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Gesamtkomposition einen inneren Bezirk ein, in dem sich das Wesent-
liche des Bildgeschehens konzentriert, und verklammert gleich einer
innerbildlichen Rahmung die Gruppen gerade an den Stellen ganz eben-
mäßig miteinander, an denen sie sich am auffälligsten voneinander zu
sondern beginnen.
Das Fünfeck ist andererseits in noch so geringem Maße polygonal, daß
im Gemälde seine Ausrichtung nach oben hinreichend deutlich zutage
tritt und es damit die Position, welche die fünf Hauptgestalten stellver-
tretend für ihre Gruppen innerhalb der himmlischen Ordnung einnehmen,
genauer zu versinnbildlichen hilft als die Kreisform. Gottvater wird
herrscherlicher über die anderen Gestalten hinausgehoben und der Blick
energischer zu ihm hinaufgelenkt, als wenn er einer reinen Kreisform
eingebunden wäre. Und da Gottvater nicht im Zenit eines Kreislaufes
thront, im Augenblick zwischen Aufstieg und Abgleiten, wie die vergleich-
bare Gestalt einer Glücksrad-Darstellung, sondern in der Spitze eines
Pentagons, ist seine Position und die seiner Partner unverrückbar, denn
das Fünfeck ist viel sicherer gegründet als der Kreis, ruht es doch auf
einer gedachten Ebene mit einer Seite auf, der Kreis dagegen nur mit
einem Punkt.
Das Aufwärtsgerichtete des Pentagons wirkt sich nicht zuletzt als opti-
sches Gegengewicht zu dem Abwärtsweisenden des Gnadenstuhldreiecks
aus.
Das Fünfeck bleibt nicht die einzige geometrische Figur, die man aus
der Komposition des Gemäldes herauslesen kann. Es lassen sich u.a.
mehrere gleichseitige und mit ihrer Spitze nach oben weisende Dreiecke
bilden: z. B. eines durch Verbindung der Köpfe von Christus, von dem
rückwärtigen Papst und von dem Herrscher, welcher im Hintergrund
Zwischen Kaiser und König zu sehen ist, oder bei Zugrundelegung der
Bildbreite als Seitenlänge ein anderes, das auf dem unteren Bildrand ba-
siert und mit seiner Spitze den Kopf Christi erreicht, und schließlich
t> eines, welches mit seiner Spitze den oberen Bildrand berührt und seine
rechte untere Ecke an der Stelle hat, wo der zurückgesetzte Fuß des
Ritters an den Bildrand stößt (107). Man vermag ein Sechseck zu bilden,
Welches das Pentagon zum größten Teil einschließt und dessen eine Sei-
te durch den oberen Saum des Gottvatermantels, die Grundlinie des Gna-
denstuhldreiecks, bezeichnet wird, während die übrigen Seiten die Ge-
stalten von Maria, Johannes, Kardinal, Papst, Kaiser und König erfas-
sen. Andererseits ordnen sich Kardinal und König axial unter Maria und
Johannes, so daß man in die Konstellation dieser vier Personen ungefähr
ein Rechteck einschreiben kann.
Andreas Speiser meinte, man könne die elliptisch geformte obere Bild-
begrenzung zu einer Ellipse ergänzen, deren Achsen im Verhältnis des
Goldenen Schnittes 8 : 5 stehen und die auf dem "Horizont der Vision"
(d.h. auf dem oberen Horizont) aufruhe. Alles Himmlische sei in ihr
enthalten, während die ideale Gemeinde sich unten an ihren Rand an-
schmiege; nur die Köpfe des Papstes und des Kaisers ragten in sie hin-
ein. Diese Ellipse bilde zusammen mit einem Kreis, dessen Mittelpunkt
m der kleinen kreisförmigen Verdichtung der Wolken unterhalb des Kreuz-
stammes liege, dessen Durchmesser mit der Bildbreite übereinstimme
Gesamtkomposition einen inneren Bezirk ein, in dem sich das Wesent-
liche des Bildgeschehens konzentriert, und verklammert gleich einer
innerbildlichen Rahmung die Gruppen gerade an den Stellen ganz eben-
mäßig miteinander, an denen sie sich am auffälligsten voneinander zu
sondern beginnen.
