1962 wurde in Bonn in der Nähe des Legionslagers ein Kalksteinaltar ge-
funden. Auf dem unteren Teil seiner Vorderseite trägt er eine Darstellung: Ein
Stier schreitet nach rechts; vor ihm erhebt sich ein Weinstock, der sich am
rechten Bildrand hochzieht und etwa in der Mitte des Steines nach links
hinüberneigt, am linken Bildrand hängt er herab, so daß er eine Art Laube
bildet; um den rechten Vorderlauf des Stiers windet sich eine Schlange, sie
zieht sich am Stierleib entlang bis zu dessen Schwanzwurzel und hängt sich an
der herabhängenden Weinranke auf. Der Kopf der Schlange ist über dem
Gehörn des Stieres auszumachen. Der übrige Schlangenleib ist mitsamt dem
durch die Weinranke eingefaßten Bildfeld abgeschlagen. Im oberen Teil des
Altares ist eine Beleuchtungsvorrichtung eingebracht: Durch eine in den Stein
von hinten einzubringende Lampe kann eine ehemals wohl durch eine Glas-
platte verschließbare halbmondförmige Öffnung erleuchtet werden.
Da keine Inschrift den Altar einem bestimmten Kult zuweist, hat die
Zuordnung anhand der Darstellung oder der Beleuchtungseinrichtung zu
erfolgen. Für das zweite Merkmal gibt es zahlreiche Beispiele aus dem
Mithraskult, so daß der Altar als mithrisch zu bezeichnen ist. Damit ergibt sich
die Vermutung, daß in dem abgeschlagenen Bildfeld die Felsgeburt des Gottes
dargestellt war. Der Fund des Steines in der Nähe des Bonner Legionslagers
macht es wahrscheinlich, daß hier ein Mithraeum gelegen hat. Ein zweites
Mithraeum ist seit 1858 bekannt; es wurde beim Bau des Palais Schaumburg im
Süden von Bonn aufgedeckt, jedoch erst später als solches erkannt.
(Publikation: Bonner Jahrb. 169, 1969, 410 ff.)
15. Dr. W. Janssen, Bonn: Neue Ergebnisse der Siedlungsforschung des
Mittelalters im Rheinland.
16. Dr. H. Borger, Bonn: Neue Feststellungen zu den Wachstumsstufen
mittelalterlicher Städte im Rheinland.
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funden. Auf dem unteren Teil seiner Vorderseite trägt er eine Darstellung: Ein
Stier schreitet nach rechts; vor ihm erhebt sich ein Weinstock, der sich am
rechten Bildrand hochzieht und etwa in der Mitte des Steines nach links
hinüberneigt, am linken Bildrand hängt er herab, so daß er eine Art Laube
bildet; um den rechten Vorderlauf des Stiers windet sich eine Schlange, sie
zieht sich am Stierleib entlang bis zu dessen Schwanzwurzel und hängt sich an
der herabhängenden Weinranke auf. Der Kopf der Schlange ist über dem
Gehörn des Stieres auszumachen. Der übrige Schlangenleib ist mitsamt dem
durch die Weinranke eingefaßten Bildfeld abgeschlagen. Im oberen Teil des
Altares ist eine Beleuchtungsvorrichtung eingebracht: Durch eine in den Stein
von hinten einzubringende Lampe kann eine ehemals wohl durch eine Glas-
platte verschließbare halbmondförmige Öffnung erleuchtet werden.
Da keine Inschrift den Altar einem bestimmten Kult zuweist, hat die
Zuordnung anhand der Darstellung oder der Beleuchtungseinrichtung zu
erfolgen. Für das zweite Merkmal gibt es zahlreiche Beispiele aus dem
Mithraskult, so daß der Altar als mithrisch zu bezeichnen ist. Damit ergibt sich
die Vermutung, daß in dem abgeschlagenen Bildfeld die Felsgeburt des Gottes
dargestellt war. Der Fund des Steines in der Nähe des Bonner Legionslagers
macht es wahrscheinlich, daß hier ein Mithraeum gelegen hat. Ein zweites
Mithraeum ist seit 1858 bekannt; es wurde beim Bau des Palais Schaumburg im
Süden von Bonn aufgedeckt, jedoch erst später als solches erkannt.
(Publikation: Bonner Jahrb. 169, 1969, 410 ff.)
15. Dr. W. Janssen, Bonn: Neue Ergebnisse der Siedlungsforschung des
Mittelalters im Rheinland.
16. Dr. H. Borger, Bonn: Neue Feststellungen zu den Wachstumsstufen
mittelalterlicher Städte im Rheinland.
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