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finden als im Kirchengemälde. Der Stabträger
der Kathedrale (Abb. 58), mit seinem überreichen
Haarschmucke und dem gelbenTeint, ist derTypus
eines südlichen Zeremonienmeisters bei großen
Festlichkeiten. D. Andreas de Andrade erscheint
in der dunkeln Hoftracht seiner Zeit. Jn der
Linken halt er den federgeschmückten Hut, die
Rechte legt er auf den großen Hund, der sich an
seiner Seite niedergelassen hat. Was künstlerisch
einer ziemlich undankbaren, ernsten Statistenfigur
abgerungen werden kann, hat hierMurillo gezeigt.
Festlicher rauscht es in den Darstellungen der
Unbefleckten Empfängnis. Jugendlich, wie ein
schlank emporgewachsenes Mädchen, im Blüten-
duftezartesterUnschuld, erscheint die seligsteJung-
frau. Auf Wolken über der Mondscheibe schwebt
die ätherische Gestalt, angetan mit dem weißen
Gewande und einem blauen Mantel. Handelt es
sich doch darum, einen Gnadenvorzug künstlerisch
zu kennzeichnen, welche die Gebenedeite unter
allen Menschen, vor ihrem Eintritte in die Welt,
als die Reinste aller vom Weibe Gebornen auf-
faßt. Was die frühere Zeit an Sternen und leuch-
tenden Kronen den Bildern der Geheimen Offen-
barung entnommen hatte, das ersetzt in diesen
Werken der Glanz der Farbe. Als Träger der
Symbole, für welche die Vergangenheit die Chöre
der Propheten und Apostel gerufen hat, erscheinen
Engel mit Emblemen, in denen die Anrufungen
der Lauretanischen Litanei symbolisch dar-
gestellt sind.
Mit seitlich über der Brust gekreuzten
Armen erscheint sie im Gemälde des Mu-
seums zu Sevilla, einst in der Kapu-
zinerkirche daselbst (Abb. 65). Jhr Blick
eilt empor, um Geheimnisse zu schauen,
die noch kein irdisches Auge bewundern
konnte. Auf dem Wolkenthrone liegt in
wohliger Sorglosigkeit ein Engel mit dem
mächtigen Palmzweig in den Ärmchen.
Als Königin der Martyrer, ja aller Hei-
ligen, grüßt er die Herrscherin im Reich
der Gnade. Zwei Engel halten einen
Spiegel empor, um die Makellose als
Spiegel der Gerechtigkeit zu bezeichnen.
Auch in der Höhe, rechts von der Haupt-
figur, eilen zwei Engel mit Rosenkrän-
zen herbei.
Mit einemAusdruckemildenSchmerzes
begegnet uns die Jmmaculata im Prado
zu Madrid (Abb. 66). Die Hände sind
gefaltet, in den Gefilden der Ewigkeit
scheint das Auge träumerisch zu weilen.
Am Wolkenthrone jubelt der die Lilie um-
fassende Engel dem Betrachtenden sreund-
lich zu: blicke auf zur „reinsten Jungsrau".
Dem Palmenträger zeigt sreudig ein kleiner
Himmelsbote den Blütenzweig, das Sinn-
bild der „mystischen Rose". Hoch erhebt
der vierte Engel sein Armchen, über den
Schultern trägt er den Olzweig, die
leidende Menschheit auf „das Heil der
Kranken" hinweisend. Engelköpfchen bilden in
der Höhe einen nach oben im flimmernden Golde
der Farbe verschwimmenden Kranz.
Diesen ersetzt im zweiten Bilde des nämlichen
Museums der helle Strahlenglanz, der vom
Haupte der Jungfrau ausgeht (Abb. 67). Die
ganze Auffassung ist hier bewegter, dramatischer,
möchte man beinahe sagen. Die Engel mit ihren
uns schon bekannten Symbolen bewegen sich hastig
aufwärts. Jn den straffen Falten des Kleides,
in den fliegenden Enden des Mantels, in den
Körperlinien macht sich die emporstrebende Ten-
denz bemerkbar. Die Hände sind über der Brust
gekreuzt. Leicht neigt sich das Haupt voll sinnigem
Verlangen rückwärts. Für den Staub der Erde
ist hier keine Stelle mehr, des Himmels Morgen-
sonne verklärt die Allerreinste.
Jn der Darstellung (Abb. 68), in englischem
Privatbesitze, ist das vom Strahlenkranze um-
flossene Haupt der jungfräulichen Mutter leicht
gesenkt. Sie scheint den heiteren Trägern der
Sinnbilder ihrer Tugenden einige Aufmerksam-
keit zu schenken. Unter diesen fällt der Engel mit
seiner mächtigen Palme auf. Aus den goldenen
Wolken in der Höhe tauchen holdselige Köpfchen
auf, deren Augen sich teils an der Schönheit des
Himmels weiden.
