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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Zimmermann, Ernst: Das Kunstgewerbe auf der "Deutschen Kunstausstellung" zu Dresden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0342
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Das Kuustgewerbe auf der Deutschen Kunstausstellung zu Dresden.

H72. Uhren von Ferd. lNorawe, München. ('/„ der wirk!. Größe.)

früheren Produkten schon billig zu nennen. 5 ch licht !
in Dresden versucht sich ausschließlich mit kräftigem |
Unterglasurblau (Abb. H62). Seine Ornamentik ist I
flotte Zeichnung stilisirter Pflanzen und Grottesken,
die aber unglücklicher Weife zu nichts umschließenden I
Rahmenbildungen führt. Eine gesuitde Aeramik
wird immer, wenn sie die Ornamentik nicht gleichsam
blos als leichte Schönheits-Pflästerchen benutzt, in
größtenl Ulaße den borror v.aoui besitzen. Alein-
hempel geht mehr auf Farbe aus (Abb. ^62). Auf
grünlich-gelben: Grund fetzt er ii: dem einen Falle
einen Aranz röthlicher und bläulicher Einzelblätter, im
anderen läßt er rothe streng stilisirte Pflanzenorna-
mente, von Grün leicht belebt, herabhängen. Er-
freulich ist es, daß hier in Sachsen, dein klassischen
Lande des Porzellans, die junge Aunst sich der großen
Aufgabe, die ihm hier eine nun bald zwei Jahr-
hunderte alte Tradition gebieterisch vorhält, entsinnt;
noch erfreulicher freilich wäre es, wenn jene Be-
strebungen nicht ihre Unterstützung in einer Privat-
manufaktur der nächsten Nachbarschaft gefunden
hätten, vielmehr in jenem umfangreichen Institut,
das von Natur zur Hüterin dieser alten Tradition
eingesetzt ist.

Doch auch Länger ist jetzt bestrebt, die Nutz-
anwendung seiner keramischen Run st zu erweitern,
sie unmittelbar dem praktischen Bedürfnisse anzu-
passen. Aaminartig wirkende Verkleidungen für
Gasheizöfen und eine Fliesenwand treten hier als
interessante Neuheiten auf. Die pastose Email-
technik ist zu Darstellungen ganzer Landschaftsbilder

benutzt worden, die sich gleichinäßig über das
Tuadratnetz der Fliesen verbreiten. Doch dürfte
hierbei wohl noch eine größere Beschränkung und
Vorsicht am Platze sein. Nicht daß, wie dein:
Porzellan, die einzelnen Fliesen dein: Brennen ver-
schieden aussallen, aber die dick aufgetragene Emaib
färbe duldet, da sie zu keiner einheitlichen Waffe
| verschmilzt, keine breite, schichtenweise Auftragung.
Sie erinnert stark an das pastose „klcxige Ge-
schmier" moderner Impressionisten, das zun: glatten
Charakter glasurbedeckter Aeramik nicht stimint, ist
[ übrigens auch schon im Porzellan versucht, doch bald
j mit Dank wieder abgelehnt worden. Ganz natura-
listisch gedachte Landschaften dürften daher hier kaun:
an: Platze sein. Länger hat selber an zwei Beispielen
trefflich gezeigt, wie es genmcht werden n:uß. Das
eine zeigt zierlich symmetrische Tulpen auf Hellem
Grund, in einer Fliesenbreite von dunkleren Fliesen
umrahmt, das Ganze in Grün abgestuft (Abb. ^75), —
das andere sperrige Weiden vor den gelben und blauen
Streifen des Abendhimmels in fast iinpressionistischer
Empfindung (Abb.qckH). BeideWalesind breite Flächen
vermieden, die Linie dominirt, die Farbenharmonie
ist vollkonnnen. Gerade in: dekorativen Impressio-
nismus nach japanischer Art ist hier sicher viel zu
erreichen. Leicht könnte hier jemand der Rivale
des großen japanischen Töpferimpressionisten Aenzan
werden.

Die künstlerische Behandlung des Glases hat
in letzter Zeit bei uns keine großen Fortschritte gemacht,
Aünstlerische Hohlgefäße von der Bedeutung der


Kunst und Handwerk. 49. Jahrg. Heft \2.

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