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Abb. S5 IText S. 42) Pliot. Franz Hanjstacngl
Die Melonenesser. Alte Pinakothek, München.
milienszene vollGlück und Sonnenschein zu geben.
Jn der Dresdener Galerie leuchtet zwar etwas
von diesem Frieden in Murillos Dluttergottes-
bild (Abb. 70). Der im Schoße ruhende Jesus-
knabe mit seinen großen Kinderaugen und gold-
blonden Haaren berührt liebend der Ernährerin
Brust. Allein diese schenkt dem Kinde wenig Auf-
merksamkeit. Schmerzdurchdrungenblickt sie empor,
als ahnte sie das künftige Schicksal ihres Sohnes,
mit dem ihr eigenes so innig verbunden sein wird.
Jn der Farbe äußert sich auch hier deren volle
Beherrschung. Vom Grau der Steinbank hebt sich
das Kleid in Rot, der Mantel in Blau ab. Beide
Farben sind zusammengestimmt, wie dies nur ein
Meisterpinsel versteht. Die Linnen im Schoße
weisen bläuliche Schatten auf, im Weiß des
duftigen Kopfschleiers sind gelblichgrüne Töne
verteilt.
Jns Jugendleben Marias gewährt uns eine
anmutsvolle Darstellung des Prado-Museums
(Abb. 69) einen Einblick. Auf einem Stuhle sitzt
die Mutter Anna, ihrem Töchterchen Unterricht
im Hebräischen erteilend. Die Lektüre des Buches
wurde soeben durch mütterlicheErklärungen unter-
brochen. Maria erscheint als das kluge, sanfte
Kind aus vornehmen Hause. Das lange Schlepp-
kleid in Seide, ein Mäschchen im
reichen, dunkeln Haar und ein
solches vorn über der Brust sind
dem Kostüme dieser Zeit entlehnt.
Der Niinbus über dem Haupte der
Mutter Anna und die beiden, mit
einem Rosenkranze herbeieilenden
Engel weisen auf die höhere Be-
stinnnung der Dargestellten hin.
Der Sevillaner Kunstschriftsteller
und Maler Pacheco bezeichnet
übrigens diese Auffassung als
Neuerung und der Würde der
Mutter Gottes weniger entsprechend.
Nur ein einziges Mal hat übrigens
der Meister dieses Thema behandelt.
Die monumentale Behandlung
historischer Vorgänge lernen wir
in der Kirche des Spitals der
Caridad zu Sevilla kennen. Der
Künstler, selbst Mitglied der hier
errichteten frommen Bruderschaft,
sein Aufnahmsgesuch hat sich noch
erhalten, entwarf die Werke der
christlichen Barmherzigkeit. Die
beiden umfangreichsten Gemälde
haben glücklich die Stürme des
beginnenden 19. Jahrhunderts über-
standen, sind noch an ihrer ur-
sprünglichen Stelle verblieben. Die
Tränkung der Dürstenden (Abb. 49)
ist durch eine Szene des Alten
Testamentes wiedergegeben: Moses
schlägt Wasser aus dem Felsen. Das
Wunder ist bereits vollzogen, ein
reicher Quell ergießt seine Wasser
zur Erfrischung der Menschen und Tiere aus
dem steil sich erhebenden Bergkoloß. Moses steht
in der Mitte, seine Hände in innigem Dankgebete
faltend. Zu beiden Seiten sehen wir die Wirkung
des Wunders. Links erquickt eine Frau ihre
Kinder, gegenüber in der andern Ecke löscht eine
Mutter selbst ihren Durst, während der Kleine
auf ihrem Arme nach weiterer Labung verlangt.
Jn der Nähe ergießt sich ein heller Strahl in den
Krug eines Mädchens, während der Knabe auf
dem Pserde freudig auf das vollzogene Wunder
hinweist. Des Volkes Sehnen in der Wüste ver-
deckt der aufsteigende Fels, einzelne Andeutungen
weisen auf jenes hin.
Den vollen Blick in die Volksmenge gewährt
die Speisung der Hungernden (Abb. 50). Die
Fünftausend, dieChristus speist, lagern, in kühnen
Strichen angedeutet, in der Tiefe, in einem mäch-
tigen Kreise angeordnet. Am Fuße des Hügels
sitzt Christus, eine herrliche Figur, würdig die
Mitte einer Abendmalsszene einzunehmen. Jn
seinen Schoß legt Philippus die Brote, von denen
Christus segnend eines in der Hand trägt. Petrus
ergreift die beiden Fische, welche der Knabe in
seinen Händen hält. Die übrigen Apostel be-
schäftigt die Besprechung des sich vollziehenden
Abb. S5 IText S. 42) Pliot. Franz Hanjstacngl
Die Melonenesser. Alte Pinakothek, München.
milienszene vollGlück und Sonnenschein zu geben.
