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ätherischen Himmelspfades anbetend,
jubelnd, auf den Heiligen hinweisend,
aufgeftellt haben und aus lichtgetränk-
ten Wolken herausblicken. Trefflich
sind die Körper modelliert, fie leuch-
ten selbst aus den dunklen Schatten
heraus mit jener Wärme, die man
als ostilo oalicko, den warmen Stil,
bezeichnen kann. Frevlerhände schnit-
ten 1874 die Figur des Heiligen aus
dem Bilde heraus. Jm folgenden Jahre
wurde der Ausschnitt in Amerika ent-
deckt und wieder in das Gemälde ein-
gefügt.
Ein Kreis von Schülern bildete sich
um den gefeierten Lehrer, der 1660 die
Akademie von Sevilla gründete, die er
nur während dem ersten Jahre als
Vorsitzender leitete, denn die praktische
Tätigkeit war es, die ihn ungleich mehr
anzog.
Für die Kirche Santa Maria la
Blanca, ursprünglich eine Synagoge,
im 17. Jahrhundert umgebaut, lieferte
der Künstler 1665 vier Gemälde, die
sämtlich der Beutelust der Franzosen
zum Opfer fielen. Die beiden Darstel-
lungen aus der Gründungsgeschichte
von S. Maria Maggiore in Nom be-
finden sich in der Madrider Akademie
de San Fernando, die Jmmaculata im
Louvre und die Personifikation der
Kirche in England.
Eine große Aufgabe harrte seiner
für die Kirche der Caridad, eines
Spitales, der Gründung des wohl-
tätigen Ritters Miguel de Manara.
Hier hatte die Bruderschast: Herman-
dad de la Caridad ihren Sitz, deren Mitglied
Murillo selbst war. Nicht weniger als 11 Ge-
mälde für die Altäre und die Dekoration der
Wände vollendete er bis 1670. Die Großzahl
der Bilder befindet sich noch in der Spital-
kirche, drei derselben kamen nach England und
eines in die Akademie de San Fernando zu
Madrid. Jn der Speisung des Volkes in Sevilla
(Abb. 50) sitzt der Heiland rechts im Vorder-
grunde, die Brote segnend, die Philippus ihm
darbringt. Jn der rechten Ecke bewundert eine
hingelagerte Gruppe von Frauen mit Kindern
den Vorgang. Einer der Apostel weist hin auf
die fünftausend Hungernden. Jn die von Licht
durchflutete Ebene werfen Wolken ihre Schat-
ten, aber die Figuren leuchten auch aus dem
Dunkel, das wie durchsichtiger Dust sie umhüllt.
Jn dieser Landschaft wie in der herrlichen Figur
des Christus beachtet man die volle Reife, den
eigentlichen 68ti1o vaxoroLO, den duftigen Stil
des Künstlers.
Ein neuer Auftrag wartete dem Meister in
der 1670 vollendeten Kirche der Kapuziner, für
welche der große Hauptaltar mit verschiedenen
Gemälden, sowie die Bilder der Seitenaltäre ihm
übergeben wurden. Ein glückliches Geschick hat
diese Wrrke zum Großteil dem Museum von
Sevilla erhalten. An diese Arbeiten gliedern sich
seit 1679 die Gemälde für die Altäre der Kirche
des Augustinerklosters an, die heute in den ver-
schiedensten Galerien zerstreut sind.
Gegen das Ende seines Lebens verließ der
Künstler zum zweiten Male Sevilla, um in Cadix
die Kapuzinerkirche mit Gemälden zu schmücken.
Jn Santa Catalina, der Kirche des jetzigen
Jrrenhauses an den vom Meer bespülten Kai-
anlagen, ist sein letztes, wohl von Schülerhänden
vollendetes Werk: die Vermählung der hl. Katha-
rina. Ein Sturz vom Gerüste bewog den Künstler
zur Heimkehr in seine Vaterstadt.
