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Die Kunde — N.F.10.1959

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Heft 3-4
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Thielemann, Otto: Mesolithische Stationen im Salzgitterschen Höhenzug: Die Siedlung Mehlenberg, Gemarkung Groß-Döhren Funde an der Grevelquelle, Gemarkung Othfresen Streufunde auf den Muschelkalk-Firsten
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https://doi.org/10.11588/diglit.71587#0238
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serlein der Hainbeeke, die über Othfresen zur Innerste fließt, und die
Rinnsale des Stobenbergbaches, der sich auch durch den alten In-
nerstepaß bei Liebenburg zwängt und ostwärts in Richtung Klein-Mahner als
Kulmbach die Warne erreicht. Hier plätschert er in der Flußsenke der ehe-
maligen Innerste dahin. Die für die Wasserleitung abgefangenen starken
Heimeroder Quellen im oberen Zuge des präglazialen Innerstelaufs wurden
schon erwähnt.
Der Fundplatz
Die vorstehend geschilderten Gegebenheiten, die starke Auflockerung und
großflächige Einebnung der Bergketten und der Reichtum an ergiebigen, viel-
leicht auch salzhaltigen Quellen (s. „Sölenhai und Sölen teich"),
haben frühe Steinzeit-Siedler zur Ansiedlung auf den Hängen des Mehlen-
berges verlockt und ihnen den Weg von den Okerbreiten westwärts ins
Innerstetal gewiesen. Funde und Fundkarte weisen das aus. Die Rogenstein-
rippe des Mehlenberges dacht sich flach nach Osten und steiler nach Westen
ab und neigt sich nach Norden gegen die Hainbeeke flachzungig von 240 m
bis auf 200 m hinab. Auf dieser gegen die Bachrinne gerichteten Hangnase im
Buntsandstein lag die frühsteinzeitliche Siedlung, deren Fundergebnisse nach-
folgend vorgelegt werden. Der Wohnplatz hatte auf den trockenen Verwit-
terungshängen in wasserreicher Umgebung eine ausgesucht vorteilhafte Lage.
Der Mehlenbergrücken war je nach Bedarf nach beiden Haupt-Windrichtun-
gen ein idealer Wind- und Wetterschirm, zugleich auch eine günstige Kon-
trollstelle nach beiden Seiten. Und für die leibliche Versorgung wird das da-
mals wohl nur licht bestockte Gelände reichlichen Tisch an Kleingetier und
Wildgeflügel sowie an Waldfrüchten und Wildgemüse geboten haben. Den
Nachlaß der Siedler habe ich größtenteils in dem Jahrzehnt vor und nach 1940
dort oben aufgelesen. Das Fundvorkommen verdichtete sich auf dem flacheren
östlichen Teil der Mehlenbergkuppe (heute zumeist Grasland). Doch streuten
die Spuren dünner über den ganzen Hang und auch die Westseite nach Heis-
sum hinab und — hier meist isoliert — bis zur Grevelquelle hinunter3. Wie-
weit entfernt verstreute Gratfunde auf den Längskämmen des Höhenzuges in
dieses Fundbild eingeordnet werden können, soll bei der nachfolgenden Fund-
besprechung erörtert werden.
Das Fundgut
A. Die Artefakte vom Mehlenberg
Das mesolithische Fundgut besteht mit Ausnahme einer Knochenspitze und
zwei kleinen Hornfelsklingen aus Feuerstein. Von rund eineinhalb hundert
aufgelesenen Stücken sind über ein Drittel gut bearbeitete Werkzeuge, auch
Bruch und Abfall zeigen noch teilweise Bearbeitungsspuren. Das Flintmaterial
spielt durchweg in bräunlich-grauen Tönungen und geht nur bei wenigen
Geräten in bläulich-weißen oder steinguthellen Schimmer über. Kalkweiße
Patina tritt nicht auf. Längere Dauer und Bodenständigkeit der Besiedlung
wird durch brandrissiges Silexgut sowie durch einen narbig ausgehämmerten
Pinkstein (Abb. 1,1) und durch mehrere Kernsteine erhärtet.

3 O. Thielemann, Quellen und Siedlungen im Harzvorland. Harzer Heimatland v.
18. 3. 1937, Gesch. Beilage z. Gosl. Ztg.

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