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Die Kunst dem Volke <München> — 1912 (Nr. 9-12)

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Fäh, Adolf: Murillo
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https://doi.org/10.11588/diglit.21074#0053
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Abb. I» (Text S. 14) dh'"' H°»ssta-ngl

Die heiligc Familie. Prado-Musoum, Madrid.

H. Seme Werke.

Jn den vorliegenden Zeilen haben wir auf
die Entstehung der Hauptgruppen seiner Gemälde
hingewiesen. Aber innerhalb dieser zeitlich fest-
stehenden Werke ist noch eine ganze Reihe von
solchen zu berühren, für deren Chronologie sich
nur stilistische Gründe anführen lassen. Diesen
etwas unsichern Weg möchten wir nicht betreten.
Gruppen inhaltlich zusammenhängender Arbeiten
müssen doch immer wieder gebildet werden.

Murillos Züge sind besser bekannt als, beim
Mangel aller schriftlichen Quellen, die Details
aus seinem Leben. Don Alonso Miguel de Tobar
hat sein Bildnis nach einem nicht mehr vor-
handenen Selbstporträt im Prado zu Madrid
gemalt (Abb. 1). Die Unterschrift erklärt: „Bart.
Murillo malte sich selbst, um dem Flehen und
Bitten seiner Kinder entgegenzukommen." Aus
einem Rahmen, der auf einer Steinbrüstung mit
Malutensilien ruht, grüßt uns das Brustbild des

Meisters. Er trägt das Kleid seiner Zeit. An
den weiten Ärmeln des Nockes sind die helleren
Schlitze sichtbar. Den Hals umschließt ein weich
sich niederlegender, mit Spitzen besetzter Kragen.
Die energische Künstlerphysiognomie zeigt einen
breiten Kopf mit hoher Stirne. Die Augen unter
den geschweiften Braunen sind forschend nach
einem tiefer liegenden Punkte gerichtet. Die Nase
ist wohlgeformt. Der breite Mund zeigt die stark
entwickelte Unterlippe des Südländers. Während
die Schnurr- und Knebelbarthaare mehr ange-
deutet sind, umwallt üppiges, bis auf die Schul-
tern fallendes Haar des Künstlers Haupt. Die
etwas bewußt auf dem Rahmen ruhende Rechte
zeugt nicht von der Pflege, die seine Zeit der
Hand angedeihen ließ, noch vom Bestreben, die
Finger klein und zierlich erscheinen zu lassen.

Jn unseren Galerien prägt sich Murillos
Name durch die Genrebilder dem Gedächt-
 
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