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Die Kunde — N.F.16.1965

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Thielemann, Otto: Die bandkeramische Siedlung Wülperode, Kreis Halberstadt, und die bandkeramischen Siedlungsfunde westlich der Oker
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https://doi.org/10.11588/diglit.72624#0015

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weit vorgeschoben, Flachstöckheim (bandkeramische Scherben im Ackeraus-
hub) 11.
Diese bandkeramischen Westoker-Vorposten, vorwiegend nahe beieinander
im Schladener Raum, erklären sich aus dem uralten Oker-Ubergang hier auf
der nördlichsten Zunge der Steinfeldschüttung zwischen Isingerode und Schla-
den. Nach den bisherigen Verbreitungskarten müßte man den Fundplatz
Schladen mit seinen westwärtigen Fundverzweigungen im Zuge der Fallstein-
straße über Hornburg her von den bandkeramischen Fundorten am nörd-
lichen Fallstein um Osterode, Veltheim und Hessen herleiten. Die mir zu-
gänglichen bandkeramischen Fundkarten lassen jedenfalls den Raum zwischen
Oker und Ilse südlich der Poststraße Hornburg—Schladen so gut wie fundleer,
so die von Krone, Buttler, Butschkow, Jacob-Friesen, Schroller, Hemprich und
Heberer12. Hemprich bringt nur eine einzige Siedlung in diesem Gebiet, dazu
weit südlich nahe nördlich Ilsenburg, ebenso verzeichnen Buttler, Butschkow
und Heberer auch nur eine nahe westlich der Ilse, etwa bei Osterwieck-
Schauen. Bei Jacob-Friesen bleibt der ganze Raum fundleer. Nur Schroller
weist außer zwei nördlichen, im äußersten Mündungswinkel zwischen Ilse und
Oker gelegenen Siedlungspunkten (die aber wahrscheinlich nicht hier im
Bruchgebiet, sondern wohl am Rand der Börssumer Platte nördlich vom Bruch-
graben zu lokalisieren sind) südlich noch zwei weitere Stellen nahe Schauen-
Osterwieck aus, die sich vermutlich mit der von Buttler und Butschkow ver-
merkten decken.
In dieses Fundbild füge ich nachstehend eine weitere, m. W. bisher unbe-
kannte bandkeramische Siedlung ein. Es ist der Wohnplatz Wülperode-
„Lehmkule", den ich noch vor Ende des 2. Weltkrieges einigermaßen stu-
dieren konnte. Er weist auf den hydrographisch stark zertalten Buckeln zwi-
schen Ilse und Oker eine schon westwärts der Stimmecke belegene Vor-
marschstation aus, die durch diese näher an die Oker herangerückte Lage
ebenfalls für das Durchschleusen von bandkeramischen Siedlern durch die
Schladener Furt in Frage kommen kann.
Die Lage der Wülperoder Siedlung und die Geschichte der Fundbergung
Die bandkeramische Siedlung Wülperode, Kr. Halberstadt, ist in der Wül-
peroder Lehmkule im östlichen Gemarkungszipfel an dem Feldweg Wülpe-
rode-Bühne — etwa 2 km östlich der heutigen Zonengrenze — aufgeschlossen
(s. MTB1. Ausschnitt Vienenburg 4029). Dieser große und tiefe Erdaufschluß
von gut 100 m Länge und etwa halber Breite schmiegt sich hier bei 125 m
Höhenlage in eine nach Osten zur Stimmecketalung sich öffnende Gelände-
mulde, eine für bandkeramische Siedlungstopographie sehr bezeichnende Lage.
Die hohen, oben entkalkten Lößwände bilden in den unteren Lagen lößkindel-
artige Konkretionen (Taf. I, 1 u. 2). Die dunkelerdigen Wohngruben-Auf-
schlüsse zeigten sich etwas verwaschen und verwachsen schon am flacheren

11 F. Niquet, a.a.O., Anm. 8, H. 3, 1954, S. 95.

12 O. Krone, a.a.O., Anm. 3. — W. Buttler, a.a.O., Anm. 1, S. 11. — H. Butschkow,
Die bandkeramischen Stilarten Mitteldeutschlands. Haller Jahresschr. Bd. XXIII (1935)
Tf. LXXXVIII. — K. H. Jacob-Friesen, Die Grenze der Formenkreise von Megalith- und
Bandkeramik. Nachr. aus Nieders. Urgesch. (1925) 2. — H. Schroller, Die nordische
Kultur in ihren Beziehungen zur Bandkeramik. Nachr, aus Nieders. Urgesch. (1932) 53. —-
A. Hemprich, Der vorgeschichtliche Mensch, die vorgeschichtliche Besiedlung und Kultur-
entwicklung im Harzgau. B Die jüngere Steinzeit. Halberstadt 1935. — G. Heberer, Die
mitteldeutschen Bandkeramiker. Mitteldeutsche Volkheit 7 (1939) Abb. 2.

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