Das Fünfeck ist andererseits in noch so geringem Maße polygonal, daß
im Gemälde seine Ausrichtung nach oben hinreichend deutlich zutage
tritt und es damit die Position, welche die fünf Hauptgestalten stellver-
tretend für ihre Gruppen innerhalb der himmlischen Ordnung einnehmen,
genauer zu versinnbildlichen hilft als die Kreisform. Gottvater wird
herrscherlicher über die anderen Gestalten hinausgehoben und der Blick
energischer zu ihm hinaufgelenkt, als wenn er einer reinen Kreisform
eingebunden wäre. Und da Gottvater nicht im Zenit eines Kreislaufes
thront, im Augenblick zwischen Aufstieg und Abgleiten, wie die vergleich-
bare Gestalt einer Glücksrad-Darstellung, sondern in der Spitze eines
Pentagons, ist seine Position und die seiner Partner unverrückbar, denn
das Fünfeck ist viel sicherer gegründet als der Kreis, ruht es doch auf
einer gedachten Ebene mit einer Seite auf, der Kreis dagegen nur mit
einem Punkt.
Das Aufwärtsgerichtete des Pentagons wirkt sich nicht zuletzt als opti-
sches Gegengewicht zu dem Abwärtsweisenden des Gnadenstuhldreiecks
aus.
Das Fünfeck bleibt nicht die einzige geometrische Figur, die man aus
der Komposition des Gemäldes herauslesen kann. Es lassen sich u.a.
mehrere gleichseitige und mit ihrer Spitze nach oben weisende Dreiecke
bilden: z. B. eines durch Verbindung der Köpfe von Christus, von dem
rückwärtigen Papst und von dem Herrscher, welcher im Hintergrund
Zwischen Kaiser und König zu sehen ist, oder bei Zugrundelegung der
Bildbreite als Seitenlänge ein anderes, das auf dem unteren Bildrand ba-
siert und mit seiner Spitze den Kopf Christi erreicht, und schließlich
t> eines, welches mit seiner Spitze den oberen Bildrand berührt und seine
rechte untere Ecke an der Stelle hat, wo der zurückgesetzte Fuß des
Ritters an den Bildrand stößt (107). Man vermag ein Sechseck zu bilden,
Welches das Pentagon zum größten Teil einschließt und dessen eine Sei-
te durch den oberen Saum des Gottvatermantels, die Grundlinie des Gna-
denstuhldreiecks, bezeichnet wird, während die übrigen Seiten die Ge-
stalten von Maria, Johannes, Kardinal, Papst, Kaiser und König erfas-
sen. Andererseits ordnen sich Kardinal und König axial unter Maria und
Johannes, so daß man in die Konstellation dieser vier Personen ungefähr
ein Rechteck einschreiben kann.
Andreas Speiser meinte, man könne die elliptisch geformte obere Bild-
begrenzung zu einer Ellipse ergänzen, deren Achsen im Verhältnis des
Goldenen Schnittes 8 : 5 stehen und die auf dem "Horizont der Vision"
(d.h. auf dem oberen Horizont) aufruhe. Alles Himmlische sei in ihr
enthalten, während die ideale Gemeinde sich unten an ihren Rand an-
schmiege; nur die Köpfe des Papstes und des Kaisers ragten in sie hin-
ein. Diese Ellipse bilde zusammen mit einem Kreis, dessen Mittelpunkt
m der kleinen kreisförmigen Verdichtung der Wolken unterhalb des Kreuz-
stammes liege, dessen Durchmesser mit der Bildbreite übereinstimme