17
Lbb. 26
Fra Bartolommeo, Pieta (Text S. 29). Florenz, Galerie Pitti
kothek befindlichen des Niederländers Gerard
David (geboren um 1450 in Oudewater, gestorben
1523 in Brügge) herzerfreuend. (Abb. 14.) Die
Muttergottes fitzt in so wunderschöner Bescheiden-
heit da und sieht recht aus, alswäresiedasBildnis
irgend einer Frau, die der Künstler gekannt hat.
Unmöglich wäre das nicht; ist doch auch der vorn
knieende König offenbar nach dem Leben por-
trätiert, vielleicht nach dem Stifter des schönen
Bildes selbst. Jm Hintergrunde sieht man das
Gefolge der vornehmen Besucher, doch ist es nur
mittelst weniger Figuren ange-
deutet. Ähnlich ist es auch noch
auf dem Dreikönigsbilde Albrecht
Dürers in den Uffizien zu Flo-
renz. (Vgl. unsere Monographie
„Albrecht Dürer" Seite8). Das
1504 entstandene Gemälde hat
besonderen Ruf, weil der Meister
darauf sich selbst dargestellt hat;
er ist der aufrechtstehende König
mit den reichen, über die Schul-
tern fließenden Locken, damals
dreiunddreißig Jahre alt. 1528
ist Dürer in Nürnberg gestorben.
Seine Anbetung der Könige ist
ein köstliches Werk voll frischer
Naturbeobachtung, voll deutschen
Empftndens und tiefer religiöser
Auffassung. Der Gefahr, aus sei-
nem Werke ein Genrebild zu
machen, ist er glücklich entgangen
— mag es auch kein Altargemälde
sein, so läßt es doch, weil aus echtem und ernstem
Gefühl geschaffen, Gefühle verwandter Art in der
Seele des Beschauers widerklingen. Prachtvolle
starke Gegensätze enthält das Bild! Wie wunder-
hübsch ist der zwischen dem Greise und dem Kinde,
zwischen dem jüngeren Könige (Dürer) und dem
jüngsten, dem Mohren! Wie schön stehen die
Figuren der vornehm und prächtig gekleideten
Männer gegen die trümmerhafte Umgebung, vor
allem aber gegen die Gestalt der in bescheidenem
bürgerlichem Gewande dasitzenden Maria! Ganz
Mutter ist sie! Wohl ist sie er-
freut durch den ihr und ihrem
Kinde zuteil gewordenen hohen
Besuch, aber dabei doch der eige-
nen Würde voll bewußt; sie
nimmt die Ehrung als etwas
hin, das, wenn nicht ihr, aber
doch dem göttlichen Knäblein
selbstverständlich darzubringen
ist. Jm Hintergrunde, wo der
Blick in eine köstliche deutsche
Landschaft hinausschweist, tum-
melt sich ein Häuflein von be-
rittenen Begleitern der heiligen
Drei Könige, während mehr
vorn ein Mohr sich mit dem
Jnhalte eines großen Reisesackes
zu tun macht. Diese wenigen
Beigaben genügen, um den
Glanz und Reichtum des Auf-
zuges der Weisen anzudeuten.
Jn der gleichen Zeit, wo er
Abb. 27 Phot. Fr. Hanfstaengl
Tiztan, La Dolorosa (Text S. 26)
Madrid, Prado
Lbb. 26
Fra Bartolommeo, Pieta (Text S. 29). Florenz, Galerie Pitti
kothek befindlichen des Niederländers Gerard
David (geboren um 1450 in Oudewater, gestorben
1523 in Brügge) herzerfreuend. (Abb. 14.) Die
Muttergottes fitzt in so wunderschöner Bescheiden-
heit da und sieht recht aus, alswäresiedasBildnis
irgend einer Frau, die der Künstler gekannt hat.
Unmöglich wäre das nicht; ist doch auch der vorn
knieende König offenbar nach dem Leben por-
trätiert, vielleicht nach dem Stifter des schönen
Bildes selbst. Jm Hintergrunde sieht man das
Gefolge der vornehmen Besucher, doch ist es nur
mittelst weniger Figuren ange-
deutet. Ähnlich ist es auch noch
auf dem Dreikönigsbilde Albrecht
Dürers in den Uffizien zu Flo-
renz. (Vgl. unsere Monographie
„Albrecht Dürer" Seite8). Das
1504 entstandene Gemälde hat
besonderen Ruf, weil der Meister
darauf sich selbst dargestellt hat;
er ist der aufrechtstehende König
mit den reichen, über die Schul-
tern fließenden Locken, damals
dreiunddreißig Jahre alt. 1528
ist Dürer in Nürnberg gestorben.
Seine Anbetung der Könige ist
ein köstliches Werk voll frischer
Naturbeobachtung, voll deutschen
Empftndens und tiefer religiöser
Auffassung. Der Gefahr, aus sei-
nem Werke ein Genrebild zu
machen, ist er glücklich entgangen
— mag es auch kein Altargemälde
sein, so läßt es doch, weil aus echtem und ernstem
Gefühl geschaffen, Gefühle verwandter Art in der
Seele des Beschauers widerklingen. Prachtvolle
starke Gegensätze enthält das Bild! Wie wunder-
hübsch ist der zwischen dem Greise und dem Kinde,
zwischen dem jüngeren Könige (Dürer) und dem
jüngsten, dem Mohren! Wie schön stehen die
Figuren der vornehm und prächtig gekleideten
Männer gegen die trümmerhafte Umgebung, vor
allem aber gegen die Gestalt der in bescheidenem
bürgerlichem Gewande dasitzenden Maria! Ganz
Mutter ist sie! Wohl ist sie er-
freut durch den ihr und ihrem
Kinde zuteil gewordenen hohen
Besuch, aber dabei doch der eige-
nen Würde voll bewußt; sie
nimmt die Ehrung als etwas
hin, das, wenn nicht ihr, aber
doch dem göttlichen Knäblein
selbstverständlich darzubringen
ist. Jm Hintergrunde, wo der
Blick in eine köstliche deutsche
Landschaft hinausschweist, tum-
melt sich ein Häuflein von be-
rittenen Begleitern der heiligen
Drei Könige, während mehr
vorn ein Mohr sich mit dem
Jnhalte eines großen Reisesackes
zu tun macht. Diese wenigen
Beigaben genügen, um den
Glanz und Reichtum des Auf-
zuges der Weisen anzudeuten.
Jn der gleichen Zeit, wo er
Abb. 27 Phot. Fr. Hanfstaengl
Tiztan, La Dolorosa (Text S. 26)
Madrid, Prado