Dar Aorpshaus ,,'Iifatia" (Regensburger Wmstküche).
tesi®
378. Aorpshaus „c£ifaria" (Regensburger Wurstkllche); Architekt Richard Lchachner. Gaststube;
Wandmalereien, nach Entwürfen von Paul Neu ausgefnhrt von S. B. Schmitz.
mehr aus dem Fensterrahmen, noch aus dem Raume
(Regensburger Wurstküche) hinwegdenken kann. Daß
diese vier Figuren bzw. Würste, was Humor der
Formgebung und Gebärdensprache anlangt, einfach
unvergleichlich, haben wir übrigens schon oben er-
wähnt. An malerischem Rönnen ■— freilich ein weit-
gedehnter Begriff — darf Paul Neu sich vorläufig
noch nicht als Millionär gerieren; ja, diese Fresken
stehen nicht einmal stets auf der gleichen Höhe
der Durchführung und in die runde Hülle des Ge-
nusses, den sie so freudig spenden, möchte sich
diese Wahrnehmung gerne störend einschieben. Doch
wer mir ungeheure Glasflächen so schmückt wie
Paul Neu, wer so zu erzählen, erfinden, aufzu-
schneiden, zu spötteln, so treulich zu schildern weiß
wie dieser Neu, der ist mein Mann — und da
gibt's weiter kein Genörgel. Ihm verdankt das
Aorpshaus Tifaria bezw. die Regensburger Wurst-
küche in Wahrheit und im ganzen genomnien sehr
viel; wir wiederholen uns zwar damit, aber einerlei.
Nicht die Malerei, sondern letzten Endes denn doch
die Architektur ist bei einem Bau-Referat die Haupt-
sache. Man glaube nur nicht, daß ich nicht wüßte,
was ich tue, wenn ich jetzt von dem graziösen Rauch
eines Eisenbahnzuges erzähle. Märchen und Märchen
türmt er sich auf und zerflattert . . . vom Abend-
licht eines Sonntags auf der Heide draußen blaß-
rosa, blau, violett beleuchtet, vom Winde geneckt.
Verdammt hübsch, diese sich ballenden Wolken des
Rauchs, die aber dann wie große Liebesworte rötlich
über die Wiesen schweben, verflucht fein, dieses
Schleierspiel, dies Entschwinden. Schachners Aunst
gerade das Gegenteil: Dem gleitet nichts aus der
Hand, der behandelt das Holz so schnittig, konstruktiv,
so rechthaberisch, als er einem Grundriß kein „Neben-
nausgehen" erlaubt . . ., ja, die reale Welt mit ihren
vielerlei Ansprüchen und die frauenhaft launische
Schönheit: bei Richard Schachner müssen sie sich
gegebenenfalls beide bescheiden. Denn Schachner:
ein Mann, ein gesunder Aünstler, ein Eharakter-
kopf nicht von heute. Auf den großen Aunsttrom
mein, den Aunstzcitschriften, hört man eben deshalb
auch seinen Namen nicht oft erklingen — und kann
nicht zuviel freunde seiner Aunst haben, aber die
er hat, das sind wohl echte freunde.
Seine Note? Er hat so gut als keine; er drängt
sich einem nicht auf. Ein Deutscher von bestem
Schrot und Aorn. Also schwelgen wir auch nicht
allzugerne in sinnlich-weichen Harbenklängen, und in
der Tat, der Harbe gegenüber ist der Aünstler kein
sorgloser Aavalier. Er haßt sie wohl nicht, aber
kaum dürfte sie ihm ein besonderer Wert in seinem
architektonischen Budget sein. Doch so karg er hier
ist, ebenso wählerisch ist er. Er verunglückt mit
der Palette nicht. Im großen Aneipraum (Abb.383
bis 588) geht beispielsweise das schwere Rot der Vor-
hänge, das gediegene Gelbbraun des Eichengetäfels
und das Schwarz der diversen Rahmen sehr gut zu-
Kunst und Handwerk. 60. Iahrg. Heft 7.
