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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Neuzeitliche Eisenbahnwagen-Einrichtungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0324
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Neuzeitliche Lisenbahnwagen-Einrichtimgeii. — Ansstcllimgsplukcit (.908.

der Techniker der Firma Rathgeber in vorzüglicher
Weise gelöst worden. Tin am Ropfende des Waggons
nicht sichtbar funktionierender selbsttätiger Rotations-
apparat preßt die einströmende Luft über eilte Reihe
von kühlenden Eisschichten, von wo sie durch Decken-
kanäle in die verschiedenen Kompartimente weiter-
strömt, tim, völlig frei voit Staub, durch vergitterte,
mit weitmaschigem Stoff hinterlegte Öffnungen un-
merkbar auszutreten. Die Abführung der ver-
brauchten Luft geschieht durch Aspiratoren. Selbst-
verständlicherweise wurde anderseits auf die Ab-
dichtung aller Verschlußvorrichtungen gegen Zugluft
(Türfalze, Führungen der Schiebefenster, Rlosett-
schüsseln), die peinlichste Sorgfalt verwendet, Die
regulierbare Erwärmung der Räume kann durch
einen int Waggon untergebrachten Zentralofen ge-
schehen oder, auf Linien, die an Stelle des noch
recht primitiveit Systems der Einschiebung von
Wärmekörpern (5. B. auf den französischen Eisen-
bahnen) eine reguläre Heizung der Züge besitzeit, durch
Einschaltung in die durchgehende Zugsheizung be-
werkstelligt werden. Die reichliche Beleuchtung er-
folgt durch Elektrizität. Zur Erwärmung des Bade-
wassers, sowie für die Rüche dient in Vorrat mit-
geführtes Leuchtgas. Ebenso ist für genügenden
Wasservorrat gesorgt, dessen Quantität durch die
Speisung des Badezintmers, säintlicher in den Toupes
und in der Rüche befindlichen Waschvorrichtungen,
durch die Spülung von drei Rlosetts mit Wasch-
apparat weit mehr Raum erfordert als dies bei ge-
wöhnlichen Waggons der Fall ist. All diesen Not-
wendigkeiten nachzukommen ohne die Aufenthalts-
räume dadurch in ihren Ausmaßen zu beeinträchtigen,
daneben aber auch noch Wäsche- und Geschirr-
schränke, sowie Medikamentenkästchen unterzubringen,
erfordert weitgehendste Raumausnutzung, Die sicht
liche Ausstattung durfte mithin nirgends ein Hinder-
nis für die komplizierte Anlage der weit wichtigeren
unsichtbaren bilden, hatte sich ihr mithin, wie das
übrigens in jedem rationell gebauten Pause der Fall
sein müßte, in allen Stücken unterzuordnen, ohne daß
deswegen die Rücksichten auf Wohnlichkeit und an-
genehme Erscheinung Schaden litten. — Der Grund-
riß der ganzen Anlage zeigt in der Mitte der Längen-
ausdehnung einen Salon (Abb. 6V) in voller Breite
des Wagens und vier Meter lang. Zwei für ge-
wöhnlich verschlossene Glasflügeltüren, deren Fenster
wie alle übrigen des Wagens vollkommen aus-
balanciert sind, ermöglichen es, Leidende von außen
direkt in diesen Pauptraum zu verbringen. An ihn
schließt sich beidseitig ein Gang, auf den alle übrigen
Romparti,nente, die zum Teil auch unter sich ver-
bunden sind (fo Salon und Badezimmer, Salon und

MOTO

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650. Entwurf von Alb. Meis gerb er (ein erster Preis).

anstoßende Schlafräume), münden. Das sind auf der
einen Seite: f. Ein vollständig eingerichtetes Bade-
zimmer mit Rlosett und Waschvorrichtung, 2. Rüche
mit perd, Spültisch, Eisschrank, Badeofen, voll-
ständiger Einrichtung für die Speise- und Trinkbe-
dürfnisse von sechs Personen (die Ausrüstung wurde
hergestellt von der Firma Schüssel in München),
3. Dienerzimmer mit zwei Schlafstellen, R Peizraum,
3. Rlosett mit Waschtisch. Auf der andern, mit dein
Salon durch eigene Türen verbunden, schließen sich
an s. und 2. zwei Rompartimente l. Rlasse für je
zwei Betten, beide mit herabklappbarer Waschvor-
richtung, 3. ein für sich abgeschlossener Raum mit
zwei Schlafstellen (Arztcoupe), Rühlraum, 5. endlich
Rlosett mit Waschtisch. Das Ganze ist somit ein
fahrendes paus, versehen mit allem Romfort, init
zusammenhängender Anordnung der Nebengelasse
auf der einen, der Wohnräume auf der entgegen-
gesetzten Seite. — Bei einem großen Teil der Be-
leuchtungskörper (Salon: Deckenbeleuchtung sowie ab-

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