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Abb. 24
Peter Paul Rubens, Die Kreuzabnahme (Text
St. Petcrsburg, Eremitage
des 15. Jahrhunderts, auf einem Bilde der Lon-
doner Nationalgalerie. Vor allem wichtig aber
ist stets die Charakteristerung Mariä. Sie ist nicht
allen in gleicher Weise geglückt, schon darum
nicht, weil sie oft allzusehr als Nebenperson be-
handelt, das Hauptgewicht aber auf Simeon
gelegt ist, der mit dem künftigen Heilande fronun
begeistert sich beschäftigt. Anders auf einem Ber-
liner Bilde des geivaltig empfindenden Andrea
Mantegna (geboren 1431 zu Padua, gestorben zu
Mantua 1506). (Abb. 13.) Weniger schaut der
Greis, eine herrliche Gestalt, das Kind an, dessen
Füße er leicht berührt,
— als mit tiefernstem
Blick, der die Zukunft
zu durchdringeu scheint,
Maria. Wir glauben es
fast zu höreu, so leben-
dig und ergreifend ist
die Darstellung, wie er
ihrer Seele das Leidens-
schwert verkündigt. Sie
aber versteht ihn nicht,
ihr Auge blickt ins Un-
gewisse, sie denkt den
Worten nach, deren Sinn
ihr erst die Zukunft ent-
hüllen wird. Ähnlich ist
die Auffassung auch bei
einem berühmtenWiener
Bilde des Fra Bartotom-
meo aus Florenz (1475
bis 1517.) (Abb. 12.)
Jn Bethlehem war es,
wo der heiligen Familie
der Besuch derWeisen
aus dem Morgen-
lande zuteil wurde.
Sie brachten Gold, Weih-
rauch und Myrrhen zum
Geschenk, also dreiGaben,
und daraus hat man
schon seit dem dritten
Jahrhundert geschlossen,
daß es auch drei Weise
gewesenseien. Vonihren
Namen und Heimatlän-
dern berichtet man erst
vierhundert Jahre später.
Der Glaube an ihre Kö-
nigswürde aber ist erstseit
dem neunten Jahrhun-
dert nachzuweisen; er
stützt sich auf prophetische
Stellen des Alten Testa-
mentes. JhreKörperbe-
fanden sich erst in Kon-
stantinopel, kamen durch
den Bischof Eustorgius
nach Mailand und wur-
den infolge der oberita-
lienischen Kriege Fried-
rich Barbarossas durch dessen berühmten Kanzler
Reinald von Dassel 1164 nach Koln übertragen.
Die hohe Bedeutung, die der Besuch der Weisen
bei der heiligen Familie für die Heilsgeschichte
besitzt — spricht sich doch in ihr die Berufung der
heidnischen Welt aus — hat veranlaßt, daß die
Malerei sich des Gegenstandes seit frühesten Zei-
ten annahm. Es sind mehr als zwanzig Dar-
stellungen der Anbetung der Weisen in den ver-
schiedenen Katakomben entdeckt worden. Jn wech-
selnder Anzahl und in phrygische Kleider gehüllt,
nahen sie sich dem göttlichen Kinde oder knieen
Phot. Fr. Hanfstaengl
S. 26)
Abb. 24
Peter Paul Rubens, Die Kreuzabnahme (Text
St. Petcrsburg, Eremitage
des 15. Jahrhunderts, auf einem Bilde der Lon-
doner Nationalgalerie. Vor allem wichtig aber
ist stets die Charakteristerung Mariä. Sie ist nicht
allen in gleicher Weise geglückt, schon darum
nicht, weil sie oft allzusehr als Nebenperson be-
handelt, das Hauptgewicht aber auf Simeon
gelegt ist, der mit dem künftigen Heilande fronun
begeistert sich beschäftigt. Anders auf einem Ber-
liner Bilde des geivaltig empfindenden Andrea
Mantegna (geboren 1431 zu Padua, gestorben zu
Mantua 1506). (Abb. 13.) Weniger schaut der
Greis, eine herrliche Gestalt, das Kind an, dessen
Füße er leicht berührt,
— als mit tiefernstem
Blick, der die Zukunft
zu durchdringeu scheint,
Maria. Wir glauben es
fast zu höreu, so leben-
dig und ergreifend ist
die Darstellung, wie er
ihrer Seele das Leidens-
schwert verkündigt. Sie
aber versteht ihn nicht,
ihr Auge blickt ins Un-
gewisse, sie denkt den
Worten nach, deren Sinn
ihr erst die Zukunft ent-
hüllen wird. Ähnlich ist
die Auffassung auch bei
einem berühmtenWiener
Bilde des Fra Bartotom-
meo aus Florenz (1475
bis 1517.) (Abb. 12.)
Jn Bethlehem war es,
wo der heiligen Familie
der Besuch derWeisen
aus dem Morgen-
lande zuteil wurde.
Sie brachten Gold, Weih-
rauch und Myrrhen zum
Geschenk, also dreiGaben,
und daraus hat man
schon seit dem dritten
Jahrhundert geschlossen,
daß es auch drei Weise
gewesenseien. Vonihren
Namen und Heimatlän-
dern berichtet man erst
vierhundert Jahre später.
Der Glaube an ihre Kö-
nigswürde aber ist erstseit
dem neunten Jahrhun-
dert nachzuweisen; er
stützt sich auf prophetische
Stellen des Alten Testa-
mentes. JhreKörperbe-
fanden sich erst in Kon-
stantinopel, kamen durch
den Bischof Eustorgius
nach Mailand und wur-
den infolge der oberita-
lienischen Kriege Fried-
rich Barbarossas durch dessen berühmten Kanzler
Reinald von Dassel 1164 nach Koln übertragen.
Die hohe Bedeutung, die der Besuch der Weisen
bei der heiligen Familie für die Heilsgeschichte
besitzt — spricht sich doch in ihr die Berufung der
heidnischen Welt aus — hat veranlaßt, daß die
Malerei sich des Gegenstandes seit frühesten Zei-
ten annahm. Es sind mehr als zwanzig Dar-
stellungen der Anbetung der Weisen in den ver-
schiedenen Katakomben entdeckt worden. Jn wech-
selnder Anzahl und in phrygische Kleider gehüllt,
nahen sie sich dem göttlichen Kinde oder knieen
Phot. Fr. Hanfstaengl
S. 26)