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Welcher Deutsche denkt nicht in un-
seren sturinbewegten Tagen, wie diese
prophetischen Königsworte erneut sich
bewahrheitet, wie diese feierliche Mah-
nung, in Eintracht stets zusammenzu-
halten, einzig es ermöglichte, mit weni-
gen treuen Freunden einer Welt von
Feinden uns siegreich zu erwehren, um
dem geliebten Vaterlande eineweiterhin
gesegnete, friedliche Zukunft zu sichern!
Hatten die großen Nationaldenk-
male an der Donau dem ganzen
deutschen Volke zu gelten, so plante
Ludwig ein weiteres Monumental-
werk, das ausschließlichdembayerischen
Volke gewidmet sein sollte. Es geschah
dies durch Errichtung der Bavaria
und Ruhmeshalle am westlichen
Hange der Münchener Theresienwiese,
aus der seit der Vermählung des Königs
mitder PrinzessinTheresevonSachsen-
Hildburghausen im Jahre 1810 all-
jährlich das große Oktober-Volksfest
sich entfaltet, zu dem aus allen Gauen
des Landes stets reichliche Vertretung
sich einzufinden pflegt. Die Lösung
der dankbaren Aufgabe vollführte mit
Klenze der vom König vielbeschäftigte
Bildhauer L. Schwanthaler. Dieser
hatte das Modell für das Kolossal-
standbild zu gestalten, welches — von
Ferd. v. Miller in Erz gegossen — eine
hehre Frauenfigur zeigt, an deren Seite
der kraftvolle Löwe, Bayerns Wappen-
tier, sorglich Wache hält. Auf zirka
9 Meter hohem Postamente stehend,
mißt die Bavaria bis zur Scheitelhöhe
16,4 Meter, bis zum Ende des mit der
Linken hochgehobenen Eichenlaubkran-
zes 19,3Meter; mit der Rechten umfaßt
sie das wohlverwahrte Schwert, ent-
sprechend den edel geformten Gesichts-
zügen, in denen friedliche Milde mit
heldenhafter Entschlossenheit charakte-
ristisch sich paart. Mit Recht freut sich
das bayerische Volk solch sinnig künst-
lerischerVerkörperung, und dieJungen,
die hin und wieder Gelegenheit sinden,
das Standbild auch von innen zu er-
steigen, um von den in den Haar-
wellen des Hauptes verborgenen Auslugen aus
Wiese und Residenzstadt wie auf die nahe Alpen-
kette zu schauen, wissen dies als ein besonderes
Erlebnis stets freudig im Gedächtnis zu be-
halten (Abb. 59, 61). Nicht vereinsamt sollte Frau
Bavaria ihren Ehrenkranz zur Höhe schwingen,
deshalb fügte ihr Klenze auf Ludwigs Weisung
als abschließenden festlichen Hintergrund in Form
eines offenen Tempels die bayerische Ruhmeshalle
bei, die an der gedehnten Rückwand die Büsten
berühmter und verdienter Bayern aufzunehmen
hatte. Der prächtige Bau mit seiner in dorischer
Form gehaltenen Säulenreihe, mit den kräftig
Abb. 54 (Tcxt S. 22)
Viktoria in der Walyalla
Phot. Gg. Bötlger
vorspringenden Seitenflügeln, deren Stirngiebel
plastischer Schmuck erfüllt, erzielt eine imposante,
überaus feierliche Wirkung (Abb. 58 u. 60). Achtzig
Marmorbüsten auserwählter Verdienstträger, die
das Königreich seine Söhne nennt, erfüllen die
Abschlußfläche, an der seit Vollendung des Baues
auch die Büsten des erhabenen Bauherrn wie
jene des Bildhauers Schwanthaler und des Erz-
gießers v. Miller Ehrenplätze erhielten. Bei der
Bedeutung, welche die beiden letztgenannten unter
Ludwig I. errangen, ist es wöhl angezeigt, auch
ihnen hier einige Zeilen zu widmen.
