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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Brunnemann, Anna: Die Textilkunst auf der nationalen Kunstgewerbeausstellung zu Stockholm
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0369
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Die Textilkunst auf der nationalen Uunstgewerbeausstellung zu Stockholm.

Im Mittelpunkt dieser schwedischen Ausstellung
nun steht die durch das rauhe Alima bedingte uitd
von alters her geübte Textilindustrie und ihr
perz, von dem ein warmer Lebensstrom bis in die
feinsten Verzweigungen und Ausläufer neuzeitlicher
Tlitekunst flutet, bildet die Hausindustrie. Als
„Landschaftsausstellung" auf eine stattliche Anzahl
von Räumen verteilt, führt sie uns das neu erblühte
Pausgewerbe von der Südspitze Schonens bis Lapp-
land vor, denn auch die Lappländer sind seit mehreren
Jahren als Produzenten in die großartigen Or-
ganisationen der pemslöjdvereine mit einbezogen
worden, die das Pausgewerbe in künstlerischer und
technischer pinsicht fördern, und ihm wiederum seine
ursprüngliche, von der Massenindustrie gefährdete
Stellung im schwedischen peim verschaffen. Tin ganzes
Netz von kunstgewerblichen Ver-
einen überzieht heute das Land,
im Süden mit dem rührigen
Aulturhistorischen Verein zu Lund
beginnend. Die mustergültigsten
Organisationen hat der sstOO zu
Stockholm gegründete Verein für
pemslöjd geschaffen, der unter
dem Protektorat des bekannten
fürstlichen Malers, Prinz Tugen
steht. Prinz Tugen ist auch der
Pauptleiter des Ausstellungs-
komitees. Tinzelne Provinzen
haben frühere Fertigkeiten durch-
aus wieder zur alten pöhe ent-
wickelt, wobei die Wiederherstel-
lung des ursprünglichen Arbeits-

gerätes, die Beschaffung vortrefflichen
Materials und das färben mit den
goldechten heimischen Pflanzenfarben,
was alles seitens der pemslöjdvereine
zur Grundbedingung gemacht wurde,
von reformatorischer Bedeutung im
besten Sinne war. Jede Landschaft
tritt mit den für sie charakteristischen
Textilarbeiten lind deren dekorativer
Besonderheit hervor. Schonen pflegt
zunächst die bereits um f520 dort ein-
geführte flämische pautelisseweberei
(liumslr-väfnack), die besonders für Stuhl-
bezüge, Riffen und Behänge bestimmt
ist. Pier entfaltet der ^kulturhistorische
Verein zu Lund, der auch über ein in-
teressantes Museum verfügt, eine eifrige
und in bezug auf die überlieferten
Muster vorwiegend konservative Tätig-
keit. Wir finden als typisch vertreten
einzelne in heraldischer Weise stilisierte Figuren:
Mensch, Löwe, pirsch, Tinhorn u. dgl. m., auf einem
mit zwanglos verstreuten Blumen bedeckten Grunde.
Die Tulpe ist dabei die am häufigsten wiederkehrende
Blume. Die Farben sind satt und warm, doch nicht
so leuchtend, wie die der naiven, Schweden selbst
entsprungenen Bauernweberei.

Von dieser nun sind Proben aus allen Teilen
des Landes vorhanden; heiter lachende Farbenfrische
herrscht in den südlicheren und mittleren Provinzen,
vor allem in Dalekarlien; etwas ruhiger und ge-
dämpfter und in verminderter Skala treten die Farben
auf, je weiter es nach Norden geht, bis Lappland
wiederum mit leuchtendem Rot, Grün und Blau
arbeitet. Alle Arten der heimischen oder von den
Nachbarländern übernommenen Webarten werden

827. (Stockholmer K.-A. ^909): wadstena-Sxitze; aus der Alöpxelschule

ZU wadstena.

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