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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Gmelin, L.: Leonhard Romeis
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0348
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Leonhard Römers f.

in Gberstdorf — oder die
gemalten oberbayerischen
Bauernhäuser alsVorbilder
zu nehmen — Landhaus
des Ministers Or. v. Mehner
in Egern. 5o wußte er
stets seine eigenen Merke
der schon vorhandenen Um-
gebung harmonisch, ohne
jeden Mißton, einzupassen.

Ungezählt sind die Ent-
würfe, die Romeis für
Möbel, Geräte, Beschläge
usw. gemacht hat; es wird
kaum ein Gebiet des Runst-
handwerks geben, auf dem
er sich nicht als Entwerfen-
der betätigt hat. Pier konnte
er auch seiner Berzierungs-
lust freien Lauf lassen, ohne
darum die Zügel aus der
paud zu verlieren; er wußte
stets die Einzelheiten unter
sich nach Form und Farbe
in Harmonie zu halten und
den: Ganzen unterzuordnen.
Das (Ornament war ihm
nie Ziel oder Selbstzweck;
aber er wußte genau, wo
es am Platze war und
wie es sich gebärden durfte.
Alles Aufdringliche war
ihm zuwider, wie jedes

S22 u. 62^. Aus der Rnnstgcwerbeschule zu München; von f Leouh. Rome is.
Lichthof und Treppenaufgang.

reklamehafte pervordrängen; und selbst wenn er
höchsten Reichtum entfalten sollte, wie an dem
Bischofsthron für den Bamberger Dom (Abb. 63 f
bis 633), da wußte er immer die Einheit zu wahren,
und er verfiel nie tu öde Protzerei. Mit großem
Feingefühl fand er das Charakteristische eines jeden
Materials und jeder Technik leicht heraus und er
wußte immer den richtigen Gebrauch davon zu machen,
wie er auch nie einem Material Zumutungen gestellt
hätte, denen es nicht hätte genügen können.

>t persönlichen Umgänge schlicht und bescheiden,
gönnte er sich selbst sehr wenig; jahraus, jahrein
war er an der Arbeit, — Ferientage oder Studien-
reisen schmolzen aus ein Minimum zusammen.
Streng gegen seine eigenen Leistungen unterzog er
alles, was er künstlerisch hervorbrachte, einer ge-
nauen Nachprüfung, als bezeichnendes Beispiel sei
angeführt, daß er für die Ranzel in der Bennokirche
sechs Entwürfe gemacht hat, bis er mit einem zu-
 
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