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Die Kunde — N.F.16.1965

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Pudelko, Alfred: Ein alter West-Ost-Übergang durchs Elbtal in Anlehnung an den Höhbeck
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https://doi.org/10.11588/diglit.72624#0193

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freundlicherweise eine Auswahl dem Heimatmuseum Vietze zur Verfügung
stellte 7.
5. Lenzen. Es wird verzichtet, die Funde auf dem Löcknitzufer um Lenzen
im einzelnen zu erwähnen. Sie sind aus den Karten und Fundlisten zu ent-
nehmen, die in dem Werk von Waldtraut Bohm über die Vorgeschichte des
Kreises Westprignitz enthalten sind. Ob es neuzeitliche, ergänzende Zusam-
menstellungen gibt, konnte ich nicht mehr feststellen.
Diese Darlegung, die sich streng an eine schmale Linie zwischen Gartow
und Lenzen hält, wäre jedoch unvollständig, wenn nicht noch auf Fundmaterial
hingewiesen würde, das zwar in einiger Entfernung von diesem Verkehrsweg
aufgetaucht ist, aber offensichtlich in Verbindung mit ihm zu sehen ist.
800 m südwestlich von Höhe 20,2 m („Old Brück") und jenseits des „Restor-
fer Sees" liegt auf dem Kirchengrundstück von Restorf ein kleiner Hügel. Beim
Neubau des Pfarrhauses 1963 konnte dieser Hügel und eine größere anschlie-
ßende Fläche (Baugrube des Hauses) untersucht werden. Unter einer starken
mittelalterlichen Schicht, die zahlreiche Scherben, dicke Pfostensetzungen und
einen Sohlengraben erbrachte, fanden sich in 1,70—2,00 m Tiefe Fundstellen,
die eine grobe, stark gerauhte, einfache Keramik lieferten; ein Randstück zeigt
dicht unter dem Rand sitzende Knubben. Das wäre ein weiteres Beispiel für
das Einströmen Aunjetitzer Kulturelemente in unsere Landschaft 8. Der kleine
Hügel am neuen Pfarrhaus von Restorf zeigte mehrere Brandschichten, darunter
eine dicke, eine Lage großer Steine und zahlreiche Funde mittelalterlicher
Keramik. Es handelt sich wahrscheinlich um ein Bauwerk (heutige Maße rund
20X15X2 m) auf einem grundherrlichen Gut, das vielleicht zu Verteidigungs-
zwecken dienen sollte. Ob man es in die Gruppe der „Turmhügel" einordnen
kann, erscheint jedoch noch fraglich 9. Dicht südlich dieses Hügels kamen 1936
Scherben zutage, die zur Kamm-Grübchen-Keramik gehören und demnächst
veröffentlicht werden (Rest 7). Gerade dieser einzigartige Fund beleuchtet die
hier wirksam gewesene Ost-West-Verbindung besonders eindringlich.
Auch der rund 500 m östlich von der aufgezeigten Verkehrslinie liegende
Wolfsberg (20 m) brachte Funde aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit (Ga 5, 6
und 29).
Überschauen wir am Schluß noch einmal das aufgezeigte Fundmaterial, so
wird deutlich, daß die Aufgabenstellung „West-Ost-Ubergang" offensichtlich
zu eng gefaßt ist. Wenn auch wohl diese Verkehrsrichtung (und umgekehrt)
vorherrschte und in manchen Zeiten besonders hervortrat, so vollzog sich
darüberhinaus hier auch ein Umschlag mit dem Flußwege, auf dem die Ein-
flüsse mitteldeutscher Kulturen im wesentlichen herangekommen sein werden.
Wenige Einzelstücke deuten darauf hin, daß, besonders auf der Höhe 20.2
(„Old Brück"), auch noch die Jahrhunderte zwischen 500 und 800 n. d. Z. durch
Funde nachgewiesen werden können. Damit gewänne unsere Durchgangsland-
schaft eine weitreichende Bedeutung. Jedoch sind solche Erkenntnisse nur
durch größere Flächengrabungen zu erreichen, und mit diesem Hinweis ist die
letzte und wichtigste Aufgabe dieser Betrachtung ausgesprochen.

7 Siehe „Hamburger Beiträge zur Numismatik, H. 5 (1951) 67.

8 Durch freundliche Vermittlung von Herrn Dr. W. Nowothnig, Hannover, wurde ich
aufmerksam gemacht auf: „Ausgrabungen und Funde". Berlin, 1 (1956) 21 ff. — Kramer,
Sieglind, Ein Bronzehortfund der frühen Bronzezeit aus Bresinchen, Kreis Guben. Das
Restorfer Fundstück (Rest 1) entspricht etwa den Abbildungen zu diesem Bericht.

9 Vgl. Aufsatz des Verfassers in „Die Kunde" (1959) 1—2, S. 141.

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