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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Gmelin, L.: Leonhard Romeis
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0347
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£eoiif}ciri> Romeis f.

lich, —- unter seinen Grabmälern sind diejenigen für
den Erzgießer Herd. v. Miller und für den Rentner
Hahrmbacher, in Burghausen (Abb. 625) besonders
bezeichnend ■— und bei zahlreichen bildhauerischen
Arbeiten ähnlicher Art hat Romeis helfend einge-
griffen; manches Denkmal, manches Brunnenmodell
der ihm nahestehenden Bildhauer — Herd. v. Miller,
Wadere, Eckard (ff), Maison, Bernauer, bseß —
verdankt ihm den architektonischen Aern.

So Tüchtiges Romeis auch als Architekt ge-
leistet hat, der Schwerpunkt seines künstlerischen Ver-
mögens lag doch in der Aleinkunst, in der Innen-
ausstattung. Behagliche Räume, malerische Durch-
blicke, gemütliche plauderecken gehörten ebenso zu
seinen: Mohnhausinventar wie lauschige Erker,

blumengeschmückte Veranden oder märchenerzählende
Aamine. Auf keinen Bau hat Romeis eiue solche
Hülle derartiger Motive ausgeschüttet als auf Liebigs
Edelsitz und aus Lipperheides Schloß Matzen; aber
keiner ging in dieser lhinsicht leer aus. Dabei behielt
er sozusagen die Rangunterschiede wohl im Auge;
er wußte sehr wohl, wo er nur auf schlichte Behag-
lichkeit und praktische Brauchbarkeit zu sehen hatte,
oder wo es auf vornehme Repräsentation, aus ruhige
Abgeglichenheit der Größenverhältnisse, auf reiche
Durcharbeitung des einzelnen ankam, — wie er auch

62;. Ans dem krause des Bnurat Dr. Bskar v. Miller in
München; von h Leonh. Romeis.

622. Aus der Aunstgewerbeschule in München; von st Leonh.
Romeis. Korridor im ;. Stock.

im Äußeren die Unterschiede zwischen einem städtischen
Miet- oder Reihenhaus und einem villenartigen
Hamilienhaus sehr wohl berücksichtigte. Er behandelte
jeden Hall für sich; schablonenhaft zu arbeiten wäre
er nie imstande gewesen, wie er auch eher einen
Auftrag ausgeschlagen hat als ihn gegen feine Über-
zeugung durchzuführen — vielleicht mit einer Aus-
nahme. In Liebigs lhause sollte ein Raum zu An-
fang der ßO er Jahre modern englisch ausgestattet
werden; Romeis machte auch das — aber es ist keiner
seiner besten Räume geworden, denn da konnte er
nicht mit dein Kerzen dabei sein. Aus lauter Be-
sorgnis, gegen den Geist der Alten, denen er gläubigen
Sinnes zugetan war, zu sündigen, suchte er künstlerisch
alles zu vermeiden, was einer Untreue gegen feine
Überzeugung auch nur ähnlich sehen konnte.

Daß er in: übrigen eine große, ja seltene An-
passungsfähigkeit besaß, geht ja eigentlich schon aus
der Art und Weise hervor, wie er sich den Gesetzen
älterer Stile unterzuordnen verstanden hat. Aber
seine künstlerische Elastizität befähigte ihn, je nach
der Örtlichkeit einmal den Hormen des Barock zu
folgen — Haffade des Aollegiengebäudes der Uni-
versität Erlangen (^885) — ein andermal zum Block
Hausbau zu greifen ■— Landhaus des Hürsten Hugger

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