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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Zimmermann, Ernst: Das Kunstgewerbe auf der "Deutschen Kunstausstellung" zu Dresden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0335
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Das Aunstgewerbe auf der Deutschen Kunstausstellung zu Dresden.

^63. Treppenhaus von Architekt Rose, Dresden

thum stimmen nicht recht zu der soliden, bürgerlichen
Einfachheit, die in den übrigen Räumen angestrebt
ist. Die Hauptwirkung thut hier die reich geschnitzte,
auf Aonsolen und priesen aufsitzende, ganz vergoldete
Decke, sowie das die ganze hauptwand füllende
Glasfenster mit der Darstellung von Siegfrieds Be-
stattung. Unruhige, aber flache, das Gold zu
glitzernder Wirkung bringende Schnitzornamente zieren
die konstruktiven Theile der Decke, die Balken, Aon-
solen und den Fries. Von stimmungsvoller Harmonie
ist der Aufbau der einen Schmalwand: eine etwas
unorganisch phantastisch geschnitzte Bank von dem
jungen Wallot-Schüler Areis, der sich soeben als
Sieger in der Aonkurrenz um die Bismarcksäule einen
Namen gemacht hat, dann ein schöner, farbentiefer,
gut komponirter Teppich in Applikationsstickerei, hier-
über das Gold der Decke. Das gibt einen reinen Voll-
klang solider künstlerischer Pracht, für die auch noch
unsere Zeit wohl irgendwo das Bedürfniß haben dürfte.

Der andere Raum ist das
geräumige Treppenhaus des
Architekten Rose, eine lange
Flur, von der die Stufen be-
quem in zweimaliger, recht-
winkeliger Brechung zu einer
oberen Gallerie emporsteigen.
(Abb. ^63.) Die künstlerische
Wirkung des Raumes besteht
hier, abgesehen von der Weit-
räumigkeit, in der Einheitlichkeit
des Materials und seiner Farbe:
Wandverkleidung, Treppen-
hausgeländer, Galleriearkaden,
Fensterkreuze, alles besteht aus
gitterartigem weist lackirtem
Holze. Für sehr originell kann
diese Schöpfung jedoch wohl
kaum ausgegeben werden. Die
Vorbilder hierzu sah man schon
in manchem Journal von jen-
seits des Kanals. Immerhin
ist es nützlich, weil erzieherisch,
das was der größte Theil des
Publikums bisher nur in effigie
gesehen, hier in natura vor sich
zu haben. Der Eindruck ist
sauber und echt — das ist heute
schon viel —, dazu vornehm
und bescheiden. So wird diese
schon allen verständliche Leistung
der neuen Richtung vielleicht
mehr Anhänger gewinnen, als
manche bedeutend originellere.
Damit aber dürfte sie auch ihren Zweck erfüllt haben.

Die übrigen Dresdener Arbeiten sind ausschließlich
Einzelwerke. Karl Groß ist hier qn erster Stelle zu
nennen. Er hat eine holzgeschnitzte Zwischenwand, eine
Stuckdecke, Glasfenster, einen Vfen, einen Schrank und
seine früheren Zinnsachen ausgestellt, eine Vielseitigkeit,
die seine Berufung nach Dresden doppelt angebracht
erscheinen läßt. Die in schwerem Eichenholz einfach
geschnitzte Zwischenwand scheidet wirkungsvoll die mit
Einzelheiten angefüllten Dresdener Zimmer (Abb.467).
Sie ist halb Wand, halb Durchgang, bietet Gelegen-
heit zum Darauf- und Davorstellen, sie trennt und
verbindet wieder. Ihre Wirkung ist kräftig und
malerisch zugleich. Seine Stuckdecke für eingelassenes
elektrisches Licht ist eine interessante Antwort auf
haeckels viel genanntes neues Werk „Kunstformen
der Natur", von dem sich der Verfasser so viel
Nutzen für die Kunst verspricht. Die Hauptmotive,
die Umrahmungen der großen Lampenglocken in der
 
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