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Die Kunde — N.F.10.1959

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Heft 1-2
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Tackenberg, Kurt: Die Scherben der Grabung Wellie
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Berghaus, Peter: Ein karolingischer Münzring von Herbrum: (Kreis Aschendorf-Hümmling)
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https://doi.org/10.11588/diglit.71587#0102
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Schon wenn man die Klimakurve der ganzen frühen Eisenzeit in Rechnung
stellt, kommt man dazu, die Siedlung Wellie nicht etwa in den ersten Ab-
schnitt zu datieren, sondern in den zweiten, was durch die vorhandene Ton-
ware sowieso schon herausgestellt werden konnte.

Ein karolingischer Münzring von Herbrum
(Kreis Aschendorf-Hümmling)
Von Peter Berghaus
Mit 4 Abbildungen im Text und 4 Tafeln
Im Januar 1951 gelang dem Niedersächsischen Landesmuseum Hannover
eine bedeutsame Erwerbung in Form eines recht ungewöhnlichen goldenen
Fingerringes. Die Finderin, Frau Thea Rademaker geb. Hensen, Herbrum,
schilderte dem Landesmuseum in einem Brief vom 22. Januar 1951 die Fund-
umstände und berichtete auch noch einmal dem Verfasser bei einem Besuch
am 6. Oktober 1959 mündlich über den Fund. Danach ist der Ring im Jahre
1950 beim Kohlhacken auf einem Feld gefunden worden, das westlich der
Bundesstraße 70 zwischen Herbrum und Aschendorf etwa 250 m südlich des
Hauses Nienhaus gelegen ist. Die Fundstelle selbst ist heute nui wenige
Meter von der inzwischen beträchtlich verbreiterten Bundesstraße entfernt.
Frau Rademaker weist darauf hin, daß hier im vergangenen Krieg Schützen-
gräben ausgehoben worden sind und hält es für nicht unmöglich, daß der
Ring bei dieser Gelegenheit aus größerer Tiefe an die Oberfläche befördert
worden ist.
Der Ring besteht aus einem kräftigen Goldreif von 20 mni Durchmesser,
auf den eine goldene Schmuckscheibe von 30 mm Durchmesser aufgesetzt ist.
Diese Schmuckscheibe ist offensichtlich in einem Arbeitsgang gegossen wor-
den, wenn sie auf den ersten Blick auch den Eindruck erwecken mag, als
handele es sich um eine im Granulationsverfahren mit drei Perlreifen gefaßte
echte Goldmünze (Abb. 11). Das Mittelstück, ein einseitiges Goldmedaillon
von 21,5 mm Durchmesser, bildet jedoch deutlich mit den teilweise unsauber
gegossenen drei Perlreifen eine von Anfang an beabsichtigte Einheit. Es
zeigt in barbarischem Stil ein nach rechts gerichtetes Brustbild, auf dessen
Schulter eine runde Spange ein faltiges Gewand zusammenhält. Der arg ent-
stellte Kopf, dessen Auge bis in die Nähe der Nasenwurzel gerückt ist, ist
mit einem durch Punkte angedeuteten Lorbeerkranz geschmückt, gebunden
mit einem Band, dessen Schleifenenden hinter dem Nacken herabfallen. Uber
dem Kranz ist das Haar durch einige parallel laufende kurze Striche angedeu-
tet. Unter dem Brustbild beginnt die Legende, die im Bogen um den Kopf
herum rechts vor der Büste endet:
CHLVOOVIG^IMPAVG
Am Rand der „Münze" sind Spuren eines Perlrandes besonders unten und
links gut zu erkennen.

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