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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

DOI Artikel:
Rauecker, B.: Die wirtschaftlichen Grundlagen des modernen Kunstgewerbes in London
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0345
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Die wirtschaftlichen Grundlagen des modernen Kunstgewerbes in London.

leuchtet ein, wie wenig das
Uunstgewerbe zur Aufnahme
solcher Arbeitskräfte gewillt
ist. Die Not, in die cs hier-
bei gerät, wird am besten
klar in einem Blaubuch über
das Royal College, das
voriges Zahr im gerbst er-
schienen ist und in den: die
kunstgewerbliche Erziehung
Londons scharf mitgenom-
men wird. Aus ihnr geht
hervor, daß das englische
Uunstgewerbe seine Zeichner
und Arbeiter zum größten
Teil aus fremden Ländern
beziehen muß.

Die Uuustgewerbeschulen
stehen noch wie von Anfang
an unter dein Einfluß der

7(5. Registraturschräukchen;
von Karl Schwinge; Eichen-
Holz.

7(2. Küchenschrank; von Joh. ffügel. (Vso d. wirkl. Größe.)

iudustrie, oder auch der Hausindustrie vermittelst des Auusthandwerks
unberücksichtigt lassen.

Um aber zu zeigen, wie sehr das Uunstgewerbe, um gedeihlich
sich entfalten zu können, den Wirtschaftsformen unserer Zeit Rechnung
tragen muß, will ich hier noch kurz die Erziehung im Londoner
Aunstgewerbe schildern. Aller erzieherischer wert einer Bildungs-
stätte in England wird an ihrem Erfolg gemessen: An ihrem prak-
tischen Erfolg — nicht an ihren; ideellen. Wäre das letztere der Fall,
so könnte man vielleicht die handwerklichen Bpielereien, die an der
Uunstgewerbeschule der Regierung, dem Royal College of Art in
London, wie auch an den Arts and Crakts Schools des London
County Council getrieben werden, als werte Bemühungen auf-
fasfen, der jungen Aunst- oder Handwerkerseele Ausdrucksmöglichkeiten
zu verschaffen. So aber kleidet sich das allgemeine Urteil über Er-
ziehungsinstitute in das utilitaristische Gewand und srägt als solches
richtend: „Bind die Zöglinge, die ich, das englischeBolk, dir als einen
Wechsel auf die Zukunft anvertraut habe, nützliche Menschen der
Tat geworden?" Oder hier: „Bind die Absolventen der kunst-
gewerblichen Bchulen für die kunstgewerbliche Praxis brauchbar?"

Die Antwort muß für London lauten: Nein, rund und glatt.
Die Ursache liegt in dem Mangel an Anpassung der
kunstgewerblichen Erziehungsmethoden an die mit dem
Zeit- und Arbeitsaufwand rechnenden Produkt! ons-
formen der Neuzeit.

Wenn — wie ich versichere — der gesamte Bchulbetrieb der kunst-
gewerblichen Bchulen Londons mit diesem Ulangel behaftet ist, so

Unten 4 Abteilungen für Bertikal-Registratur mit
Rollenfübrung darüber ft Schubkästen für Karten-
registratur, weiterhin Schubladen für Klischees,
Formulare rc. ; oben Büchergestell mit verschieb-
barer Glastüre. ('/20 d. wirkl. Größe.)

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