Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunde — N.F. 23.1972

DOI Artikel:
Genrich, Albert: Die Wohnsitze der Langobarden an der Niederelbe nach den schriftlichen Nachrichten und archäologischen Quellen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.73995#0141
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Aller-Raum, dann hebt es sich von diesen erheblich ab. Leider ist über die Grab-
anlage nichts bekannt. Trotzdem fällt es aus dem Rahmen der sonst im be-
nachbarten Gebiet üblichen Ausstattung so heraus, daß man es als „Fürsten-
grab" bezeichnen möchte, nur ist es dann nicht „typisch langobardisch".
Etwas anders liegen die Verhältnisse innerhalb eines Siedlungsraumes im
südlichen Holstein, der die Flußgebiete von Alster und Bille füllt und mit
einem Ausläufer bis in die Nähe der Travemündung reicht. Er ist mit einem
anderen Siedlungsraum in der Gegend der Holsteiner Seen zusammen Be-
standteil des Fuhlsbütteler Formenkreises, der von Tischler herausgestellt
wurde 26. Nahe der Südgrenze des zuerst genannten Siedlungsraumes liegt
wieder ein Waffenfriedhof, Hamfelde, der, soweit sich nach den vorläufigen
Publikationen erkennen läßt 27, mit den gleichzeitigen Waffenfriedhöfen aus
dem Langobardengebiet vergleichbar ist. Als solcher ist er aber innerhalb
seiner Siedlungsgruppe - ähnlich wie Harsefeld - ein Unikum. Zwar gibt es
auch in dem Fuhlsbütteler Formenkreis noch weitere vereinzelte Waffenfunde,
aber von Friedhöfen, auf denen auch Frauenbeigaben vorkommen. Es ist aber
auffällig, daß auch diese vereinzelten Waffenfunde häufig im Grenzraum der
besiedelten Gebiete gefunden werden. Das einzige „Fürstengrab" liegt aller-
dings nicht in der Nähe des Waffenfriedhofes Hamfelde, sondern an der
Nordgrenze desselben Siedlungsgebietes in Bargteheide 28. Wie andere aus
den üblichen hervorragende Gräber ist es durch seine isolierte Lage von den
gewöhnlichen Bestattungsplätzen gekennzeichnet. Die Ausstattung mit Import-
gegenständen ist nicht gerade reich, hebt sich aber von den anderen Gräbern
desselben Siedlungsraumes deutlich ab, in denen fast nie Importgegenstände
gefunden wurden. Es handelt sich um ein Brandgrab. Da es sich um einen alten
Fund handelt, ist über die Grabanlage selbst nichts bekannt. Einige der Beigaben
sind angeschmolzen, andere, die keine Brandspuren aufweisen, der Ausstattung
wahrscheinlich nach der Verbrennung hinzugefügt. Die Fundumstände lassen
die Möglichkeit zu, daß eiserne Waffen wegen ihrer Brüchigkeit nicht be-
obachtet, beachtet oder aufgehoben wurden.
Während es nach den Ausführungen von Tischler kaum bezweifelt werden
kann, daß die innerhalb des Formenkreises von Fuhlsbüttel gefundenen Be-
stattungen nicht langobardisch sein können, so sehr die Anlage einzelner Grab-
felder und die Ausstattung einzelner Bestattungen auch zu einem Vergleich
Anlaß geben mögen, sind die Gräber aus einer anderen Siedlungsgruppe, so
z. B. die des Friedhofes Körchow in Mecklenburg, sowohl von Asmus als auch
von Wegewitz als langobardisch 29 angesehen worden. Ein Blick auf unsere
Karte zeigt die Fragwürdigkeit dieser Schlußfolgerung, die sich allein auf die
Anlage und die Ausstattung der Gräber dieses und verwandter Friedhöfe
stützt, aber die siedlungsräumlichen Gegebenheiten nicht berücksichtigt. Asmus,
dem Wegewitz in wesentlichen Punkten folgt, hat im westlichen Mecklenburg
zwei Kulturgruppen aufgestellt, die eine nach dem Friedhof Döbbersen und die
andere nach dem Friedhof Körchow benannt 30. Die Gruppe von Döbbersen ist

26 Tischler, F., Fuhlsbüttel, ein Beitrag zur Sachsenfrage, 1937, vgl. a. Die Kunde,
N.F. 21, 1970, 104 ff.

27 Germania, 31, 1953, 239 f., 259 f. (Kersten).

28 Hingst, H., Vorgesch. des Kreises Stormarn 1959, 173 f.

29 Vgl. Anm. 2 und 3.

30 Vgl. Anm. 3, 52 ff.

111
 
Annotationen