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Die Kunst dem Volke <München> — 1918 (Nr. 33-36)

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Fürst, Max: König Ludwig I. von Bayern und seine Bauwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.21072#0027
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Abb. 36 (Text S. 17) Königsbau: Wohnzimmcr Phot. Gg. Böttgcr

über den Rhein vorzudringen, da klagte Ludwig,
daß es ihm zunächst versagt blieb, in eigner Per-
son daran teilzunehmen; mit dem Jugendfeuer
eines Theodor Körner gab er kund:

„Die Trompete hör' ich jetzo schallen,

Jn den heit'gen Kampf zu wallen,

Meinem Auge wird es wieder licht;

Jn der Ruhe muß der Mensch verflachen,

Aber wenn die Donnerschlünde krachen,

Fällt von ihm das beugende Gewicht."

Und weiterhin beneidet er die vorwärts dringen-
den Kämpfer in dem Geständnisse:

,Mich, den frühe teutscher Sinn begeistert,

Den nicht die Gefahr, nicht Glanz bemeistert,
Seh' ich ausgeschlossen von dem Glück;

Siedend rollt das Blut in meinen Adern,

Und mit meinem Schicksal möcht ich hadern,

Daß es mich vom Kampfe ferne hält,

Den Tchrannen helfen zu bezwingen,

Siegend selber nach Paris zu dringen,

Dies Gefühl ersetzet keine Welt.'"

Jn solcher Stimmung hatte Ludwig schon
vom Jahre 1808 an die Marmorbüsten all der
Männer herstellen lassen, die in Walhalla Ein-
kehr nehmen sollten; den Bau des Tempels zu
beginnen, gelang ihm nach gründlich geführten
Verhandlungen erst im Jahre 1830. Welch hohe
Mission der König dieser seiner grandiosen
Schöpfung zuwies, bekundete er in dem von ihm
1829 festgestellten Programm „Die Walhalla-
genossen", in welchem Zweck und Gestaltung des
Ehrentempels näher erörtert ist: „Auf daß teut-

scher der Teutsche aus ihm trete, besser, als er
gekommen. Geweiht sei diese ehrwürdige Stätte
allen Stämmen teutscher Sprache, sie ist das
große Band, das verbindet, wäre jedes andere
gleich vernichtet; in der Sprache währt geistiger
Zusammenhang." Ebenso glücklich und groß
Ludwig I. sich im Erfassen seines Werkes zeigte,
so war er es auch in der Wahl des Platzes.
Nahe dem alten Regensburg und dem romantischen
Donaustauf, hoch über der nördlichsten Beuge
des mächtigen Donaustromes, den einst die
Nibelungen befuhren, grüßt Walhalla weithin
über Baperns gesegnete Gaue, und wohl kein
Wanderer wird hier vorüberwallen, der nicht
mit ehrfurchtsvollen Gefühlen auf zum leuchten-
den Tempel blickte, in welchem der Genius des
deutschen Volkes gewissermaßen seinen Thron
aufgestellt hält (Abb. 45, 46).

Auf dem Wiener Kongreß im Jahre 1815
konnte dem Kronprinzen von Bapern kein will-
kommeneres Geschenk werden, als die ihm durch
Vermittlung seiner erlauchten Schwester Char-
lotte, der Gemahlin des Kaisers Franz von
Oesterreich, zugewiesenen wertvollen Marmor-
brüche des Untersberges bei Salzburg, der wie
eine kraftvolle Felsenklammer deutsches und öster-
reichisches Land zusammenknüpft und als ein
von alten Kaisersagen umwobenes Naturdenkmal
deutsche Voksstämmein Nibelungentreue verbindet.
Nun stand für Ludwig, der sich bereits mit großen
Plänen für nationale Bauten befaßte, edles Ge-
stein reichlich zur Verwertung. Nach den bisher
einsam licgenden Gehängen des Sagenberges
 
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