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bild des Hl. Geistes, die Taube, doch
das sichere Anzeichen, mit welcher
Liebe sich der Künstler bereits in alle
Geheimnisse der Natur in liebevollster
Hingabe versenkt hat.
Man fasse nur eine der fünf Per-
len der Münchener Pinakothek ins
Auge: „Die Melonenesser" (Abb.äö).
Mit welchemBehagensieht derKraus-
kopf seiner in den Mund gleitenden
Schnitte der Frucht entgegen. Mit
sichtlicherFreude beobachtet der zweite
Junge diesen Vorgang, der die volle
Aufmerksamkeit ihres, solchen Genüs-
sen sonst weniger zugetanen, vier-
füßigen Kameraden erregt.
Man nahere sich der „Geldzäh-
lerin" (Abb.53). Ein sorgend Müt-
terchen läßt die Kupfermünzen oder
Realen aus der einen Hand in die
andere gleiten, um die Tagesein-
nahme genau zu berechnen, in ihrem
Verhältnisse zu den häuslichen Be-
dürfnissen zu vergleichen. Neugierig,
nicht ohne einen Zug der sreudigen
Zufriedenheit, folgt der braune, von
der Natur etwas vernachlässigte Bru-
der dem Rechenexempel. Die Zahl
der Münzen scheint ihn mehr als ihr
Wort anzuziehen. Er stützt sich über
den mit kostbaren Früchten angefüllten
Traubenkorb.
Nußerlich vornehmer gestimmt ist
„die Blumenverkäuserin" der eng-
lischen Dulwich-Galerie (Abb. 54).
Am Fuße eines Pseilers hat siePlatz
genommen. Die gelbliche Hautfarbe
der Sevillanerin wird durch das
Weiß der Nrmel und dieUmrahmung
des Halses hervorgehoben, findet im
braungelben Kleide wieder ihr Gegen-
gewicht. Jn den dunklen Augen und
dem leicht geöffnetenMunde liegtnoch
die Naivetät der Mädchenjahre, er-
wacht aber gleichzeitig etwas von der
Leichtfertigkeit der nahen Zukunft.
Das dunkle Haar ist von der Seiden-
schleife durchflochten, mit der weißen
Rose der Blumenmädchen geschmückt,
und auffallend blinkt das verdächtige
GolddesOhrenschmuckes. Siebreitet
die Enden des von den Schultern her-
abfallenden gelben, lebhaft gemuster-
ten Mantels aus, in dem sie ihre
Rosen und Pensäes zeigt.
DieNaturtreuejugendlicherSorg-
losigkeit tritt in einer Umgebung zar-
tester künstlerischer Behandlung uns
entgegen. Die Früchte sind zu eigent-
lichenStilleben geordnet. Die schwel-
lenden Trauben blicken aus dem sat-
ten Grün der Blätter heraus, von
bild des Hl. Geistes, die Taube, doch
das sichere Anzeichen, mit welcher
Liebe sich der Künstler bereits in alle
Geheimnisse der Natur in liebevollster
Hingabe versenkt hat.
Man fasse nur eine der fünf Per-
len der Münchener Pinakothek ins
Auge: „Die Melonenesser" (Abb.äö).
Mit welchemBehagensieht derKraus-
kopf seiner in den Mund gleitenden
Schnitte der Frucht entgegen. Mit
sichtlicherFreude beobachtet der zweite
Junge diesen Vorgang, der die volle
Aufmerksamkeit ihres, solchen Genüs-
sen sonst weniger zugetanen, vier-
füßigen Kameraden erregt.
Man nahere sich der „Geldzäh-
lerin" (Abb.53). Ein sorgend Müt-
terchen läßt die Kupfermünzen oder
Realen aus der einen Hand in die
andere gleiten, um die Tagesein-
nahme genau zu berechnen, in ihrem
Verhältnisse zu den häuslichen Be-
dürfnissen zu vergleichen. Neugierig,
nicht ohne einen Zug der sreudigen
Zufriedenheit, folgt der braune, von
der Natur etwas vernachlässigte Bru-
der dem Rechenexempel. Die Zahl
der Münzen scheint ihn mehr als ihr
Wort anzuziehen. Er stützt sich über
den mit kostbaren Früchten angefüllten
Traubenkorb.
Nußerlich vornehmer gestimmt ist
„die Blumenverkäuserin" der eng-
lischen Dulwich-Galerie (Abb. 54).
Am Fuße eines Pseilers hat siePlatz
genommen. Die gelbliche Hautfarbe
der Sevillanerin wird durch das
Weiß der Nrmel und dieUmrahmung
des Halses hervorgehoben, findet im
braungelben Kleide wieder ihr Gegen-
gewicht. Jn den dunklen Augen und
dem leicht geöffnetenMunde liegtnoch
die Naivetät der Mädchenjahre, er-
wacht aber gleichzeitig etwas von der
Leichtfertigkeit der nahen Zukunft.
Das dunkle Haar ist von der Seiden-
schleife durchflochten, mit der weißen
Rose der Blumenmädchen geschmückt,
und auffallend blinkt das verdächtige
GolddesOhrenschmuckes. Siebreitet
die Enden des von den Schultern her-
abfallenden gelben, lebhaft gemuster-
ten Mantels aus, in dem sie ihre
Rosen und Pensäes zeigt.
DieNaturtreuejugendlicherSorg-
losigkeit tritt in einer Umgebung zar-
tester künstlerischer Behandlung uns
entgegen. Die Früchte sind zu eigent-
lichenStilleben geordnet. Die schwel-
lenden Trauben blicken aus dem sat-
ten Grün der Blätter heraus, von