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Die Kunde — N.F.16.1965

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Lampe, Wilhelm: Der Kulthammer von Störy
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https://doi.org/10.11588/diglit.72624#0044

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gangszeit zum Christentum von der Geisteshaltung ihrer Schöpfer16. Auch der
Süden behält die Fäden zu dem alten Kultgerät bei17. Im Mittelalter tauchen
hie und da einzelne Züge des alten Beilzaubers selbst in lokaler Nähe auf18.
Die Axt im Brauchtum des bäuerlichen Rechtslebens aus dem Mittelalter
in den Markgenossenschaften (Almende) der Umgebung von Hildesheim
stammt aus den Quellen, die urgeschichtlich flossen 19.
Der Hammer von Störy ist ein weiterer dokumentarischer Beleg für die Re-
ligionswissenschaft der frühen Bronzezeit in Südniedersachsen. Die Zeichnung
des Fundes durch Herrn R. Gödert für das Heimatmuseum in Alfeld verdanke
ich meinem Freunde Wilhelm Barner.

16 Salven, E., Bonaden frän Skog. Stockholm (1923) Pl. I und III, S. 107/9, der Wand-
teppich von Skog und die Bildwebe von Overhogdal, wo die Christen zu Fuß und zu
Pferde mit erhobenen Äxten gegen dämonische Tiere und ein Götzenbild vorgehen.

17 Amira, R., v., Die germanischen Todesstrafen. Unters, z. Rechts- und Religions-
gesch. Abh. d. Bayrisch. Akad. d. Wissenschaften, 31. Ber., 3. Abh. München (1922) 201.
„Die Axt oder Barte, nicht nur als Strafwerkzeug, sondern als Attribut einer Gottheit,
Kultgegenstand und Opferwerkzeug." — Vgl. Kühn, a.a.O., S. 139 „immer ein heiliges
Gerät und Symbol der Macht."

18 Lampe, W., Uber zwei Kentaurendarstellungen in den beiden Türmen der Stifts-
kirche zu Gandersheim. Nieders. Jahrbuch, Nachr. aus Nieders. Urgesch. 7 (1930), S 88 ff.,
Abb. 13 b. Das Relief des Kentauren mit linksgeschulterter Axt, unheilabwendend, mit
der Kirche Gnaden im finstern Südturm. — - Vgl. auch die fremde, dunkle Symbolik,
u. a. die zweimaligen Doppelkentauren mit Bärten im Gerank der Engelchorschranke
in St. Michael, Hildesheim. Vgl. v. Troschke, Die Chorschranken, Alt-Hildesheim 26 (1955).

19 Boysen (Oberbürgermeister), Das Hildesheimer Höltingsbuch (um 1500). Zeitschr.
d. Harz-Vereins f. Geschichte und Altertumskunde. Wernigerode, 30 (1877) 272/76, mit
der „halben Barden" oder „halven Bahre" = Rechtseinheit am Holze. — Vgl. Zeitschr.
d. Hist. Vereins f. Niedersachsen. Hannover (1881) 201. Vorholz. — Grimm, J., Weis-
tümer, Bd. 3, Neudruck (1957) 258 und 255. Das Hölting auf dem Vorholz und Hölting
zu Hohenhameln (1579). — Handschriftliches Höltingsbuch, die „Holtzordnung" von
Störy (1709) und Hary (1778): Die „Erbholten = „Erbäxen"... Das Rechtssymbol des
„Holtgreven" ist die „Holtzesbahre", mit der er auf die abkömmlichen Bäume die
„Holtzesbohren" fleckt. Sonst aus der Umgebung die „Malbarte", „die freye Axt" und
der „Malhammer". — Auf der Fastnachtsköhr in Störy, 1801, wird um die „Fastnachts-
teile" (grobes Holz) mit den Kohrenmessern geworfen, „eine kultische Fiktion im klei-
nen Kreise ...die Sitte des Loswerfens im nordischen Gebiet bis auf den heutigen
Tag." — Pittioni, D., Die Grundlagen der europäischen Kultur. Wien (1949) 347. — Vgl.
Seidensticker, Aug., Rechts- und Wirtschaftsgeschichte norddeutscher Forsten. Göttin-
gen (1896) Bd. I, S. 51, Hohenbüchen, Kreis Alfeld): Jeder Hof erhielt „zwei hölzerne
in einem Beutel verwahrte Würfel".

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