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Die Kunde — N.F.16.1965

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Lampe, Wilhelm: Der Kulthammer von Störy
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https://doi.org/10.11588/diglit.72624#0043

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nige Hase 12, und die Kontinuität der heiligen Drei vor andern Zahlen fällt auf
weiteren Gebieten ins Auge 13.
Zum Sinnzusammenhalt zwischen der bildhaften Zeichnung und dem Ham-
mer als Träger kultischen Gutes sprechen die imaginativen bronzezeitlichen
Felsritzungen in Skandinavien dazu eine eindeutige Sprache. Nicht nur in den
Dreifingergestalten („Priester"), das sich auch auf die Zehen erstreckt, im Ge-
gensatz zu den großen Fünffingern („Götter"), sondern noch sichtbarer bei
den Trägern der schwingenden Äxte, die kämpfen oder segnen, kommt die
kultische Handlung zum Ausdruck14. Besonders auf einer Granitkuppe bei Bo-
huslän, rings um die Ackerflur, sind in Umrißschöpfungen die religiösen Ge-
danken der Ackerbauer zum Niederschlag gebracht.
In den folgenden Zeithorizonten lebt der Hammer als Symbol der Fruchtbar-
keit und der Macht weiter. Deutlich klingt es aus dem Eddaliede von Thrymwie-
der15. Ebenso erzählte dort im Norden der bildhafte Niederschlag in der Uber-

12 Barner, W., Hoike, Sagen und Erzählungen usw. Alfeld (1960) 57. — Thielemann, O.,
Das Mythische des dreibeinigen Hasen. In: Harzer Heimatland, Geschichtsbeilage zur
Goslarschen Zeitung (1949) Nr. 1. — Der gespenstische Hase: Northeimer Heimatblätter
(1965) H. 3, 18.

13 Mogk, E., Die Dreizahl; Hoops, J., Reallexikon d. Germ. Altertumsk., Bd. I. Straß-
burg (1911) 487. — Aus der Überlieferung ist im Mittelalter durch Nordwestdeutschland
das „Dreitimpenbrot" als Festgebäck verbreitet, u. a. auch als Wappensymbol der Al-
felder Bäckergilde mit dreifacher Wiederholung; als heiliges Gebildbrot auf der „Gol-
denen Tafel" (Lüneburg) und im Codex Gisle (1309) im Domschatz Osnabrück. — Siehe
Barner, W., Weihnachtliche Backformen und Gebildbrote. Blätter f. Volkstum und Hei-
mat (1941) 14, Nr. 9 und Alfelder Zeitung vom 17. 12. 1941. — Ferner regional: Das
steinerne Relief mit dem „Soltmänneken" (1565) an der Kirche in Bad Salzdetfurth mit
den drei Salzhaken im Kreise und im Wappen nebst drei „Salzkuchen". — Siehe
Kabus, Fr., Von Sole, Salz und Sölter. Stadtverwaltung (1961) 27, Abb. 1.

14 Schultz, W., Die religiöse und geistige Kultur der germanischen Bronzezeit. I. Teil.
Die Germanen und die Kultur der Felsritzer. Jahreshefte d. Gesellschaft f. Anthropolo-
gie und Urgesch. d. pr. Oberlausitz. Görlitz, 3 (1929) H. 2, S. 97 ff. — Almgren, O., Nor-
dische Felsritzungen als religiöse Urkunden. Frankfurt am Main, D. Ausg. (1934) 87,
Abb. 45. — Ekholm, G., De skandinaviske hällristningarna och deras blydelse, Ymer.
Stockholm (1916) 276, Fig. 11/12, bohuslänisches Felsbild von menschlicher Gestalt,
dessen Rumpf die Form eines Ringes hat. — Kühn, H., Die Felsbilder Europas. Stutt-
gart (1952) 158 ff. — Ein spätes Erscheinen ähnlicher Ritzzeichnungen taucht in der
merowingerzeitlichen Metallkunst mit der Dreifingerigkeit — selten der Dreiheit —
der Menschendarstellungen auf. Vgl. Behrens, G., Merowingerzeit. Katalog d. Röm.-
Germ. Zentralmuseums 13 (1947) Abb. 147. — Noch eindeutiger in den Glasflußritzun-
gen des 8.—11. Jahrhunderts: Gandert, O. F., Die Alsengemmen. 36. Bericht d. Röm.
Germ. Kommission 1955: Aus dem heidnischen Friesland wanderte die aus der Bronze-
zeit geläufige Göttertrias mit dem Dreifinger, oft mit dem Attribut des Bartes und
daneben den Lebensbaum auf den magischen Steinen— 76, davon 46 der Dreiheit - —
als „Siegsteine" schließlich auch in die kirchliche Kunst Niedersachsens. S. 214 f., Taf. 31,
s. dort Hildesheim: Domschatz auf Evangeliar (Figuren kopfstegend!) und Godehardi-
schrein, Heiningen: Stiftskreuz, und Lüneburg: Goldene Tafel. — Die dreigliederige
Kette der nordischen Mythologie endete in unserer Heimat mit den Namen Wodan,
Saxnot, Donar in der Abschwörformel.

15 Schultz, W., Die Felsritzung von Hvitlycke und das Edda-Lied von Thrym. Man-
nus, 21 (1935) 52 ff. — Ebenda Röck, Fr., Welt- und Kalenderbilder, S. 14.

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