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Die Kunst dem Volke <München> — 1918 (Nr. 33-36)

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Fürst, Max: König Ludwig I. von Bayern und seine Bauwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.21072#0033
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Abb. 45 (Te;t S. 18, 21 u. 27) Die Walhalla mit Umgebung Phot. Gebr. Laifle L Co.

Außenumgang ermöglicht, um das schöue Land-
schaftsbitd genießeu zu köuneu, das zu Fttßen des
hehren Ruhmestempels sich breitet. Blickt man von
der Walhalla aufweite,von der Donauruhig durch-
strömte Gefilde nieder, so sind es hier unten die
noch erregt schäumenden Wellen des Stromes, die
eben durch die hohe Felsenenge bei Weltenburg
sich gedrängt uud nun am östlich rasch abfallenden
Michaelsberg, den die Befreiungshalle krönt, eilig
vorüberrauschen (Abb. 43). Hart am Fuße des
genannten Berges liegt höchst malerisch zwischen
Donau und Altmühl gebettet das Städtchen Kel-
heim, wo der Kanal abzweigt, den König Ludwigs
universeller Scharfblick erbauen ließ, um Donau
und Nhein aneinander zu schließen und zunächst
Deutschlands Ost- und Westgaue dauernd zu ver-
binden, ähnlich den Hand in Hand geeinten Sieges-
genien der Befreiungshalle'fi. Am Tage nach Er-
öffnung der Walhalla hatteLudwig I. den Grund-
stein zur Ehrenhalle bei Kelheim gelegt; unbeirrt
durch diebitterenWechselfällederZwischenzeit ward
ihm die Freude, am l8.Oktober 1863 die feierliche
Uebergabe des Befreiungsdenkmals an das deutsche
Volk vornehmen zu kön-
nen. Damals umhallten
den Michaelsberg all die
hehren Lieder, welche die
Sänger der Befreiungs-
kriege einst angestimmt,
und ein für den sonnigen
Ehrentag von dem Pa-
trioten AugustBecker dar-
gebotenes Weihegedicht
kündete in den Tönen des
Strunzschen Walhalla-
liedes den aus Nord und
Süd erschienenen Fest-
gästen:

„Brausend, wie ein Hochgewitter, schalle
heut des Sieges Dank,

Wo von deutscher Krast in Splitter einst
des Fremden Herrschaft sank;

Ewig diesen Tag zu feiern hob sich an
dem Donaustrom

Prächtig in dem Gau der Bayern deutschen
Ruhmes hoher Dom.

Sieg für Sieg aus Schildesrahmen glänzt
die große Heldenzeit,

Hier bei diesen hohen Namen denkt daran,
was uns befreit!

Einig zu dem Bau der Halle Stamm für
Stamm ein Bild sich reiht —

Deutschland hat ja Raum für Alle — ihm
sei jede Kraft geweiht!"

Weihevoll war ja schon der Tag der Grund-
steinlegung zur Befreiungshalle geartet gewesen;
da Ludwig selbst in lohender Begeisterung das
schöne, von Kapellmeister Strunz in Musik gesetzte
Festlied gedichtet, das der Nation so erhebend zu
künden wußte:

„Heileuch,wackreMänner,
mut'ge Krieger,

Die errungen ihr den Hel-
denkranz,

Heil euch, treue Deutsche,
tapfre Sieger, sGlanz.
Ewig währet eurer Taten
DurchderZeitenweite
Ferne schlinge
Jmmer sich der Ein-
tracht heilig Band,
Jedes Deutschen Seele
sie durchdringe,
llnbesiegt bleibt dann
das Vaterland!"

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