Nicht ost ward einem neueren Plastiker ein so
Welcher Deutsche denkt nicht in un-
seren sturinbewegten Tagen, wie diese
prophetischen Königsworte erneut sich
bewahrheitet, wie diese feierliche Mah-
nung, in Eintracht stets zusammenzu-
halten, einzig es ermöglichte, mit weni-
gen treuen Freunden einer Welt von
Feinden uns siegreich zu erwehren, um
dem geliebten Vaterlande eineweiterhin
gesegnete, friedliche Zukunft zu sichern!
Hatten die großen Nationaldenk-
male an der Donau dem ganzen
deutschen Volke zu gelten, so plante
Ludwig ein weiteres Monumental-
werk, das ausschließlichdembayerischen
Volke gewidmet sein sollte. Es geschah
dies durch Errichtung der Bavaria
und Ruhmeshalle am westlichen
Hange der Münchener Theresienwiese,
aus der seit der Vermählung des Königs
mitder PrinzessinTheresevonSachsen-
Hildburghausen im Jahre 1810 all-
jährlich das große Oktober-Volksfest
sich entfaltet, zu dem aus allen Gauen
des Landes stets reichliche Vertretung
sich einzufinden pflegt. Die Lösung
der dankbaren Aufgabe vollführte mit
Klenze der vom König vielbeschäftigte
Bildhauer L. Schwanthaler. Dieser
hatte das Modell für das Kolossal-
standbild zu gestalten, welches — von
Ferd. v. Miller in Erz gegossen — eine
hehre Frauenfigur zeigt, an deren Seite
der kraftvolle Löwe, Bayerns Wappen-
tier, sorglich Wache hält. Auf zirka
9 Meter hohem Postamente stehend,
mißt die Bavaria bis zur Scheitelhöhe
16,4 Meter, bis zum Ende des mit der
Linken hochgehobenen Eichenlaubkran-
zes 19,3Meter; mit der Rechten umfaßt
sie das wohlverwahrte Schwert, ent-
sprechend den edel geformten Gesichts-
zügen, in denen friedliche Milde mit
heldenhafter Entschlossenheit charakte-
ristisch sich paart. Mit Recht freut sich
das bayerische Volk solch sinnig künst-
lerischerVerkörperung, und dieJungen,
die hin und wieder Gelegenheit sinden,
das Standbild auch von innen zu er-
steigen, um von den in den Haar-
wellen des Hauptes verborgenen Auslugen aus
Wiese und Residenzstadt wie auf die nahe Alpen-
kette zu schauen, wissen dies als ein besonderes
Erlebnis stets freudig im Gedächtnis zu be-
halten (Abb. 59, 61). Nicht vereinsamt sollte Frau
Bavaria ihren Ehrenkranz zur Höhe schwingen,
deshalb fügte ihr Klenze auf Ludwigs Weisung
als abschließenden festlichen Hintergrund in Form
eines offenen Tempels die bayerische Ruhmeshalle
bei, die an der gedehnten Rückwand die Büsten
berühmter und verdienter Bayern aufzunehmen
hatte. Der prächtige Bau mit seiner in dorischer
Form gehaltenen Säulenreihe, mit den kräftig
Abb. 54 (Tcxt S. 22)
Viktoria in der Walyalla
Phot. Gg. Bötlger
vorspringenden Seitenflügeln, deren Stirngiebel
plastischer Schmuck erfüllt, erzielt eine imposante,
überaus feierliche Wirkung (Abb. 58 u. 60). Achtzig
Marmorbüsten auserwählter Verdienstträger, die
das Königreich seine Söhne nennt, erfüllen die
Abschlußfläche, an der seit Vollendung des Baues
auch die Büsten des erhabenen Bauherrn wie
jene des Bildhauers Schwanthaler und des Erz-
gießers v. Miller Ehrenplätze erhielten. Bei der
Bedeutung, welche die beiden letztgenannten unter
Ludwig I. errangen, ist es wöhl angezeigt, auch
ihnen hier einige Zeilen zu widmen.
Nicht ost ward einem neueren Plastiker ein so