Jn der Dresdener Galerie leuchtet zwar etwas
von diesem Frieden in Murillos Dluttergottes-
bild (Abb. 70). Der im Schoße ruhende Jesus-
knabe mit seinen großen Kinderaugen und gold-
blonden Haaren berührt liebend der Ernährerin
Brust. Allein diese schenkt dem Kinde wenig Auf-
merksamkeit. Schmerzdurchdrungenblickt sie empor,
als ahnte sie das künftige Schicksal ihres Sohnes,
mit dem ihr eigenes so innig verbunden sein wird.
Jn der Farbe äußert sich auch hier deren volle
Beherrschung. Vom Grau der Steinbank hebt sich
das Kleid in Rot, der Mantel in Blau ab. Beide
Farben sind zusammengestimmt, wie dies nur ein
Meisterpinsel versteht. Die Linnen im Schoße
weisen bläuliche Schatten auf, im Weiß des
duftigen Kopfschleiers sind gelblichgrüne Töne
verteilt.
Jns Jugendleben Marias gewährt uns eine
anmutsvolle Darstellung des Prado-Museums
(Abb. 69) einen Einblick. Auf einem Stuhle sitzt
die Mutter Anna, ihrem Töchterchen Unterricht
im Hebräischen erteilend. Die Lektüre des Buches
wurde soeben durch mütterlicheErklärungen unter-
brochen. Maria erscheint als das kluge, sanfte
Kind aus vornehmen Hause. Das lange Schlepp-
kleid in Seide, ein Mäschchen im
reichen, dunkeln Haar und ein
solches vorn über der Brust sind
dem Kostüme dieser Zeit entlehnt.
Der Niinbus über dem Haupte der
Mutter Anna und die beiden, mit
einem Rosenkranze herbeieilenden
Engel weisen auf die höhere Be-
stinnnung der Dargestellten hin.
Der Sevillaner Kunstschriftsteller
und Maler Pacheco bezeichnet
übrigens diese Auffassung als
Neuerung und der Würde der
Mutter Gottes weniger entsprechend.
Nur ein einziges Mal hat übrigens
der Meister dieses Thema behandelt.
Die monumentale Behandlung
historischer Vorgänge lernen wir
in der Kirche des Spitals der
Caridad zu Sevilla kennen. Der
Künstler, selbst Mitglied der hier
errichteten frommen Bruderschaft,
sein Aufnahmsgesuch hat sich noch
erhalten, entwarf die Werke der
christlichen Barmherzigkeit. Die
beiden umfangreichsten Gemälde
haben glücklich die Stürme des
beginnenden 19. Jahrhunderts über-
standen, sind noch an ihrer ur-
sprünglichen Stelle verblieben. Die
Tränkung der Dürstenden (Abb. 49)
ist durch eine Szene des Alten
Testamentes wiedergegeben: Moses
schlägt Wasser aus dem Felsen. Das
Wunder ist bereits vollzogen, ein
reicher Quell ergießt seine Wasser
zur Erfrischung der Menschen und Tiere aus
dem steil sich erhebenden Bergkoloß. Moses steht
in der Mitte, seine Hände in innigem Dankgebete
faltend. Zu beiden Seiten sehen wir die Wirkung
des Wunders. Links erquickt eine Frau ihre
Kinder, gegenüber in der andern Ecke löscht eine
Mutter selbst ihren Durst, während der Kleine
auf ihrem Arme nach weiterer Labung verlangt.
Jn der Nähe ergießt sich ein heller Strahl in den
Krug eines Mädchens, während der Knabe auf
dem Pserde freudig auf das vollzogene Wunder
hinweist. Des Volkes Sehnen in der Wüste ver-
deckt der aufsteigende Fels, einzelne Andeutungen
weisen auf jenes hin.
Den vollen Blick in die Volksmenge gewährt
die Speisung der Hungernden (Abb. 50). Die
Fünftausend, dieChristus speist, lagern, in kühnen
Strichen angedeutet, in der Tiefe, in einem mäch-
tigen Kreise angeordnet. Am Fuße des Hügels
sitzt Christus, eine herrliche Figur, würdig die
Mitte einer Abendmalsszene einzunehmen. Jn
seinen Schoß legt Philippus die Brote, von denen
Christus segnend eines in der Hand trägt. Petrus
ergreift die beiden Fische, welche der Knabe in
seinen Händen hält. Die übrigen Apostel be-
schäftigt die Besprechung des sich vollziehenden