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Kuhn, Alfred
Anselm Feuerbach — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 25:, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.73673#0007
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Anselm Feuerbach ist ein spätes Produkt des klas-
sisch-romantischen Geistes, dessen Väter Män-
ner wie Winckelmann, Goethe und Niebuhr sind.
Ihn bejahen heißt demnach, eine ganz bestimmte
Art deutscher Geistigkeit bejahen. Viele sind ihr
abgeneigt, und es sind meist die Tüchtigen, die
unter Schwierigkeiten ans Licht Gestiegenen, die
dem Leben haben fest ins Auge blicken müssen
und es nun um so inniger lieben. Diesen ist die
deutsche klassisch - romantische Einstellung un-
wirklich, sentimental, historisch belastet, und ihre
Kunst, wenn überhaupt Kunst, Gedankenkunst.
Mit ihnen kann man nicht rechten. Hier scheiden
sich zwei Welten, deren jede in sich möglich ist.
Zwischen Courbet—Manet—Liebermann und Ma-
rees—Feuerbach—Hildebrand gibt es keine Ver-
mittlung.
Die Kunst Feuerbachs — ich könnte genau so
gut von der Sehnsucht eines Winckelmann oder
Niebuhr sprechen — ist die Kunst eines hochge-
züchteten Individuums, des Sprossen einer der Ari-
stokratie des Geistes entstammenden Familie, eines
hypersensibeln Menschen von geringer Animalität,
der aus dieser demokratischen Welt voller Häßlich-
keiten in eine hellere reinen Geistes sich flüchtet.
Als Sohn eines Archäologen, dessen Hauptwerk
„Der vatikanische Apoll" dem Jüngling Stunden
tiefster Ergriffenheit bereitet hat, als Angehöriger
einer Epoche, deren Denken in ihren führenden
Köpfen um Athen und Rom kreiste, fand er im

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