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die Mutter erhebt. Rosen entsprießen dem Boden
und entfalten die Fülle ihrer schönsten Blüten. —
Da ist der Dominikaner Fra Bartolommeo, da ist
Filippo Lippi (1406—1469), von dem das Ber-
liner Museum jenes köstliche Bild besitzt, auf dem
Maria, „die Blume der Jungsrauen", auf blumi-
gem Felde ihr göttliches Kind anbetet, während
der kleine Johanes schüchtern herzutritt, und Gott-
vater und der hl.Geist vom Himmel aufdieses Bild
freudiger Jnnigkeit herniederschauen. (Abb. 52.)
Vom gleichen Meister stammt das zarte innige
Bild in den Uffizien zu Florenz, das die jung-
fräuliche Mutter in Anbetung ihres göttlichen
Kindes zeigt, das fröhliche Engelein zu ihr empor-
heben. (Abb. 53.) Noch gefühlvoller, ergreifender
ist Sandro Botticelli (1447—1510) mit seinen
schmachtend zarten, dabei wehmütigen und er-
habenen Madonnenbildern. Auch ist von ihm eine
Madonna von edler Schlichtheit, vom hl. Johan-
nes verehrt im Louvre zu Paris (Abb. 54).
Voll schimmernden Glanzes sind seine Darstellun-
gen des Magnificat; Engelchöre halten die Krone
über das Haupt der Himmelskönigin, andere
reichen das Buch, in das Maria ihren Triumph-
gesang einschreibt, wozu ein Engel das Tinten-
faß hält und das Jesuskind ihr die Hand führt.
(Abb. 1.) Außer in Florenz blühte die Madonnen-
malerei allenthalben im übrigen Jtalien, in
Padua unter den Händen eines Mantegna, in
Venedig unter denen eines Vivarini, eines Gior-
gione, der beiden Bellini, vor allem des gewaltigen
Abb. so Phot. F. Bruckmann
Hans Memling, Madonna <Toxt S. 44
Antwerpen, Museum
Abb. S1 Phot. F. Bruckmann
Jan van Eyck, Madonna vom Genter Altare
<Text S. 44j. Gent, St. Bavo
Tizian und seiner Nachfolger, unter denen Paolo
Veronese und Tintoretto hervorragen. Es war das
Bestreben der Renaissancekunst, die vonihrempräch-
tigen Heiligenhofe umgebene majestätische Fürstin
aus dem Himmel und von ihrem festlichen Throne
herabsteigen zu lassen, um sie in weltliche Um-
gebung zu setzen; fie sah in Maria die Frau, die
in Mutterliebe für ihren Sohn aufgeht. Die schön-
sten Eigenschaften dieser intimeren und jener
monumentaleren Auffassung vereinigten sich in
denMadonnenbildern Raffaels. Jn
seiner Madonna del Granduca (Abb. 55) (im Pa-
lazzo Pitti zu Florenz) brachte er mystisch zarte
Jungfrauenwürdemit großartigerSchlichtheit des
Vortrages zum Ausdruck. Allmählich nahm sein
Madonnentypus majestätischere Züge an in dem
Ausdruck göttlicher, freudebringender Mutter-
schaft, die gesamte Auffassung wurde festlicher,
tiefsinniger. Zu den großen Schöpfungen dieser
Art gehört die Madonna von Foligno, gemalt
1512 für Sta. Maria in Araceli (jetzt im Vati-
kan). Den höchsten Flug nahm Raffael wohl in
der allbekannten überirdischen Darstellung der
Sixtinischen Madonna. (Abb. 2.) Jenes Wunder-
werk der Kunst, das Raffael für die Benediktiner
die Mutter erhebt. Rosen entsprießen dem Boden
und entfalten die Fülle ihrer schönsten Blüten. —
Da ist der Dominikaner Fra Bartolommeo, da ist
Filippo Lippi (1406—1469), von dem das Ber-
liner Museum jenes köstliche Bild besitzt, auf dem
Maria, „die Blume der Jungsrauen", auf blumi-
gem Felde ihr göttliches Kind anbetet, während
der kleine Johanes schüchtern herzutritt, und Gott-
vater und der hl.Geist vom Himmel aufdieses Bild
freudiger Jnnigkeit herniederschauen. (Abb. 52.)
Vom gleichen Meister stammt das zarte innige
Bild in den Uffizien zu Florenz, das die jung-
fräuliche Mutter in Anbetung ihres göttlichen
Kindes zeigt, das fröhliche Engelein zu ihr empor-
heben. (Abb. 53.) Noch gefühlvoller, ergreifender
ist Sandro Botticelli (1447—1510) mit seinen
schmachtend zarten, dabei wehmütigen und er-
habenen Madonnenbildern. Auch ist von ihm eine
Madonna von edler Schlichtheit, vom hl. Johan-
nes verehrt im Louvre zu Paris (Abb. 54).
Voll schimmernden Glanzes sind seine Darstellun-
gen des Magnificat; Engelchöre halten die Krone
über das Haupt der Himmelskönigin, andere
reichen das Buch, in das Maria ihren Triumph-
gesang einschreibt, wozu ein Engel das Tinten-
faß hält und das Jesuskind ihr die Hand führt.
(Abb. 1.) Außer in Florenz blühte die Madonnen-
malerei allenthalben im übrigen Jtalien, in
Padua unter den Händen eines Mantegna, in
Venedig unter denen eines Vivarini, eines Gior-
gione, der beiden Bellini, vor allem des gewaltigen
Abb. so Phot. F. Bruckmann
Hans Memling, Madonna <Toxt S. 44
Antwerpen, Museum
Abb. S1 Phot. F. Bruckmann
Jan van Eyck, Madonna vom Genter Altare
<Text S. 44j. Gent, St. Bavo
Tizian und seiner Nachfolger, unter denen Paolo
Veronese und Tintoretto hervorragen. Es war das
Bestreben der Renaissancekunst, die vonihrempräch-
tigen Heiligenhofe umgebene majestätische Fürstin
aus dem Himmel und von ihrem festlichen Throne
herabsteigen zu lassen, um sie in weltliche Um-
gebung zu setzen; fie sah in Maria die Frau, die
in Mutterliebe für ihren Sohn aufgeht. Die schön-
sten Eigenschaften dieser intimeren und jener
monumentaleren Auffassung vereinigten sich in
denMadonnenbildern Raffaels. Jn
seiner Madonna del Granduca (Abb. 55) (im Pa-
lazzo Pitti zu Florenz) brachte er mystisch zarte
Jungfrauenwürdemit großartigerSchlichtheit des
Vortrages zum Ausdruck. Allmählich nahm sein
Madonnentypus majestätischere Züge an in dem
Ausdruck göttlicher, freudebringender Mutter-
schaft, die gesamte Auffassung wurde festlicher,
tiefsinniger. Zu den großen Schöpfungen dieser
Art gehört die Madonna von Foligno, gemalt
1512 für Sta. Maria in Araceli (jetzt im Vati-
kan). Den höchsten Flug nahm Raffael wohl in
der allbekannten überirdischen Darstellung der
Sixtinischen Madonna. (Abb. 2.) Jenes Wunder-
werk der Kunst, das Raffael für die Benediktiner