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Die Kunde — 7.1939

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Nr. 8
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Schiereck, Fr.: Ostfalens hauskundliche Beziehungen zu Schweswig
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https://doi.org/10.11588/diglit.61998#0215
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Hunderte nach der Zeitenwende die der Angeln und Warnen genannt.
Beide Völker, vor allem aber die Angeln, kommen auf Grund ihrer
alten Stammessitze bereits als Vermittler des Hauses in Frage. Den
Angeln wird auch eine Übertragung des dreiteiligen Quer-Einhaufes
nach England nachgesagt,- Lehmann weist darauf hin, daß Spuren dieses
Hauses in von Angeln ehemals besiedeltem Gebiet Englands nachgewiesen
seien. Das Siedlungsgebiet der Angeln und Warnen lag allerdings mehr
in Elbnähe und in Thüringen; Braunschweigs Landschaft wäre also nur
ein Zipfel von ihm gewesen. Weiter werden die allerdings umstrittenen
Haruden (Hardago, Harzgau) angegeben. An der Zerschlagung des
Thüringer Reiches durch die Franken im Jahre 631 sind die Sachsen
beteiligt (nicht unbestritten). Diesen fällt das thüringische Land nördlich
der Unstrut zu. Wenn sie es nicht nur unter ihre Hoheit genommen,
sondern auch selbst besiedelt haben, müßte man annehmen, daß die
Haussorm der hier beteiligten Sachsen der beschriebenen schleswigschen
entsprochen hätte. Das freilich durch Ausgrabungen schon für die Jahr-
hunderte vor der Zeitenwende im ganzen Nordsee-Küstengebiet nach-
gewiesene dreischisfige Längshaus wäre demnach in seiner Frühzeit nicht
an den Stamm oder die politische Gemeinschaft der Sachsen gebunden
gewesen. Diese Ausgrabungsergebnisse allein sowohl wie das gänzliche
Fehlen des dreischiffigen Längshauses in England besagen ja schon das-
selbe. Jedenfalls haben ethnographische Deutungen, die man besonders
an den Verlaus der süd-östlichen Sachsenhausgrenze knüpfte, nie eine
annehmbare Begründung. Solche Deutungen sind schon deswegen nicht
schwerwiegend, weil die Forschung bis heute weder über die Früh-
geschichte des Sachsenhauses noch des Sachsentums überhaupt, aus-
reichende Aufklärung gegeben hat. — Endlich sind als Einwanderer
in das Harzgebiet noch die dem Sachsentum zugehörigen Nordelbinger
genannt, und zwar schriftlich belegt durch die Slawenchronik des Helmold
von Bosau (12. Jahrh.) und die Kollektaneen des Erdwin von der
Hardtn). In der Slavenchronik sind die Nordelbinger unterteilt in
„Sturmaren, Holzaten und Thetmarsen". Für die Zeit kurz nach 1071
wird dort (I. 26) von den durch die Slawen bedrückten Holsaten gesagt:
„In jenen Tagen hatten sich mehr als 600 Familien aus dem Volk der
Holsaten erhoben, setzten über das Wasser und wanderten weit fort, um
geeignete Plätze für sich zu suchen, um vor den Unruhen der Verfolgung
sicher zu sein. Sie kamen zu den Harzbergen und blieben dort selbst, ihre
Söhne und ihre Enkel bis zum heutigen Tage." Wütschke bringt die
Ortsnamen aus -ingerode mit dieser Einwanderung in Verbindung.
Verbreitet sind diese in der Hauptsache am nördlichen Harzrand und im
westlichen Eichsseld.
Spätere Einwanderungen können nicht erheblich gewesen sein, da
das Land inzwischen stark besiedelt war. Einen weiteren besonderen
") Die betr. Auszüge bringt: I. Wütschke, Die Ortsnamen auf
-ingerode (Zeitfchr. des Harzvereins für Gesch. u. Altertumskunde, 52. Jahrg.,
1919).

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