(400—1000 n. Chr.) an. Auf der Weiterfahrt entwickelte sich am Dolmen von
Grindarna im Kirchspiel Valla, 1915 restauriert, eine längere Diskussion
über megalithische Forschungsprobleme. Weiter fuhren wir über die dritte der
größten Inseln an Schwedens Westküste, Orust, nach Norden. Gegen Abend
erreichten wir Fjällbacka, unser Standquartier für 5 Tage.
Am 3. Juli sahen wir zunächst ein für den Norden typisches Hügelgräber-
feld aus der Völkerwanderungszeit bei Hunnebostrand, anschließend eine
benachbart gelegene große Steinkiste aus der Stein-Bronzezeit von einer uns
aus Norddeutschland bekannten Form.
Mit besonderer Erwartung fuhren wir zu den ersten Stationen mit nordischen
Felsbildern bei Askum und bei Aby. Schon bei Beginn unseres langen Pro-
gramms, das viele Felsbildbesichtigungen vorsah, wurde uns klar, daß nur
die eigene Anschauung das Phänomen der Felsbilder und ihren geistigen
Inhalt wirklich erschließen kann. Dazu gehört ihre Lage auf den vom Eis der
Eiszeit glatt geschliffenen Felsbuckeln in der Nähe heute verlandeter Fjorde,
die Mannigfaltigkeit der Darstellungsart, die stete Wiederkehr bestimmter
Bilder wie von Schiffen, Radkreuzen, Sonnensymbolen, Hirschen, Stieren und
menschlichen, z. T. Axt schwingenden Gestalten. Häufig fließen über sie dünne
Rinnsale (noch in der Edda heißt es: „In alter Zeit war's, als Aare kreischten,
heilige Wasser vom Himmelsberg rannen"). Das alles vereinigte sich zu
einem Bild über die Geisteswelt der Menschen, die zur Bronzezeit in Aus-
übung mythischer und magischer Riten jene Zeichen in die Felsen schlugen.
Nur schwer waren die Fahrtteilnehmer zum Weiterfahren zu bewegen. Die
Eindrücke steigerten sich noch bei den folgenden Felsbildern! Unvergessen ist
allen der große Bildfelsen von Aspebjerget. Wie viele skandinavische
Felsbilder waren auch hier Objekte durch die schwedische Denkmalpflege farbig
eingetönt und damit für den Beschauer klar sichtbar gemacht. An dem nächsten
großen und bekannten Bildfelsen von Vitlycke mit seiner Fülle herrlicher
Darstellungen entfaltete sich vollends die reiche Darstellungswelt bronzezeit-
licher Steinmetzen. Auf einer Fläche von 7X22 m befinden sich hier über
400 Bilder und Symbole, etwa 250 Bilddarstellungen und rund 165 „Schälchen".
Bei Einbruch der Dunkelheit beleuchteten schwedische Freunde mit einer
eigens für uns installierten Scheinwerferanlage die Bilder. Durch das schräg
einfallende, scharfe Licht traten sie besonders hervor und gewannen im
Kontrast zum dunklen Felsen fast magisches Leben. Dieses Schauspiel auf
dem Bildfelsen erläuterte es auch, daß oft alte Feuerstellen neben den Fels-
bildflächen auftreten. Man nimmt an, daß diese auf prähistorische Feuer zu-
rückgehen, die ehemals durch ihren schräg auffallenden Schein und durch ihr
Flackern besondere Effekte erzeugt haben können. Das Kult-Gebiet von
Vitlycke gewinnt durch zwei mächtige Rollsteingräber an Bedeutung. Sie
liegen über dem Bildfelsen auf beherrschender Höhe. Von dort eröffnet sich
ein weiter Blick.
Ein Steinkreis von 24 Findlingen bildet den „Domarring" (zu deutsch „Rich-
terkreis") in der Nähe von Trättelanda, den wir am Vormittag des 4. 7.
besuchten. Er gehört in die Gruppe prähistorischer Thing- und Gerichtsplätze,
die häufig in Verbindung mit prähistorischen Grabfeldern im Norden gefunden
werden. Diese Verbindung von Denkmälern, die den Lebenden und den Ver-
storbenen dienten, ist uns auf unserer Studienreise mehrfach begegnet. -
Anschließend suchten wir den Bildfelsen bei Tegneby auf. Er zeigt - sonst
154
Grindarna im Kirchspiel Valla, 1915 restauriert, eine längere Diskussion
über megalithische Forschungsprobleme. Weiter fuhren wir über die dritte der
größten Inseln an Schwedens Westküste, Orust, nach Norden. Gegen Abend
erreichten wir Fjällbacka, unser Standquartier für 5 Tage.
