erst noch zu definierenden Gruppe als typenprägend, als signifikant, heraus-
heben soll. Anders, als man vielleicht zunächst meinen möchte, eignet sich
die Schaftröhre nicht dazu. Will man die Grenzen nicht allzu eng ziehen, so
darf man der Röhre keine Dominanz zubilligen, denn andernfalls könnte man
zwei offensichtlich zugehörige Waffen, die von Bebra und Luzice, nicht mit ein-
beziehen. Um die zunächst „impressionistisch" erfaßte Gruppe umreißen und
sowohl gegen das reiche Material des südöstlichen Europa als auch gegen
die wenigen Funde des Westens abgrenzen zu können, scheint es mir wichtig,
die folgenden Merkmale als verbindend zu bezeichnen: Der Axtkörper ist
langgestreckt und schlank; er hat meist einen rundlichen, bisweilen fazet-
tierten, gelegentlich flachovalen oder stumpf dreieckigen, jedenfalls keinen
scharf rechteckigen Querschnitt. Das Schaftloch liegt ganz oder zumindest
noch teilweise im mittleren Drittel der Gesamtlänge. Eine Schaftröhre nach
einer oder nach beiden Seiten ist manchmal vorhanden, kann aber auch
fehlen. Der Nacken ist stumpf; er besitzt in einigen Fällen eine Knaufplatte.
Die Schneide im eigentlichen Sinne ist mehr oder weniger stark gerundet; sie
reicht niemals wesentlich über die Oberkante des Axtkörpers hinaus. Für
die Definition des Typs ist entscheidend, daß der vordere Teil der Unterseite
des Axtkörpers mit zur Schneide geformt wurde. Diese Partie ist kräftig
herabgezogen, in ihrem Verlauf durch Knick oder starke Biegung deutlich
vom Axtkörper abgesetzt und weist dadurch, daß sie unten schneidenartig
mehr oder weniger scharf gestaltet ist, einen anderen Querschnitt auf als der
Axtkörper.
Die in den Rahmen der hier gebrachten Definition passenden Exemplare
sollen zunächst einzeln vorgestellt werden. Dabei wird das zweite nieder-
sächsische Stück, die Axt aus dem Fund von Dalum im Kreise Bersenbrück,
wegen der vielfältigen in der Literatur mit ihm verknüpften Irrtümer einen
besonders breiten Raum einnehmen müssen.
I. Die Funde
1) Bühren, Kreis Münden (Niedersachsen).
Doppelarmige kupferne Schaftröhrenaxt. Landesmuseum Hannover. Inv.-
Nr. 10:69. Gewicht 645 g. (Abb. 1 u. Taf. 1). [Analyse S.47]
Die Axt wurde im Jahre 1962 etwa 600 m südöstlich der Dorfmitte in der
Flur „Hinter dem Strange" beim Sammeln von Lesesteinen entdeckt. Das
Stück muß als Einzelfund betrachtet werden, denn es ließ sich nicht mehr fest-
stellen, ob es einst etwa als Grabbeigabe oder als Depot niedergelegt worden
war. Von den Findern wurde ein Teil des Nackens abgeschlagen, der aber
erhalten blieb und wieder angefügt werden konnte.
Auf ihrer Oberfläche hat die 22,4 cm lange Axt fast überall tiefe blasen-
förmige Fehlstellen; einigermaßen davon verschont sind lediglich kleinere
Partien im Mittelteil beider Längsseiten sowie einige Partien der Unterseite.
Das Stück trägt eine mittel- bis hellgrüne Patina, die nur sehr dünn ist; an
vielen angescheuerten oder bestoßenen Ecken tritt das bräunliche oder blanke
Kupfer zutage. Die tiefen Fehlstellen, die oft noch fast vollständig von einer
dünnen Metallhaut überzogen sind, lassen sich also nicht allein auf eine
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heben soll. Anders, als man vielleicht zunächst meinen möchte, eignet sich
die Schaftröhre nicht dazu. Will man die Grenzen nicht allzu eng ziehen, so
darf man der Röhre keine Dominanz zubilligen, denn andernfalls könnte man
zwei offensichtlich zugehörige Waffen, die von Bebra und Luzice, nicht mit ein-
beziehen. Um die zunächst „impressionistisch" erfaßte Gruppe umreißen und
sowohl gegen das reiche Material des südöstlichen Europa als auch gegen
die wenigen Funde des Westens abgrenzen zu können, scheint es mir wichtig,
die folgenden Merkmale als verbindend zu bezeichnen: Der Axtkörper ist
langgestreckt und schlank; er hat meist einen rundlichen, bisweilen fazet-
tierten, gelegentlich flachovalen oder stumpf dreieckigen, jedenfalls keinen
scharf rechteckigen Querschnitt. Das Schaftloch liegt ganz oder zumindest
noch teilweise im mittleren Drittel der Gesamtlänge. Eine Schaftröhre nach
einer oder nach beiden Seiten ist manchmal vorhanden, kann aber auch
fehlen. Der Nacken ist stumpf; er besitzt in einigen Fällen eine Knaufplatte.
Die Schneide im eigentlichen Sinne ist mehr oder weniger stark gerundet; sie
reicht niemals wesentlich über die Oberkante des Axtkörpers hinaus. Für
die Definition des Typs ist entscheidend, daß der vordere Teil der Unterseite
des Axtkörpers mit zur Schneide geformt wurde. Diese Partie ist kräftig
herabgezogen, in ihrem Verlauf durch Knick oder starke Biegung deutlich
vom Axtkörper abgesetzt und weist dadurch, daß sie unten schneidenartig
mehr oder weniger scharf gestaltet ist, einen anderen Querschnitt auf als der
Axtkörper.
Die in den Rahmen der hier gebrachten Definition passenden Exemplare
sollen zunächst einzeln vorgestellt werden. Dabei wird das zweite nieder-
sächsische Stück, die Axt aus dem Fund von Dalum im Kreise Bersenbrück,
wegen der vielfältigen in der Literatur mit ihm verknüpften Irrtümer einen
besonders breiten Raum einnehmen müssen.
I. Die Funde
1) Bühren, Kreis Münden (Niedersachsen).
Doppelarmige kupferne Schaftröhrenaxt. Landesmuseum Hannover. Inv.-
Nr. 10:69. Gewicht 645 g. (Abb. 1 u. Taf. 1). [Analyse S.47]
Die Axt wurde im Jahre 1962 etwa 600 m südöstlich der Dorfmitte in der
Flur „Hinter dem Strange" beim Sammeln von Lesesteinen entdeckt. Das
Stück muß als Einzelfund betrachtet werden, denn es ließ sich nicht mehr fest-
stellen, ob es einst etwa als Grabbeigabe oder als Depot niedergelegt worden
war. Von den Findern wurde ein Teil des Nackens abgeschlagen, der aber
erhalten blieb und wieder angefügt werden konnte.
Auf ihrer Oberfläche hat die 22,4 cm lange Axt fast überall tiefe blasen-
förmige Fehlstellen; einigermaßen davon verschont sind lediglich kleinere
Partien im Mittelteil beider Längsseiten sowie einige Partien der Unterseite.
Das Stück trägt eine mittel- bis hellgrüne Patina, die nur sehr dünn ist; an
vielen angescheuerten oder bestoßenen Ecken tritt das bräunliche oder blanke
Kupfer zutage. Die tiefen Fehlstellen, die oft noch fast vollständig von einer
dünnen Metallhaut überzogen sind, lassen sich also nicht allein auf eine
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