18
Abb. 31 (Text S. I5>
Fcstsaalbau: Musik- uud Ballsaal
Phot. Gg. Böttger
irgendwre auffällig und vordringlich erscheineu
zu lasfen. Jn den Heßschen Fresken der dlller-
heiligenkirche, in denen die großen Gestalten des
Alten und Neuen Testamentes, die Hinweise im
ersteren, die Erfüllungen im letzteren ihre Bor-
führung erhielten, offenbart sich im besten und
vollsten Sinne die wahre kirchlich-religiöse Kuust.
Sehr treffend ist die Charakteristik, die vr. A.Kuhn
in seiner großen Kunstgeschichte über Heinrich
v. Heß dahin abgibt: „Er verstand es, die ernstere,
ruhige, altchristliche Auffassung mit modernen
Formen, edler Linienführung und ansprechendem
Kolorit zu verbinden. Ein sugendlicher, reincr,
echt religiöser Zug spricht aus den Gestalten.
Bilder wie Christus mit Heiligen in der Chor-
apsis, die Weihnacht mit der Anbetung der Könige,
Christus als Kinderfreund usw. könnten ein
sicherster Ausgangspunkt für moderne religiöse
Malerei werden, denn die in ihnen schlummernde
Wahrheit verträgt sich mit einem energischen Rea-
lismus"^). Leider wurde nach dem Aussterben
der Heßschen Schülergruppe nicht auf den Bahnen
des Meisters fortgebaut; in zweiter Hälste des
19. Jahrhunderts bemächtigte sich einerseits ein
allzu gelehrter, pedantischer Ärchaismus der kirch-
lichen Kunst, während anderseits hypermoderne
Bestrebungen sich auch in den Gotteshäusern Ein-
gang zu verschaffen suchten. Erst in neuerer Zeit
ist es erfreulicherweise wieder möglich geworden,
eine Basis zu gewinnen, auf der cin richtiges,
erfolgreiches Aufblühen der christlichen Kunst ge-
regelte Entwicklung finden dürfte.
Noch während der Herstellung der Aller-
Heiligen-Hofkirche (1827—37) hatte Klenze im
Jahre 1831 jenen Bau zu beginnen, der seinem
künstlerischen Erfassen am vollständigsten ent-
sprach und dcr auch eine Lösung fand, welche
ihm als Baumeister den höchsten Ruhm sicheru
mußte: der Bau der Walhalla bei Regensburg
(Abb. 45-55).
Es ist für Ludwigs Charakter überaus be-
zeichnend, daß der Gedanke, zur Ehre Deutsch-
lands und seiner hervorragendsten Männer solch
imposantes Denkmal aufzurichten, gerade den
düsteren Tagen entkeimte, in denen Deutschland
durch den Völkerdespoten Napoleon in tiefster
Erniedrigung schmachtete. Die Ausführung des
Planes mußte sreilich auf die ersehnten besseren
Zeiten warten, welche auch nicht ausblieben. All-
bekannt ist, wie der hochgemute Kronprinz den
gewaltigen Korsen und seine Zwingherrschaft
haßte, wie er mit den Edelsten und Mutigsten
des Volkes für Heimat und Freiheit erglühte und
sich den Rufern zum Kampfe, den edlcn Sängern
anschloß, welche die deutsche Nation aus Schmach
und Elend zu neuem, kräftigem Leben aufzurütteln
unternahmen. Bereits im Jahre 1807 ließ Lud-
wig die Mahnung laut werden:
^Auf, ihr Teutschen, sprengt die Kettcn,
Die ein Korse euch hat angelegt,
Eure Freiheit könnet ihr noch retten,
Teutsche Kraft, sie ruhet unbewegt."
Als es dann endlich gelang, im Siegesmarsch
Abb. 31 (Text S. I5>
Fcstsaalbau: Musik- uud Ballsaal
Phot. Gg. Böttger
irgendwre auffällig und vordringlich erscheineu
zu lasfen. Jn den Heßschen Fresken der dlller-
heiligenkirche, in denen die großen Gestalten des
Alten und Neuen Testamentes, die Hinweise im
ersteren, die Erfüllungen im letzteren ihre Bor-
führung erhielten, offenbart sich im besten und
vollsten Sinne die wahre kirchlich-religiöse Kuust.
Sehr treffend ist die Charakteristik, die vr. A.Kuhn
in seiner großen Kunstgeschichte über Heinrich
v. Heß dahin abgibt: „Er verstand es, die ernstere,
ruhige, altchristliche Auffassung mit modernen
Formen, edler Linienführung und ansprechendem
Kolorit zu verbinden. Ein sugendlicher, reincr,
echt religiöser Zug spricht aus den Gestalten.
Bilder wie Christus mit Heiligen in der Chor-
apsis, die Weihnacht mit der Anbetung der Könige,
Christus als Kinderfreund usw. könnten ein
sicherster Ausgangspunkt für moderne religiöse
Malerei werden, denn die in ihnen schlummernde
Wahrheit verträgt sich mit einem energischen Rea-
lismus"^). Leider wurde nach dem Aussterben
der Heßschen Schülergruppe nicht auf den Bahnen
des Meisters fortgebaut; in zweiter Hälste des
19. Jahrhunderts bemächtigte sich einerseits ein
allzu gelehrter, pedantischer Ärchaismus der kirch-
lichen Kunst, während anderseits hypermoderne
Bestrebungen sich auch in den Gotteshäusern Ein-
gang zu verschaffen suchten. Erst in neuerer Zeit
ist es erfreulicherweise wieder möglich geworden,
eine Basis zu gewinnen, auf der cin richtiges,
erfolgreiches Aufblühen der christlichen Kunst ge-
regelte Entwicklung finden dürfte.
Noch während der Herstellung der Aller-
Heiligen-Hofkirche (1827—37) hatte Klenze im
Jahre 1831 jenen Bau zu beginnen, der seinem
künstlerischen Erfassen am vollständigsten ent-
sprach und dcr auch eine Lösung fand, welche
ihm als Baumeister den höchsten Ruhm sicheru
mußte: der Bau der Walhalla bei Regensburg
(Abb. 45-55).
Es ist für Ludwigs Charakter überaus be-
zeichnend, daß der Gedanke, zur Ehre Deutsch-
lands und seiner hervorragendsten Männer solch
imposantes Denkmal aufzurichten, gerade den
düsteren Tagen entkeimte, in denen Deutschland
durch den Völkerdespoten Napoleon in tiefster
Erniedrigung schmachtete. Die Ausführung des
Planes mußte sreilich auf die ersehnten besseren
Zeiten warten, welche auch nicht ausblieben. All-
bekannt ist, wie der hochgemute Kronprinz den
gewaltigen Korsen und seine Zwingherrschaft
haßte, wie er mit den Edelsten und Mutigsten
des Volkes für Heimat und Freiheit erglühte und
sich den Rufern zum Kampfe, den edlcn Sängern
anschloß, welche die deutsche Nation aus Schmach
und Elend zu neuem, kräftigem Leben aufzurütteln
unternahmen. Bereits im Jahre 1807 ließ Lud-
wig die Mahnung laut werden:
^Auf, ihr Teutschen, sprengt die Kettcn,
Die ein Korse euch hat angelegt,
Eure Freiheit könnet ihr noch retten,
Teutsche Kraft, sie ruhet unbewegt."
Als es dann endlich gelang, im Siegesmarsch