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Die Kunst dem Volke <München> — 1912 (Nr. 9-12)

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Damrich, Joh.: Hans Holbein
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https://doi.org/10.11588/diglit.21074#0030
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Abb. 4b (Text S. 28) Samuel und Saul

Wandgemälde-Entwurf

26

tiger mehr bezweiseln
konnte, es sei für die
Kunst in absehbarer
Zeit nichts mehr zu er-
hoffen. Man begnügte
sich nicht damit, der
religiösen Kunst für die
Zukunft die Lebens-
ader unterbunden zu
haben, auch die mit
Kunstwerken vergange-
ner Zeit angefüllten
Kirchen waren den Ze-
loten einGreuel. Schon
1b28 wurden einige
Gotteshäuser von den
Bildern „gesäubert".
Jm folgenden Jahr
traf dasselbe Schicksal
das Münster und alle
übrigen Kirchen. Jn
blinder Wut ward al-
les zerstört, und „we-
der Geld- noch Kunst-
wert vermochte etwas
zu retten". Der Bo-
den des Münsters lag
voll von zerschlagenem
Bildwerk. Und ande-
ren Tags wurden die
Trümmer auf zwölf
großen Haufen durch
den Henker verbrannt,
„ein trauriger Anblick",
so schreibt ein Neugläu-
biger, „für die Aber-
gläubischen" (die Ka-
tholiken), „sie hätten
Blut weinen mögen."
Aber auch unserm Hol-
bein, mochte nun seine
persönliche religiöse An-
schauung wie immer ge-
artet sein, war durch
solche Ereignifse der
Aufenthalt in der Stadt
vollends Verleidet wor-
den. Hier war eines
Künstlers Bleiben nicht
mehr. Hatte er es doch
zweifellos erleben müs-
sen, wie auch von sei-
nen eigenen Werken
manch eines der Bar-
barei des Bildersturmes
zum Opfer fiel. So
wendet er Basel den
Rückeu, um — endgültig
nach England zu über-
siedeln.
 
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