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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Zimmermann, Ernst: Das Kunstgewerbe auf der "Deutschen Kunstausstellung" zu Dresden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0337
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Das Uunstgewerbe auf der Deutschen Kunstausstellung zu Dresden.

^65. Wandstuckaturen von Uarl Groß, Dresden.

Mitte und an den Ecken, sind den in der ersten
Lieferung den Aünstlern zur Nachbildung an-
empfohlenen Quallen, Medusen entlehnt, deren
strahlenförmige Ausströmungen gut die Strahlen
des Lichtes symbolisiren, deren lange bandartige
Fangfäden geschickt zur Verbindung von Mitte und
Ecken benutzt sind. Die Verwendung dieser beiden der
Aunst bisher ganz fremden Motive ist gleich das erste
Mal sehr geschickt und geistreich ausgefallen. Und doch
dürfte sie einen paken haben. Nicht daß wir nun
bald, da wir ja einen „Tentakelstil" schon be-
sitzen, ganz uns in: Aquarium befinden. Doch
da diese Urformen in der Natur nur den wenigsten
Sterblichen geläufig sind, so beunruhigen ihre
ornamentalen Nachbildungen mehr, als daß sie
beleben, wie immer Ornamente thun werden, die
etwas fein wollen, was man nicht begreift. Dadurch
fallen sie aus ihrer Rolle als bloße schmückende
Zuthaten heraus und nehmen eine Selbstständigkeit
für sich in Anspruch, die einem wahren Ornamente
nie zukommen sollte. Wie große, ewige Frage-
zeichen hängen über einem diese Gebilde in der Luft.
Hier dürfte die Alippe für die Anregungen Haeckels
liegen, die er, da ihm jene Formen ganz geläufige sind,
nicht zu ahnen scheint. Der in Eichenholz geschnitzte
Schrank Groß' (Abb. ^66) ist eine gute, einfache,
vornehme Leistung, ein nicht sehr hohes Möbel mit
mehreren Fächern und Borten, zur beliebigen Ver-
wendung. Das Ornament tritt bescheiden, aber an
richtiger Stelle auf. Die verzinnten Beschläge thun
gute technische und dekorative Dienste. Die Einwärts-
wölbung der Thüre, durch die eiu großes Stück
des Innenraumes verloren geht, war ursprünglich
nicht gewollt.

Mit sehr erfreulichen Leistungen ist Erich Alein-
hempel hervorgetreten. Seine Dielenmöbel machen,

wie es sich am Eingänge des Dauses
gehört, einen gefälligen, aber ruhig
gediegenen Eindruck (Abb. H68). Es
sind reine Nutzgegenstände, deren
schweres, massives Eichenholz nur
durch Zierbeschlägs einfachster Forin
und bläulichgraue von matt rothen
Ledergurten eigenartig überspannte
Polsterung angenehm belebt wird.

Denselben Geist ruhiger Solidität
athmet der Bibliothekschrank von
Walther (Abb. 470). Die Ein-
(Fheilung der Fächer ist klar und
praktisch. Einfache messingene Be-
schläge und Rahmeneinsassungen, die
gut zum Goldschnitt der Bücher stehen,
bilden das belebende Element, das
noch durch die grünen Gardinen des offenen Mittel-
faches verstärkt wird. Ein leicht durchbrochener Bogen
bekrönt das Ganze. Auch hier ist alles nur Aon-
struktion, das Ornament fehlt, aber alles ist geleitet

<*66. Zchrank (Eichenholz) von Aarl Groß, Dresden.
(Vis der wirkl. Größe.)

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