 312. Von dem Palast bei SS. Apostoli
zu Venedig. (Nach Selvatico.)
 
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