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Die Kunst dem Volke <München> — 1918 (Nr. 33-36)

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Fürst, Max: König Ludwig I. von Bayern und seine Bauwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.21072#0010
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Abb. 5 <Text S. 7> Die Glyptothek"in Münchcn Phot. Gg. Böttger

da an die Hände zu einem gemeinsamen, Geist und
Gemüt gleichmäßig befriedigenden Wirken. Die
Begeisterung für Antike und klassisches Wesen
wußte mit national germanistischen Bestrebungen
sich zu einem sestgeschlossenen Bunde zu vereinen,
den der mächtige Hcmch xines wiedererstarkten reli-
giösenGeistes weihevollumschwebte. Zn solch eigen-
gearteter Atmosphäre bildete sich die Richtschnur,
nach welcher der geniale Bayernkönig und große
Kunstmäzen Ludwig I. seine Ziele nahm; er ist,
ähnlich wie Josef v. Görres, einer der machtvvllsten
typischen Vertreter seiner Epoche, die man genau
kennen muß, um Charakter und Kunstschöpfungen
Ludwigs I. voll erfassen und in ihrem innersten
Wesen würdigen zu können. Die Stellung und
Lebensbedeutung dieses Königs in wenigen Zeilen
anzudeuten, hat der begabte Dichter Joh. Schrott,
welcher als Münchner Hofkanonikus im März 1868
die Leiche Ludwigs von Nizza heimzugeleiten hatte,
gar trefflich verstanden:

„Drei Welten sind Jhm zum Empfang bereit,

Die Jhm nur eine waren: deutsches Wesen,

Hellenentum, das Reich der Christenheit."

Jm schönen Straßburg am 25. August 1786
geboren, hatte Ludwig schon in der Wiege Anwart-
schaft auf Herrscherwürde, da seinem Vater, dern
ob seiner Leutseligkeit allseits geliebten, in franzö-
sischen Militärdiensten stehenden Herzog Maximi-
lian beim Ableben von dessen Bruder Karl August
im Jahre 1795 das Herzogtum Zweibrücken, beim
Erlöschen der Linie Pfalz-Sulzbach im Jahre 1799
dasgesamteKurfürstentumBayern kraft Erbrechtes
zufallen mußte. Jm Hinblick auf solche Zukunft
erhielt Ludwig eine überaus sorgfältige Erziehung
durch vortreffliche Lehrer, denen er — vor allem
dem edlen Priester Sambuga — zeitlebens dank-

barste Erinnerung wahrte. Auch seine Mutter, die
milde Wilhelmine Auguste von Hessen-Darmstadt,
dürfte ungemein günstig auf die Erziehung des
Prinzen eingewirkt haben. Sie zählte zu jenen aus-
erlesenen Frauen, von denen die lauteWelt möglichst
wenig spricht und Notiz nimmt, wie auch Wilhel-
mine Gleiches dieser gegenüber tat. Ludwig war
erst drei Jahre alt, als seine Familie vor den an-
rückenden Revolutionstruppen zunächst nach Zwei-
brücken und weiterhin nach Mannheim-Schwetzin-
gen flüchtete, wo sie einige Zeit Ruhe fand, bis als

Abb. 6 (Text S. 7 und g>

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