Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunde — N.F. 23.1972

DOI article:
Schlabow, Karl: Ein Beitrag zum Stand der Leinengewebeforschung vorgeschichtlicher Zeit
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73995#0158
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
A) Aus dem 1. Jahrhundert, Grabung Putensen von W. Wegewitz,
B) aus dem 4. bis 7. Jahrhundert, Grabung Mahndorfer Düne von Ernst Grohne
und
C) aus dem 3. Jahrhundert die Funde von den Brandgrubengräberfeldern
Helzendorf und Hemmoor von W. D. Asmus.

Fundort
Spinndrehung
Gewebedichte
Anmerkungen
A)
Grabung Putensen32
v. Wegewitz
Kr. Harburg
Reste von
Leinengewebe,
1. Jahrh. n. Chr. Geb.
von
Kette + Schuß
Z Z
auf 2 cm2
Gewebe
Kette + Schuß
27 27
Abb. 4 Leinwandbindung.
Die Kett- und Schußfäden
sind in der Dicke auffal-
lend ungleich gesponnen.
B)
Grabung Mahndorfer
Düne 33
v. Ernst Grohne
1. SN-Grab 8,
Leinengewebe
erhalten auf einer
Bronze-Scheibenfibel
(4.-7. Jahrh.)
z
z
45
20
Leinwandbindung mit
besonderer Sorgfalt
gesponnen und verwebt.
2. SN-Grab 23,
geborgen wurden
4 kleine Reste
von einem groben
Leinengewebe
z
z
20
18
Es handelt sich um ein
grobes Leinengewebe in
Leinwandbindung. Mit
dem Gewebe sind 2 Näh-
fäden verbunden. Es sind
gezwirnte Kettfäden.

C) Zu den Beständen des Landesmuseums Hannover gehören einmalige Originale von
gewebtem Leinen aus dem 3. Jahrhundert nach Chr. Geb. Es handelt sich um Funde
von den Brandgrubengräberfeldern Helzendorf, Grafschaft Hoya 34, und Hemmoor,
Kr. Neuhaus an der Oste.
Die hier als Urnen benutzten Bronzegefäße und Bronzeeimer waren mit einem
Tuch ausgelegt. Darauf hatte man die Brandasche gebettet. Bei der Bergung der
Urnen fand man unter der Asche Teile von Leinengeweben, die mit Kupfersalzen
getränkt und mit dem Metall fest verbunden waren. Schon die am Grunde der
Bronzegefäße durch Sand und Knochenasche verdeckten und mit starker Patina
verklebten Reste von Leinengeweben zu erkennen und Lösungen zu finden, um
die feinen Gewebe aus der harten Kruste zu befreien, ist eine einmalige Leistung
von W. Geilmann 35. Blütenweiß liegen heute die Proben von Leinen, mit unbe-
schädigten Fäden, vor, gesponnen aus feinsten Flachsfasern. Sie geben Kunde von
einem hohen Stand der Leinenweberei des 3. Jahrhunderts nach Chr. Es darf mit
Sicherheit angenommen werden, daß die Frauen der damaligen Zeit die feinen
Leinenstoffe auch für ihre Kleidung verwandt haben.

32 Wegewitz, Willi: Vorläufiger Bericht über die Ausgrabung von Putensen, Kr. Har-
burg. Harburger Jahrbuch 1961/62.
Tidow, Klaus: Textiluntersuchungen, Textilmuseum Neumünster.

33 Grohne, Ernst: Mahndorf - Frühgeschichte des Bremischen Raumes. 1953.
Schlabow, Karl: Textiluntersuchungen, Textilmuseum Neumünster.

34 Asmus, W. D.: Germania 23, S. 168-174. 1939.

35 Geilmann, W., und Waltraud Gebauhr: Uber einige Leinengewebe aus Bronze-
gefäßen des 3. Jahrhunderts n. Chr. aus Niedersachsen. Die Kunde N.F. 10, 3 und 4,
1959 (vgl. auch Die Kunde N.F. 8, S. 290, 1939).

128
 
Annotationen