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Die Kunde — N.F.16.1965

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Hayen, Hayo: Der Bohlendorf I (Bou) in der Dose zwischen Sprakel und Tinnen (Kreis Meppen, Reg.-Bez. Osnabrück)
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https://doi.org/10.11588/diglit.72624#0090

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,Tinner Dose' und zu den Resten der römischen,Pontes Longi'im
Emslande". Seine Beobachtungen sind recht genau und interessant. Die
wichtigeren Abschnitte sollen hier wiedergegeben werden.
„In Lathen fanden wir den genannten Amtsvoigt bereit, uns zu seiner Ent-
deckung in die ,Tinner Dose' zu geleiten. Er sagte uns, er wisse allerdings
nicht, in welchem Zustande jetzt sein Bohlenweg seyn möchte, da er seit zwei
Jahren nicht an Ort und Stelle gewesen, auch sonst keine specielle Kunde von
dorther bekommen habe...
Wir wanderten zuerst durch die Lathener Dose in südöstlicher Richtung bis
zu einem mitten aus Moor hervorragenden sandigen Rücken, ,der Hengstberg'
genannt. Es ist dieß einer der Dünenarme, die vom Emsthale aus an verschie-
denen Stellen in die zur Seite liegenden Moore hineinlaufen...
Von dem äußersten Ende des Hengstberges ist nach dem Hümmling hin eine
breite, ununterbrochene, ganz flache Moorpartie (die Tinner Dose). Doch tritt
aus dem Hümmling eine andere Sandspitze westwärts hervor, die gleichsam
ein niedriges Vorgebirge des Hümmlings bildet und die ,Sprakeler Düne' heißt,
so wie auch die Bauernschaft, die auf dieser niedrigen Landspitze haust, den
uralten Namen Sprakel führt. Zwischen beiden genannten Spitzen, der
,Sprackeler Düne' und dem ,Hengstberge', verengt sich das Moor auf etwas
weniger als zwei Stunden, und in der Linie zwischen beiden Spitzen liegt nun
das alte ,Werk der Römer', welches wir suchten ...
Natürlich sinkt der Hengstberg, wie alle diese Sandrücken, sehr allmählich
unter das Moor hinab. Anfangs ist das aufliegende Moor nur wenige Zoll dick,
allmählich ein und mehrere Fuß tief, und nach und nach wird es unergründlich...
Es mögen in der hölzernen Moorbrücke hie und da Lücken seyn und Planken
fehlen. Es war daher nicht ganz leicht, sie unter der dicken Torf- und Moor-
decke, unter der sie steckte, überall nachzuweisen. Doch ging unser Führer
eifrig suchend voran, indem er mit seinem langen Stecken von Zeit zu Zeit
das Moor sondirte. Endlich blieb er stehen und rief uns triumphierend zu, er
habe die Brücke.
Er ließ uns sofort seinen Stab probieren; wir stießen damit hinab und
empfanden deutlich genug, daß wir mit ihm auf etwas hartes, was anscheinend
Holz war, geriethen. Machten wir dasselbe Experiment wenige Ellen zur Seite,
so war da nichts Hartes zu finden, vielmehr ging es in's unergründlich Weiche
hinab. Indem nun alle Mitglieder der kleinen Gesellschaft mit ihren Wander-
stäben bohrten und sondierten, verfolgten sie die Linie eine Strecke weit in's
Moor hinaus und riefen sich häufig, wenn sie gegen das Holz stießen, zu: Hier
ist sie! Hier ist sie wieder!...
Es kam uns nun zunächst darauf an, jene Löcher oder Schachte, die man
1880 gegraben hatte, wieder zu entdecken. Wir fanden sie auch; allein leider
hatten sich die Torfbauern die Mühe gegeben, sie zu verstopfen und mit Rasen
und Torfstücken zuzuwerfen. Und da wir keine zu ihrer Wiedereröffnung
tauglichen Werkzeuge bei uns hatten, so blieb uns nichts übrig, als auch hier
wieder zu sondieren und uns durch unsere Stecken und Wanderstäbe von der
Anwesenheit des unterirdischen Gesellen zu überzeugen.
Weiter wandernd fanden wir eine ganze Reihe solcher trostloser verschütte-
ter Löcher, und da sich in den weiten Wüsteneien sonst nichts darbieten wollte,
so bemächtigte sich unserer kleinen forschenden Genossenschaft eine ziemliche
Niedergeschlagenheit und ein Gefühl von Unbefriedigtseyn. Wir fingen schon

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