34
Abb. Sk (Text S. 24) Die Besreiungshallc bci Kelheim Phot. Gg. Böttger
bleibt dennoch allezeit das Urteil Lübkes geltend,
das über den Meister dahin lautet: „An Fülle
der schöpferischen Krast steht er wohl unter allen
modernen Bildhauern als der erste da." Leider
brach diese Kraft vorzeitig zusammen, denn im
Alter von 46 Jahren schied der Künstler am
14. November 1848 aus dem Leben. Es war
ihm somit nicht mehr beschieden, der Vollendung
der Bavaria sich zu erfreuen; um so ungeteilter
konnte nun die Hochschätzung des Volkes dem
Manne zufallen, der den Guß des mächtigen
Standbildes vollführte. Bei den ungeivöhnlich
technischen Schwierigkeiten dieser Ausgabe lag es
ja an sich nahe, daß in weiten Kreisen der Erz-
gießer hier als größerer Meister erkannt wurde,
als der Bildhauer, welcher das Werk ersonnen
und entsprechend vorgebildet hatte. — Schwan-
thaler, der seine Aufgabe im Jahre 1838 in An-
grisf genommen, konnte das Riesenmodell der
Bavaria 1844 an Ferd. v. Miller übergeben.
Dieser, am 18. Oktober 1813 zu Fürstenfeldbruck
geboren, schon als Knabe von seinem wackeren
Onkel, dem Münchener Erzgießer Joh. Stiglmair
zur Erziehung und Ausbildung aufgenommen, ver-
mochte seineKenntnissedurchReisen in England und
Frankreich derart zu erweitern, daß ihm nach dem
Ableben Stiglmairs im Jahre 1844 die volle Leitung
der Kgl. Erzgießerei zufiel (Abb. 64). Die alsbald
zum Gusse überwiesene Bavaria stellte dem jun-
gen Meister eine gewaltige Probe seines Könnens.
Jn fünf Teile zergliedert, erfolgte die allmähliche
Herstellung in Erz. Besondere Gefahr drohte
beim Gusse des oberen Rumpfteiles; 400Zentner
Metall kochten im Ofen, als durch die ungewöhn-
liche Erhitzung das Dach der Gußhütte am
11. Oktober 1845 in Brand geriet. Sorgenvoll
harrte Miller aus, bis der ersehnte Moment kam,
den Zapfen ausstoßen zu dürfen; erst als die Form
ohne Störung sich gefüllt, konnte an die Löschung
des brennenden Balkenwerkes gegangen werden.
Den letzten Gußteil bildete im August 1850 das
200 Zentner wiegende Haupt der Statue (Abb. 62),
die nun nach Ueberwindung mancher Transport-
schwierigkeiten zur Theresienwiese gelangte, um
Abb. Sk (Text S. 24) Die Besreiungshallc bci Kelheim Phot. Gg. Böttger
bleibt dennoch allezeit das Urteil Lübkes geltend,
das über den Meister dahin lautet: „An Fülle
der schöpferischen Krast steht er wohl unter allen
modernen Bildhauern als der erste da." Leider
brach diese Kraft vorzeitig zusammen, denn im
Alter von 46 Jahren schied der Künstler am
14. November 1848 aus dem Leben. Es war
ihm somit nicht mehr beschieden, der Vollendung
der Bavaria sich zu erfreuen; um so ungeteilter
konnte nun die Hochschätzung des Volkes dem
Manne zufallen, der den Guß des mächtigen
Standbildes vollführte. Bei den ungeivöhnlich
technischen Schwierigkeiten dieser Ausgabe lag es
ja an sich nahe, daß in weiten Kreisen der Erz-
gießer hier als größerer Meister erkannt wurde,
als der Bildhauer, welcher das Werk ersonnen
und entsprechend vorgebildet hatte. — Schwan-
thaler, der seine Aufgabe im Jahre 1838 in An-
grisf genommen, konnte das Riesenmodell der
Bavaria 1844 an Ferd. v. Miller übergeben.
Dieser, am 18. Oktober 1813 zu Fürstenfeldbruck
geboren, schon als Knabe von seinem wackeren
Onkel, dem Münchener Erzgießer Joh. Stiglmair
zur Erziehung und Ausbildung aufgenommen, ver-
mochte seineKenntnissedurchReisen in England und
Frankreich derart zu erweitern, daß ihm nach dem
Ableben Stiglmairs im Jahre 1844 die volle Leitung
der Kgl. Erzgießerei zufiel (Abb. 64). Die alsbald
zum Gusse überwiesene Bavaria stellte dem jun-
gen Meister eine gewaltige Probe seines Könnens.
Jn fünf Teile zergliedert, erfolgte die allmähliche
Herstellung in Erz. Besondere Gefahr drohte
beim Gusse des oberen Rumpfteiles; 400Zentner
Metall kochten im Ofen, als durch die ungewöhn-
liche Erhitzung das Dach der Gußhütte am
11. Oktober 1845 in Brand geriet. Sorgenvoll
harrte Miller aus, bis der ersehnte Moment kam,
den Zapfen ausstoßen zu dürfen; erst als die Form
ohne Störung sich gefüllt, konnte an die Löschung
des brennenden Balkenwerkes gegangen werden.
Den letzten Gußteil bildete im August 1850 das
200 Zentner wiegende Haupt der Statue (Abb. 62),
die nun nach Ueberwindung mancher Transport-
schwierigkeiten zur Theresienwiese gelangte, um