Jn der Verbindung von Mutter und Kind ver-
zichtet der Künstler zuweilen, eine idyllische Fa-
finden als im Kirchengemälde. Der Stabträger
der Kathedrale (Abb. 58), mit seinem überreichen
Haarschmucke und dem gelbenTeint, ist derTypus
eines südlichen Zeremonienmeisters bei großen
Festlichkeiten. D. Andreas de Andrade erscheint
in der dunkeln Hoftracht seiner Zeit. Jn der
Linken halt er den federgeschmückten Hut, die
Rechte legt er auf den großen Hund, der sich an
seiner Seite niedergelassen hat. Was künstlerisch
einer ziemlich undankbaren, ernsten Statistenfigur
abgerungen werden kann, hat hierMurillo gezeigt.
Festlicher rauscht es in den Darstellungen der
Unbefleckten Empfängnis. Jugendlich, wie ein
schlank emporgewachsenes Mädchen, im Blüten-
duftezartesterUnschuld, erscheint die seligsteJung-
frau. Auf Wolken über der Mondscheibe schwebt
die ätherische Gestalt, angetan mit dem weißen
Gewande und einem blauen Mantel. Handelt es
sich doch darum, einen Gnadenvorzug künstlerisch
zu kennzeichnen, welche die Gebenedeite unter
allen Menschen, vor ihrem Eintritte in die Welt,
als die Reinste aller vom Weibe Gebornen auf-
faßt. Was die frühere Zeit an Sternen und leuch-
tenden Kronen den Bildern der Geheimen Offen-
barung entnommen hatte, das ersetzt in diesen
Werken der Glanz der Farbe. Als Träger der
Symbole, für welche die Vergangenheit die Chöre
der Propheten und Apostel gerufen hat, erscheinen
Engel mit Emblemen, in denen die Anrufungen
der Lauretanischen Litanei symbolisch dar-
gestellt sind.
Mit seitlich über der Brust gekreuzten
Armen erscheint sie im Gemälde des Mu-
seums zu Sevilla, einst in der Kapu-
zinerkirche daselbst (Abb. 65). Jhr Blick
eilt empor, um Geheimnisse zu schauen,
die noch kein irdisches Auge bewundern
konnte. Auf dem Wolkenthrone liegt in
wohliger Sorglosigkeit ein Engel mit dem
mächtigen Palmzweig in den Ärmchen.
Als Königin der Martyrer, ja aller Hei-
ligen, grüßt er die Herrscherin im Reich
der Gnade. Zwei Engel halten einen
Spiegel empor, um die Makellose als
Spiegel der Gerechtigkeit zu bezeichnen.
Auch in der Höhe, rechts von der Haupt-
figur, eilen zwei Engel mit Rosenkrän-
zen herbei.
Mit einemAusdruckemildenSchmerzes
begegnet uns die Jmmaculata im Prado
zu Madrid (Abb. 66). Die Hände sind
gefaltet, in den Gefilden der Ewigkeit
scheint das Auge träumerisch zu weilen.
Am Wolkenthrone jubelt der die Lilie um-
fassende Engel dem Betrachtenden sreund-
lich zu: blicke auf zur „reinsten Jungsrau".
Dem Palmenträger zeigt sreudig ein kleiner
Himmelsbote den Blütenzweig, das Sinn-
bild der „mystischen Rose". Hoch erhebt
der vierte Engel sein Armchen, über den
Schultern trägt er den Olzweig, die
leidende Menschheit auf „das Heil der
Kranken" hinweisend. Engelköpfchen bilden in
der Höhe einen nach oben im flimmernden Golde
der Farbe verschwimmenden Kranz.
Diesen ersetzt im zweiten Bilde des nämlichen
Museums der helle Strahlenglanz, der vom
Haupte der Jungfrau ausgeht (Abb. 67). Die
ganze Auffassung ist hier bewegter, dramatischer,
möchte man beinahe sagen. Die Engel mit ihren
uns schon bekannten Symbolen bewegen sich hastig
aufwärts. Jn den straffen Falten des Kleides,
in den fliegenden Enden des Mantels, in den
Körperlinien macht sich die emporstrebende Ten-
denz bemerkbar. Die Hände sind über der Brust
gekreuzt. Leicht neigt sich das Haupt voll sinnigem
Verlangen rückwärts. Für den Staub der Erde
ist hier keine Stelle mehr, des Himmels Morgen-
sonne verklärt die Allerreinste.
Jn der Darstellung (Abb. 68), in englischem
Privatbesitze, ist das vom Strahlenkranze um-
flossene Haupt der jungfräulichen Mutter leicht
gesenkt. Sie scheint den heiteren Trägern der
Sinnbilder ihrer Tugenden einige Aufmerksam-
keit zu schenken. Unter diesen fällt der Engel mit
seiner mächtigen Palme auf. Aus den goldenen
Wolken in der Höhe tauchen holdselige Köpfchen
auf, deren Augen sich teils an der Schönheit des
Himmels weiden.
Jn der Verbindung von Mutter und Kind ver-
zichtet der Künstler zuweilen, eine idyllische Fa-