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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Leipheimer, Hans Dietrich: Die Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0316
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Die Ausstellung der Darmstädter Aiinstlerkolonie ;Zc>;.

belebt denken könnte. Linen wunden Punkt aber hat
es: Wenn wir die einzelnen Stücke betrachten, so ist
wohl keines zu finden, das nicht mustergiltig wäre,
aber sie sprechen jedes für sich eine zu selbständige
Sprache. Sind doch sieben Künstler von ausge-
sprochenster Ligenart daran beteiligt. Die Idee, ein
Zimmer von sieben Künstlern ausgeführt, hat ent-
schieden Fiasko gemacht. pabichs
Bronzen und Bosselts Plaketten passen
ja in jeden Raum; ebenso pubers
Töpfereien; aber ein Bürck-Teppich
und ein Lhristianfen-Fenster gehen
so wenig zusammen wie sie beide zu
Olbrichs Möbeln passen; eher noch
Peter Behrens' Wandfüllungen, weil
sie ungemein diskret empfunden sind."

Das kann nun auch von der
Ausstellung jstOj gesagt werden.

Gleich die Lingangspforte bringt
ein Nebeneinander von Olbrich und
Bürck, das einen Mißton bedeutet.

And so ist es alich, wenti Olbrich
neben puber oder pabich tritt. Am
sympathischsten sind deshalb die
Päufer, die von Grund auf einen
Künstler zum Schöpfer haben. Das
ist das paus Olbrich, das paus
Behrens, und bis zu einem gewissen
Grad das paus Lhristiansen, das
ja nach genauen Angaben und Wün-
schen des Besitzers von Olbrich ent
worfen wurde. Unter diesen drei,
für ihre Lrbauer so ungemein charak-
teristischen Bauten, verdient das
paus Behrens den Vorzug, denn
es ist das einzige, das auf die Um-
gebung Rücksicht nimmt, während
das paus Lhristiansen mit seinen
unverträglichen Farben stets fremd
in dieser echt deutschen Odenwald-
landschaft stehen wird.

Auch alle übrigen Bauteil
Olbrichs nehinen zu wenig Rücksicht
auf das Klima. Jetzt inl Sonnen-
schein, mitten in blühenden Bäumen, sehen sie ja
recht schlnuck uild zierlich aus. Aber man kann sie
sich ilicht denken, wenn einmal der Novembersturm
unr die Lcke pfeift oder Schnee auf den Dächern liegt.

Vergleichen wir diejenigen Künstler, welche ganze
Räume ausgestattet haben, also Olbrich, Lhristiansen,
Behrens und Puder, so finden wir, daß sich Olbrich
und Lhristiansen einerseits und puber anderseits ül
einem wesentlichen Punkt unterscheiden. Während

die Lrstgenannten jedeil Raum des pauses nicht
nur auf persönlichen Geschmack, sondern aus eine
Stimmung zuschneiden (Olbrich sagt z. B. von seinem
Schlafzimmer: es soll sein der Ausdruck der Frische
beim Lrwachen nach der Ruhe), arbeitet patriz puber
seine Räume auf einen solid bürgerlichen Geschmack
ohile unpersönlich zu sein; und während die Lrstge-

^75. Bibliothek im lhause Gluckert; entworfen von patriz kfuber, ausgeführt

von Gluckert.

nannten das Material gelegentlich unter die Idee
zwingeit, sucht puber, wie schon erwähnt, den Paupt-
reiz in der steten Betonung des Materials. Ltwa
zwischen drin steht Peter Behrens. Wir können ihm
nicht die Liebe für die Behandlung des Materials
absprechen, — im Gegenteil, er besitzt tiefes Verständ-
nis für handwerkmäßige Bearbeitung; aber auch er
strebt nach Raumpoesie und sein paus ist mehr ein
Palast, denn ein Wohnhaus, in dein man alle die

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