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Abb. 45 Phot. Fr. Hanfstaengl
Pietro Perugino, Die Vision dos hl. Bernhard sText S. S7>. München, Pinakothek
andere. Mit steben Schwertern in der Brust
ist auch die schmerzensreiche Mutter unzählbar
häufig von der Kunst dargestellt worden.
Aber auf Leid muß Freude folgen. Und auch im
Leben Mariä folgen nun himmlisch hehreFreuden.
Was Jesus prophezeit hatte — die Menschen aber
hatten ihn nicht verstanden, ihm nicht geglaubt,
hatten aus seinem Worte seine Anklage gemacht
— er wolle den Tempel abbrechen und am dritten
Tage wieder aufbauen — er aber sprach vom
Tempel seines Leibes — das ging herrlich in
Erfüllung. Und wem sollte Jesus sich als Todes-
überwinder eher geoffenbart haben, als der ge-
liebten Mutter, die für so unendlich Hohes von
ihm bestimmt war? Das hat auch die Kunst als
gewiß angenommen, und der Florentiner Meister
Filippino Lippi (1457 oder 1458—1504) hat aus
des Auferstandenen Begegnung mit
derMutterein herrliches Gemälde geschaffen,
das jetzt die Münchener Pinakothek ziert. Jn wei-
ter hügeliger und felsigerLandschast finden sich die
beiden wieder, die imirdischenLebeneinandernicht
mehr angehören können. Und es ist, als ob Jesus
der heiligen Jungfrau die tröstliche Gewißheit
zuspräche, daß wahrlich er selbst es sei, der von
den Toten auferstanden ist, und daß sie dereinst
in seinem Reiche in Ewigkeit vereinigt sein wür-
den. Sie blickt vor sich hin und auf den göttlichen
Sohn, fast scheu und doch in gläubigem Ver-
trauen. mag auch ihr menschlicher Sinn noch nicht
all das Wunderbare fassen können. (Abb. 31.)
Nur wenige Wochen vergingen, da ward Maria
Zeugin der Himmelfahrt Christi gleich
den Jüngern, die mit dem Herrn in jenen letzten
Tagen noch hatten verkehren dürfen. Schon seit
dem Ende des sechsten Jahrhunderts lassen sich
künstlerische Darstellungen nachweisen. Der Hei-
land siht oder steht in dem mandelförmigen Hei-
ligenschein, Mandorla genannt, der öfter von
Engeln umgeben ist, seine Linke hält die Auf-
erstehungsfahne; unten sieht man die Apostel und
in ihrer Mitte die heilige Jungfrau, alle dem
gen Himmel Entschwebenden begeistert und sehn-
süchtig nachschauend. So fest steht diese llber-
lieferung in der Kunst, daß noch neun Jahr-
hunderte später Andrea Mantegnas Gemälde (in
Abb. 45 Phot. Fr. Hanfstaengl
Pietro Perugino, Die Vision dos hl. Bernhard sText S. S7>. München, Pinakothek
andere. Mit steben Schwertern in der Brust
ist auch die schmerzensreiche Mutter unzählbar
häufig von der Kunst dargestellt worden.
Aber auf Leid muß Freude folgen. Und auch im
Leben Mariä folgen nun himmlisch hehreFreuden.
Was Jesus prophezeit hatte — die Menschen aber
hatten ihn nicht verstanden, ihm nicht geglaubt,
hatten aus seinem Worte seine Anklage gemacht
— er wolle den Tempel abbrechen und am dritten
Tage wieder aufbauen — er aber sprach vom
Tempel seines Leibes — das ging herrlich in
Erfüllung. Und wem sollte Jesus sich als Todes-
überwinder eher geoffenbart haben, als der ge-
liebten Mutter, die für so unendlich Hohes von
ihm bestimmt war? Das hat auch die Kunst als
gewiß angenommen, und der Florentiner Meister
Filippino Lippi (1457 oder 1458—1504) hat aus
des Auferstandenen Begegnung mit
derMutterein herrliches Gemälde geschaffen,
das jetzt die Münchener Pinakothek ziert. Jn wei-
ter hügeliger und felsigerLandschast finden sich die
beiden wieder, die imirdischenLebeneinandernicht
mehr angehören können. Und es ist, als ob Jesus
der heiligen Jungfrau die tröstliche Gewißheit
zuspräche, daß wahrlich er selbst es sei, der von
den Toten auferstanden ist, und daß sie dereinst
in seinem Reiche in Ewigkeit vereinigt sein wür-
den. Sie blickt vor sich hin und auf den göttlichen
Sohn, fast scheu und doch in gläubigem Ver-
trauen. mag auch ihr menschlicher Sinn noch nicht
all das Wunderbare fassen können. (Abb. 31.)
Nur wenige Wochen vergingen, da ward Maria
Zeugin der Himmelfahrt Christi gleich
den Jüngern, die mit dem Herrn in jenen letzten
Tagen noch hatten verkehren dürfen. Schon seit
dem Ende des sechsten Jahrhunderts lassen sich
künstlerische Darstellungen nachweisen. Der Hei-
land siht oder steht in dem mandelförmigen Hei-
ligenschein, Mandorla genannt, der öfter von
Engeln umgeben ist, seine Linke hält die Auf-
erstehungsfahne; unten sieht man die Apostel und
in ihrer Mitte die heilige Jungfrau, alle dem
gen Himmel Entschwebenden begeistert und sehn-
süchtig nachschauend. So fest steht diese llber-
lieferung in der Kunst, daß noch neun Jahr-
hunderte später Andrea Mantegnas Gemälde (in