205
27
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378. Aorpshaus „c£ifaria" (Regensburger Wurstkllche); Architekt Richard Lchachner. Gaststube;
Wandmalereien, nach Entwürfen von Paul Neu ausgefnhrt von S. B. Schmitz.
mehr aus dem Fensterrahmen, noch aus dem Raume
(Regensburger Wurstküche) hinwegdenken kann. Daß
diese vier Figuren bzw. Würste, was Humor der
Formgebung und Gebärdensprache anlangt, einfach
unvergleichlich, haben wir übrigens schon oben er-
wähnt. An malerischem Rönnen ■— freilich ein weit-
gedehnter Begriff — darf Paul Neu sich vorläufig
noch nicht als Millionär gerieren; ja, diese Fresken
stehen nicht einmal stets auf der gleichen Höhe
der Durchführung und in die runde Hülle des Ge-
nusses, den sie so freudig spenden, möchte sich
diese Wahrnehmung gerne störend einschieben. Doch
wer mir ungeheure Glasflächen so schmückt wie
Paul Neu, wer so zu erzählen, erfinden, aufzu-
schneiden, zu spötteln, so treulich zu schildern weiß
wie dieser Neu, der ist mein Mann — und da
gibt's weiter kein Genörgel. Ihm verdankt das
Aorpshaus Tifaria bezw. die Regensburger Wurst-
küche in Wahrheit und im ganzen genomnien sehr
viel; wir wiederholen uns zwar damit, aber einerlei.
Nicht die Malerei, sondern letzten Endes denn doch
die Architektur ist bei einem Bau-Referat die Haupt-
sache. Man glaube nur nicht, daß ich nicht wüßte,
was ich tue, wenn ich jetzt von dem graziösen Rauch
eines Eisenbahnzuges erzähle. Märchen und Märchen
türmt er sich auf und zerflattert . . . vom Abend-
licht eines Sonntags auf der Heide draußen blaß-
rosa, blau, violett beleuchtet, vom Winde geneckt.
Verdammt hübsch, diese sich ballenden Wolken des
Rauchs, die aber dann wie große Liebesworte rötlich
über die Wiesen schweben, verflucht fein, dieses
Schleierspiel, dies Entschwinden. Schachners Aunst
gerade das Gegenteil: Dem gleitet nichts aus der
Hand, der behandelt das Holz so schnittig, konstruktiv,
so rechthaberisch, als er einem Grundriß kein „Neben-
nausgehen" erlaubt . . ., ja, die reale Welt mit ihren
vielerlei Ansprüchen und die frauenhaft launische
Schönheit: bei Richard Schachner müssen sie sich
gegebenenfalls beide bescheiden. Denn Schachner:
ein Mann, ein gesunder Aünstler, ein Eharakter-
kopf nicht von heute. Auf den großen Aunsttrom
mein, den Aunstzcitschriften, hört man eben deshalb
auch seinen Namen nicht oft erklingen — und kann
nicht zuviel freunde seiner Aunst haben, aber die
er hat, das sind wohl echte freunde.
Seine Note? Er hat so gut als keine; er drängt
sich einem nicht auf. Ein Deutscher von bestem
Schrot und Aorn. Also schwelgen wir auch nicht
allzugerne in sinnlich-weichen Harbenklängen, und in
der Tat, der Harbe gegenüber ist der Aünstler kein
sorgloser Aavalier. Er haßt sie wohl nicht, aber
kaum dürfte sie ihm ein besonderer Wert in seinem
architektonischen Budget sein. Doch so karg er hier
ist, ebenso wählerisch ist er. Er verunglückt mit
der Palette nicht. Im großen Aneipraum (Abb.383
bis 588) geht beispielsweise das schwere Rot der Vor-
hänge, das gediegene Gelbbraun des Eichengetäfels
und das Schwarz der diversen Rahmen sehr gut zu-
Kunst und Handwerk. 60. Iahrg. Heft 7.
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