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Die Kunde — 11.1943

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Rehberg, Max: Ältere Schiffstypen im Gebiet der Niederelbe und der angrenzenden Wasserstraßen
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Verwendung von Kiefernholz zu den Bordwänden und zum inneren Aus-
bau aus.
Die Bordwand der Binnenschiffe im Gebiet der Niederelbe
und der angrenzenden Wasserstraßen setzt sich aus fünf Planken zusammen.
Die unterste heißt die Brune oder Braune, die zweite die Diele oder
Schwelle, die dritte die Wasserlatte, die vierte die Windlatte, die fünfte
endlich der Riesbord. Die Zillen hatten früher oft keinen Riesbord, also
nur vier Planken in den Bordwänden.
Sowohl die böhmischen als auch die Berliner Zillen erhielten mitunter statt
der Vorderkasfe einen geraden oder gekrümmten Steven, während die Hinter-
kaffe beibehalten wurde. Solche „Stevenzillen" befaßen eine größere Tragfähig-
keit, bis 225 1, während die Kaffenzillen 150—200 t trugen. Die böhmischen Zillen
waren wegen ihrer leichten Bauart wenig widerstandsfähig. Wenn z. B. in der
Elbe eine Zille an einer Brücke infolge der starken Strömung querlegte und
man sie durch einen Schlepper wieder in die Stromrichtung zu bringen ver-
suchte, kam es oft vor, daß das Schiff in der Mitte durchbrach. Nach dem Welt-
krieg waren die Zillen verschwunden.
Eine Vorder- und Hinterkaffe besaß auch der fest gebaute Spitzkahn,
dessen ursprüngliche Form man besser noch „Schnabelkahn" nennen könnte.
Die Vorderkaffe war nämlich bedeutend nach oben verlängert. Allmählich
wurde sie so lang, daß die Spitzkähne in leerem Zustande oder bei hohem
Wasserstande nicht mehr durch manche Brücken hindurchkamen. Da ver-
fügte eine Kabinettsorder von 1821, daß die Kaffe nur noch 8 Fuß hoch
sein durfte. Später brachte man statt des langen spitzen Schnabels einen
sich nach oben etwas verbreiternden Kaffenklotz an, der auf der Vorder-
seite mit Messingblech beschlagen war und unter Verwendung von Schar-
nieren nach hinten umgeklappt werden konnte, wenn das Schiff niedrige
Brücken passieren mußte. Solch ein Kaffenklotz wog manchmal mehrere
Zentner.
Die Spitzkähne hatten ein Spitzdeck, eine Erfindung des Magdeburger
Reeders Andreas, der dafür vom König Friedrich Wilhelm IV. den Roten
Adlerorden erhielt. Die Masten der Spitzkähne waren 30—35 m lang, be-
saßen also oft fast die Länge des Schiffes. Ihr Gewicht betrug 30—32
Zentner. Sie konnten nur mit einem Mastenkran aufgerichtet und nieder-
gelegt werden.
Zille und Spitzkahn hatten dasselbe Verbreitungsgebiet: Elbe, Saale, mär-
kische Wasserstraßen, östliche mecklenburgische ^Gewässer bis zur Müritz und den
Oberen Seen, Warthe, Netze, Weichsel.
Der Eldekahn. Während die Schleusen in den östlichen mecklen-
burgischen Wasserstraßen für Finowmaßschiffe eingerichtet waren, konnten
die Schleusen der Eldewasserstraße zwischen Plau und Dömitz zum Teil
nur Schiffe von 31,7 m Länge und 4,3 m Breite aufnehmen. (Heute für
das Finowmaß umgebaut.) So bildete sich ein besonderer Schiffstyp aus,
der in der Hauptsache wohl nur bis Hamburg verkehrte, aber vereinzelt
auch auf den östlichen Mecklenburger Gewässern und auf den märkischen
Wasserstraßen anzutreffen war, der Eldekahn, auch „Mecklenburger" ge-
nannt.

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