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Die Kunde — N.F.20.1969

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Nierhaus, Rolf: Der Silberschatz von Hildesheim: Seine Zusammensetzung und der Zeitpunkt seiner Vergrabung
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https://doi.org/10.11588/diglit.73396#0062

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Der Silberschatz von Hildesheim1
Seine Zusammensetzung und der Zeitpunkt seiner Vergrabung
Von Rolf Nierhaus

Am 17. Oktober 1968 war genau ein Jahrhundert seit der Auffindung des
Silberschatzes von Hildesheim ins Land gegangen. Grund genug, so scheint
mir, in unserer jubiläumsfreudigen Zeit einen Augenblick der Besinnung
darauf zu verwenden, was für Ergebnisse die Beschäftigung mit dem Schatz
für unsere Kenntnisse der Geschichte, Kunst und Kultur der Jahrzehnte um
Christi Geburt und etwas danach auf dem Boden des Römischen Reichs wie
im Freien Germanien gezeitigt hat. Wir beschränken uns dabei auf die ge-
schichtliche und kulturgeschichtliche Bedeutung des Schatzes und lassen eine
kunstgeschichtliche Würdigung seiner qualitätvollen Stücke für diesmal bei-
seite.
Um zunächst auf die Fundumstände einzugehen, so genügt es hier zu sagen,
daß der Schatz offenkundig nicht als Grabausstattung eines der im Freien
Germanien während der ersten 4 Jahrhunderte n. Chr. nicht eben seltenen
Fürsten- oder Edelingsgräber in den Boden gekommen ist, sondern einen
echten Versteckfund darstellt. Es ist kein Grund zu der Annahme vorhanden,
daß es sich um eine Niederlegung von Opfer- oder Weihegaben handle. -
Ferner ist in diesem Zusammenhang festzuhalten, daß bei der Auffindung
gewisse, im einzelnen nicht mehr feststellbare Verluste eingetreten sind, die
zwar nicht allzu schwer wiegen, aber das Gesamtbild des Schatzes doch beein-
trächtigen und eine Schatzanalyse erschweren.
Mustert man die wissenschaftliche Literatur über den Schatz, die sich in
überwiegendem Maße mit den historischen Problemen, die der Schatz
aufwirft, befaßt hat, dann stellt man rasch fest, daß drei Sachverhalte im
Vordergrund der Betrachtung gestanden haben, Sachverhalte, die von vorn-
herein nicht in ursächlichem Zusammenhang zueinander stehen, die aber mit-

1 Der Beitrag bringt, wenig verändert, das Referat, das Verf. auf der gemeinsamen
Tagung des West- und Süddeutschen und des Nordwestdeutschen Verbandes für
Altertumsforschung Anfang Juni 1968 in Schleswig gehalten hat. Die ausführliche
Wiedergabe des Referates - statt der sonst üblichen Kurzfassung im Rahmen
der Versammlungs- und Vortragsberichte der Tagung - erfolgt auf Bitten der Schrift-
leitung der „Kunde". Geändert werden mußten diejenigen Stellen des originalen
Referats, die ohne die gleichzeitige Beigabe der zugehörigen Abbildungen, die
anläßlich des Referats in Form von Diapositiven geboten wurden, unverständlich
bleiben. Außerdem mußte der Schluß, für den in Schleswig nur ein erster skizzen-
hafter Entwurf vorgelegen hatte, neu gefaßt werden. Eine ausführliche Veröffent-
lichung der hier vorgetragenen Beobachtungen und Thesen mit den zugehörigen
Belegen und erforderlichen Abbildungen wird voraussichtlich in den „Veröffent-
lichungen der urgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseums zu Hannover" er-
folgen. - Die Stücke des Schatzes werden nach den folgenden beiden Publikationen
zitiert: E. Pernice-Fr. Winter, Der Hildesheimer Silberfund. Berlin 1901
(= P.-W. mit Tafelnummer oder Seitenzahl und Textabbildungen), - U. Gehrig,
Hildesheimer Silberfund in der Antikenabteilung Berlin. Bilderhefte der Staatl.
Museen Berlin - Stiftung Preuß. Kulturbesitz, Heft 4. Berlin 1967 (= G. mit Abbil-
dungsnummer oder Farbtafel).

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