Am 3. Juli sahen wir zunächst ein für den Norden typisches Hügelgräber-
feld aus der Völkerwanderungszeit bei Hunnebostrand, anschließend eine
benachbart gelegene große Steinkiste aus der Stein-Bronzezeit von einer uns
aus Norddeutschland bekannten Form.
Mit besonderer Erwartung fuhren wir zu den ersten Stationen mit nordischen
Felsbildern bei Askum und bei Aby. Schon bei Beginn unseres langen Pro-
gramms, das viele Felsbildbesichtigungen vorsah, wurde uns klar, daß nur
die eigene Anschauung das Phänomen der Felsbilder und ihren geistigen
Inhalt wirklich erschließen kann. Dazu gehört ihre Lage auf den vom Eis der
Eiszeit glatt geschliffenen Felsbuckeln in der Nähe heute verlandeter Fjorde,
die Mannigfaltigkeit der Darstellungsart, die stete Wiederkehr bestimmter
Bilder wie von Schiffen, Radkreuzen, Sonnensymbolen, Hirschen, Stieren und
menschlichen, z. T. Axt schwingenden Gestalten. Häufig fließen über sie dünne
Rinnsale (noch in der Edda heißt es: „In alter Zeit war's, als Aare kreischten,
heilige Wasser vom Himmelsberg rannen"). Das alles vereinigte sich zu
einem Bild über die Geisteswelt der Menschen, die zur Bronzezeit in Aus-
übung mythischer und magischer Riten jene Zeichen in die Felsen schlugen.
Nur schwer waren die Fahrtteilnehmer zum Weiterfahren zu bewegen. Die
Eindrücke steigerten sich noch bei den folgenden Felsbildern! Unvergessen ist
allen der große Bildfelsen von Aspebjerget. Wie viele skandinavische
Felsbilder waren auch hier Objekte durch die schwedische Denkmalpflege farbig
eingetönt und damit für den Beschauer klar sichtbar gemacht. An dem nächsten
großen und bekannten Bildfelsen von Vitlycke mit seiner Fülle herrlicher
Darstellungen entfaltete sich vollends die reiche Darstellungswelt bronzezeit-
licher Steinmetzen. Auf einer Fläche von 7X22 m befinden sich hier über
400 Bilder und Symbole, etwa 250 Bilddarstellungen und rund 165 „Schälchen".
Bei Einbruch der Dunkelheit beleuchteten schwedische Freunde mit einer
eigens für uns installierten Scheinwerferanlage die Bilder. Durch das schräg
einfallende, scharfe Licht traten sie besonders hervor und gewannen im
Kontrast zum dunklen Felsen fast magisches Leben. Dieses Schauspiel auf
dem Bildfelsen erläuterte es auch, daß oft alte Feuerstellen neben den Fels-
bildflächen auftreten. Man nimmt an, daß diese auf prähistorische Feuer zu-
rückgehen, die ehemals durch ihren schräg auffallenden Schein und durch ihr
Flackern besondere Effekte erzeugt haben können. Das Kult-Gebiet von
Vitlycke gewinnt durch zwei mächtige Rollsteingräber an Bedeutung. Sie
liegen über dem Bildfelsen auf beherrschender Höhe. Von dort eröffnet sich
ein weiter Blick.
Ein Steinkreis von 24 Findlingen bildet den „Domarring" (zu deutsch „Rich-
terkreis") in der Nähe von Trättelanda, den wir am Vormittag des 4. 7.
besuchten. Er gehört in die Gruppe prähistorischer Thing- und Gerichtsplätze,
die häufig in Verbindung mit prähistorischen Grabfeldern im Norden gefunden
werden. Diese Verbindung von Denkmälern, die den Lebenden und den Ver-
storbenen dienten, ist uns auf unserer Studienreise mehrfach begegnet. -
Anschließend suchten wir den Bildfelsen bei Tegneby auf. Er zeigt - sonst
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