Die Kupferäxte vom Typ Eschollbrücken
Ein Beitrag zur Frage des Einflusses metallverarbeitender Kulturen
auf das Neolithikum Mittel- und Nordeuropas
Mit 14 Abbildungen und 4 Tafeln
Von
Gernot Jacob-Friesen
Vor mehreren Jahren wurde im südlichen Niedersachsen bei Bühren, Land-
kreis Münden (Hannoversch-Münden), eine kupferne doppelarmige Hammer-
axt mit Schaftröhre entdeckt, die später in das Landesmuseum Hannover
gelangte L Dieser seltene Fund soll zum Anlaß dienen, die ihm verwandten
Stücke zusammenzustellen und zu klassifizieren; es schließt sich ein kleiner
Exkurs über zwei andersartige Kupferäxte von Müsleringen im Kreise Nien-
burg (Weser) und Eldagsen, Kreis Springe, an.
Äxte, die sich als Parallele zu dem Exemplar von Bühren heranziehen lassen,
sind seit Jahrzehnten des öfteren in der einschlägigen Literatur abgebildet
oder doch erwähnt worden; nicht zuletzt bei der Diskussion um die Frage,
ob gewisse steinerne Streitäxte der Schnurkeramik und der Einzelgrabkultur
auf Metallvorbilder zurückzuführen seien, oder ob man einen umgekehrten
Entwicklungsgang anzunehmen habe. Seit der Arbeit von Hoernes/Menghin
wurden die Äxte in wechselnder Kombination immer wieder zusammen-
gestellt, zuletzt durch Geschwendt. Im Hinblick auf Fundart und Fundumstände
müssen jedoch bei so gut wie jedem hier anzuführenden Stück Mißverständ-
nisse geklärt und Fehler berichtigt werden; wohl selten hat es in dieser
Beziehung bei einer zahlenmäßig kleinen Gruppe so viel Widersprüchlich-
keiten gegeben.
Sieht man sich unter dem formen- und variantenreichen Axtmaterial der
europäischen Kupfer- und Frühbronzezeit um, so stößt man bald auf eine
Anzahl von doppelarmigen Hammeräxten mit herabgezogener Schneide, die
mehrfach - und im wesentlichen zu Recht - miteinander in Verbindung gebracht
wurden. Es gibt unter ihnen mancherlei Gemeinsamkeiten, aber auch nicht
wenige markante voneinander abweichende Züge; die Variationsbreite ist
erstaunlich groß. So erhebt sich die Frage, welche Merkmale man in dieser
1 Herr Kreispfleger F. B. Jünemann, dem das Stück überbracht wurde, stellte es dem
Landesmuseum zur Verfügung. Uber Fundort und Fundumstände berichtet er in
dem diesen Zeilen vorausgehenden Artikel; ich möchte ihm auch an dieser Stelle
herzlich danken, daß er mir die Axt zur Publikation überlassen hat. - Für viel-
faches Entgegenkommen sage ich auch Herrn Dr. W. D. Asmus meinen besten
Dank.
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Ein Beitrag zur Frage des Einflusses metallverarbeitender Kulturen
auf das Neolithikum Mittel- und Nordeuropas
Mit 14 Abbildungen und 4 Tafeln
Von
Gernot Jacob-Friesen
Vor mehreren Jahren wurde im südlichen Niedersachsen bei Bühren, Land-
kreis Münden (Hannoversch-Münden), eine kupferne doppelarmige Hammer-
axt mit Schaftröhre entdeckt, die später in das Landesmuseum Hannover
gelangte L Dieser seltene Fund soll zum Anlaß dienen, die ihm verwandten
Stücke zusammenzustellen und zu klassifizieren; es schließt sich ein kleiner
Exkurs über zwei andersartige Kupferäxte von Müsleringen im Kreise Nien-
burg (Weser) und Eldagsen, Kreis Springe, an.
Äxte, die sich als Parallele zu dem Exemplar von Bühren heranziehen lassen,
sind seit Jahrzehnten des öfteren in der einschlägigen Literatur abgebildet
oder doch erwähnt worden; nicht zuletzt bei der Diskussion um die Frage,
ob gewisse steinerne Streitäxte der Schnurkeramik und der Einzelgrabkultur
auf Metallvorbilder zurückzuführen seien, oder ob man einen umgekehrten
Entwicklungsgang anzunehmen habe. Seit der Arbeit von Hoernes/Menghin
wurden die Äxte in wechselnder Kombination immer wieder zusammen-
gestellt, zuletzt durch Geschwendt. Im Hinblick auf Fundart und Fundumstände
müssen jedoch bei so gut wie jedem hier anzuführenden Stück Mißverständ-
nisse geklärt und Fehler berichtigt werden; wohl selten hat es in dieser
Beziehung bei einer zahlenmäßig kleinen Gruppe so viel Widersprüchlich-
keiten gegeben.
Sieht man sich unter dem formen- und variantenreichen Axtmaterial der
europäischen Kupfer- und Frühbronzezeit um, so stößt man bald auf eine
Anzahl von doppelarmigen Hammeräxten mit herabgezogener Schneide, die
mehrfach - und im wesentlichen zu Recht - miteinander in Verbindung gebracht
wurden. Es gibt unter ihnen mancherlei Gemeinsamkeiten, aber auch nicht
wenige markante voneinander abweichende Züge; die Variationsbreite ist
erstaunlich groß. So erhebt sich die Frage, welche Merkmale man in dieser
1 Herr Kreispfleger F. B. Jünemann, dem das Stück überbracht wurde, stellte es dem
Landesmuseum zur Verfügung. Uber Fundort und Fundumstände berichtet er in
dem diesen Zeilen vorausgehenden Artikel; ich möchte ihm auch an dieser Stelle
herzlich danken, daß er mir die Axt zur Publikation überlassen hat. - Für viel-
faches Entgegenkommen sage ich auch Herrn Dr. W. D. Asmus meinen besten
Dank.
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