Jn seinem Wohnhause an der Plaza de Alfaro
war er umgeben von den herrlichen Schöpfungen
seines tätigen Künstlerlebens. Nördlich grüßte
ihn S. Maria la Blanca, südlich erhob sich die
Kathedrale und das Spital de la Caridad. Er
lenkte seine Schritte nach der Pfarrkirche Santa
Cruz. Jn einer Kapelle der Kirche, welche
er als seine Grabstätte bestimmt hatte, betrachtete
ätherischen Himmelspfades anbetend,
jubelnd, auf den Heiligen hinweisend,
aufgeftellt haben und aus lichtgetränk-
ten Wolken herausblicken. Trefflich
sind die Körper modelliert, fie leuch-
ten selbst aus den dunklen Schatten
heraus mit jener Wärme, die man
als ostilo oalicko, den warmen Stil,
bezeichnen kann. Frevlerhände schnit-
ten 1874 die Figur des Heiligen aus
dem Bilde heraus. Jm folgenden Jahre
wurde der Ausschnitt in Amerika ent-
deckt und wieder in das Gemälde ein-
gefügt.
Ein Kreis von Schülern bildete sich
um den gefeierten Lehrer, der 1660 die
Akademie von Sevilla gründete, die er
nur während dem ersten Jahre als
Vorsitzender leitete, denn die praktische
Tätigkeit war es, die ihn ungleich mehr
anzog.
Für die Kirche Santa Maria la
Blanca, ursprünglich eine Synagoge,
im 17. Jahrhundert umgebaut, lieferte
der Künstler 1665 vier Gemälde, die
sämtlich der Beutelust der Franzosen
zum Opfer fielen. Die beiden Darstel-
lungen aus der Gründungsgeschichte
von S. Maria Maggiore in Nom be-
finden sich in der Madrider Akademie
de San Fernando, die Jmmaculata im
Louvre und die Personifikation der
Kirche in England.
Eine große Aufgabe harrte seiner
für die Kirche der Caridad, eines
Spitales, der Gründung des wohl-
tätigen Ritters Miguel de Manara.
Hier hatte die Bruderschast: Herman-
dad de la Caridad ihren Sitz, deren Mitglied
Murillo selbst war. Nicht weniger als 11 Ge-
mälde für die Altäre und die Dekoration der
Wände vollendete er bis 1670. Die Großzahl
der Bilder befindet sich noch in der Spital-
kirche, drei derselben kamen nach England und
eines in die Akademie de San Fernando zu
Madrid. Jn der Speisung des Volkes in Sevilla
(Abb. 50) sitzt der Heiland rechts im Vorder-
grunde, die Brote segnend, die Philippus ihm
darbringt. Jn der rechten Ecke bewundert eine
hingelagerte Gruppe von Frauen mit Kindern
den Vorgang. Einer der Apostel weist hin auf
die fünftausend Hungernden. Jn die von Licht
durchflutete Ebene werfen Wolken ihre Schat-
ten, aber die Figuren leuchten auch aus dem
Dunkel, das wie durchsichtiger Dust sie umhüllt.
Jn dieser Landschaft wie in der herrlichen Figur
des Christus beachtet man die volle Reife, den
eigentlichen 68ti1o vaxoroLO, den duftigen Stil
des Künstlers.
Ein neuer Auftrag wartete dem Meister in
der 1670 vollendeten Kirche der Kapuziner, für
welche der große Hauptaltar mit verschiedenen
Gemälden, sowie die Bilder der Seitenaltäre ihm
übergeben wurden. Ein glückliches Geschick hat
diese Wrrke zum Großteil dem Museum von
Sevilla erhalten. An diese Arbeiten gliedern sich
seit 1679 die Gemälde für die Altäre der Kirche
des Augustinerklosters an, die heute in den ver-
schiedensten Galerien zerstreut sind.
Gegen das Ende seines Lebens verließ der
Künstler zum zweiten Male Sevilla, um in Cadix
die Kapuzinerkirche mit Gemälden zu schmücken.
Jn Santa Catalina, der Kirche des jetzigen
Jrrenhauses an den vom Meer bespülten Kai-
anlagen, ist sein letztes, wohl von Schülerhänden
vollendetes Werk: die Vermählung der hl. Katha-
rina. Ein Sturz vom Gerüste bewog den Künstler
zur Heimkehr in seine Vaterstadt.
Jn seinem Wohnhause an der Plaza de Alfaro
war er umgeben von den herrlichen Schöpfungen
seines tätigen Künstlerlebens. Nördlich grüßte
ihn S. Maria la Blanca, südlich erhob sich die
Kathedrale und das Spital de la Caridad. Er
lenkte seine Schritte nach der Pfarrkirche Santa
Cruz. Jn einer Kapelle der Kirche, welche
er als seine Grabstätte bestimmt hatte, betrachtete