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Die Kunst dem Volke <München> — 1912 (Nr. 9-12)

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Damrich, Joh.: Hans Holbein
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https://doi.org/10.11588/diglit.21074#0041
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Abb. S1 (Text S. SS)

Lady Margaret Butts

wird die Prinzessin Anna von Cleve Köni-
gin von England. Holbein hat auch ihr Bildnis
gemalt (Abb. 48). Jhre Gesichtszüge sind regel-
mäßig und nicht einmal unschön. An Geist und
Temperament scheint Anna allerdings nicht all-
zuviel besessen zu haben. Mit rücksichtsloser Wahr-
heit zeichnet Holbein das Nüchtern-Korrekte, Haus-
backene, Langweilige in der Natur derhohen Dame.

Ein eminentes Werk dieser Zeit ist das Bild-
nis desHerzogs vonNorfolk (Abb. 4ü).
Das ist der hagere, verknöcherte Aristokrat, der all-
zeit unerbittlich-offizielle Kronbeamte, für wel-
chen die Menschheit erst anfängt an den Stufen

des Thrones. Jm Wiener Hofmuseum ist das
Bildnis e.ines unbekannten jungen
Mannes (Abb. 52). Etwas Überzeugenderes
an individueller Lebenswahrheit läßt sich nicht
denken. Mit so einfachen künstlerischen Mitteln, mit
so selbstverständlicher, zwingender Klarheit ist die
Persönlichkeit vor uns hingestellt, daß man das
Kunstwerk vergißt und sich der unmittelbaren Natur
selbst gegenüber glaubt. Oder ein so fein bis ins
einzelnste durchgeführtesStück, wie der ausnahms-
weisimProfil gegebene schmuckeGeorgQuocote
(Abb.53), oder das selbst unter Holbeins Bild-
nissen hervorstechende Wunderwerk psychologisch
 
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