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Besonders seltene Formen sind die „Blattspitzen", die ältesten steiner-
nen Speerspitzen (Tat. 2).
Ihrer Form nach gehören diese Funde in die zweite Stufe des Paläo-
lithikums, die nach dem klassischen Fundort Saint-Acheul bei Amiens
in Nordfrankreich als Acheul-Stufe bezeichnet wird.
Nach den geologischen Feststellungen müssen die Träger der
Faustkeilkultur im Leinetale zu Anfang der vorletzten Vergletscherung
des Eiszeitalters, der Riß- oder Saale-Kaltzeit gelebt haben. Da die
Dauer dieser Kaltzeit von 236—183 000 Jahre vor der Gegenwart er-
rechnet wurde, dürfen wir unseren Leinetal-Fundstätten, übrigens den
nördlichsten in Deutschland, ein Alter von rund 200 000 Jahren zu-
schreiben.
A 3 Der wichtigste Werkstoff
während der Alt-, Mittel- und Jungsteinzeit (in Niedersachsen von
200 000 — 2000 vor Chr. Geb.) ist neben Holz und Knochen Feuerstein
oder Flint.
Entstanden ist der Flint während der Kreidezeit durch Zusammen-
ballung gallertartiger Kieselsäure, die im Wasser gelöst war. So bil-
deten sich Knollen von nicht kristallisiertem Quarz im umgebenden
Meeresschlamm, der heute zu Kalk oder Kreide verhärtet ist. Zu uns
kam der Feuerstein, aus den Kreidefelsen des Ostseegebietes heraus-
gerissen, durch die Gletscher des Eiszeitalters in Form von Geschieben.
Feuerstein läßt sich trotz seiner Härte leicht spalten, seine Scherben
sind scharfkantig und eignen sich vorzüglich zum Schneiden, Bohren
und Kratzen. Ein besonders großer Feuersteinblock (55 cm lang, 55 cm
breit und 18 cm dick), gefunden in Perlberg bei Stade, zeigt, daß aus
solchem Rohstoff die größten Werkzeuge geschlagen werden konnten.
A 4 Wandnische mit den Überschriften:
Jagdbeute des Altsteinzeitmenschen aus dem Eiszeitalter. Knochenreste
des Mammuts und des Altelefanten. Gefunden bei Hannover-Döhren,
Hemmingen und Gleidingen.
Mit den Waffen und Werkzeugen des Altsteinzeitmenschen kamen
im Leinetale auch die Knochenreste seiner Jagdbeute zum Vorschein.
In den Kaltzeiten war das gewaltigste Wildpret das Mammut.
Das Mammut (Elephas primigenius) ist mit seinem dichten Pelz der
typische Vertreter der Kaltzeiten während des Eiszeitalters. Bluts-
verwandtschaft besteht mit dem indischen Elefanten. Es lebte in den
Tundren, den großen moos- und flechtenbedeckten, sumpfigen Ebenen mit
Eisböden nördlich von der Baumgrenze und südlich von den Gletschern.
Seine Kennzeichen sind neben dem dichten und bis zu 40 cm langem
Haar der hohe, domartig gewölbte Schädel und die fast kreisförmig ge-

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