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Die Kunst dem Volke <München> — 1912 (Nr. 9-12)

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Nieuwbarn, M.C.: Die Madonna in der Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.21074#0152
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32

Abb. 4b

Mariengemälde aus der Grabkapelle der HI. Pri-cilla
(Text S. S7)

den Uffizien zu Florenz) alle diese wesentlichen
Züge aufweisen kann. (Abb. 32.) Freilich, die
mittelalterlicheStrenge derAuffaffung ist gewichen
und macht sich nur noch in der großen Feierlichkeit
des Gesamteindruckes geltend. Die Haltung der
heiligen Jungfrau, die nun schon mehr und mehr
in vorgerückten Jahren dargestellt wird, drückt
dieselben Gefühle aus, die die Jünger beseelen.
Das Emporheben beider Hände ist vielleicht eine
Erinnerung an die alten „Oranten"-Bilder der
Madonna, von denen wir noch sprechen werden.

Daß bei der Herabkunft des Heili-
genGeistes Maria mit im Kreise der Jünger
gewesen sei, verbürgt die Apostelgeschichte (1, 14;
2, 1); sie bildeten zusammen mit etlichen anderen
Gläubigen die erste kleine Gemeinde von Christen,
die freilich damals diesen Namen noch nicht
führten. Auf den Gemälden sitzt Maria meisten-
teils inmitten der Apostel, fehlt jedoch auch bis-
weilen. Als ein Beispiel zeigen wir das Pfingst-
bild des Peter Paul Nubens (in der Münchener
Pinakothek). (Abb. 33.)

Abb. 47

Maria als Orante (Tcxt S. SS)

Vom späteren Leben der heiligen Jungfrau
wissen wir nichts Näheres. Sie hat sicher still und
fromm ihre Tage zugebracht. und man darf mehr
als auf jede andere Frau auf sie das geläufige
Wort anwendeu, daß jene die beste sei, von der
am wenigsten gesprochen wird. Wir stellen sie uns
richtig vor, wenn wir sie uns mit ihren häus-
lichen Arbeiten beschäftigt denken, und dabei den
Andachtsübungen hingegeben, die sie allein oder
zusammen mit der Gemeinde des Herrn täglich
vornahm. So verflossen ihre Tage, bis die Zeit
ihres Erdenwallens vollendet war. Als der Tod
Mariä bevorstand, waren die Apostel, die alten
getreuen Anhänger ihres göttlichen Sohnes, in
dem Gemache der heiligen Jungfrau, der HsAlrru
^po8toIoi'uin, versammelt. Sie aber, aus ihrem
Lager ausgestreckt, vielleicht aber sitzend oder mit
letzter Anstrengung stehend oder kniend, — er-
wartete ruhig und freudig den Tod, der sie mit
ihrem göttlichen Sohne, dem Gegenstande ihrer
sehnenden Liebe, wieder ganz und für ewig verei-

Abb. 48

Cimabue, Madonna mit Engeln nnd Heiligen (Text S. 40)
Florenz, Akademic
 
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