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einen imposcinten wür-
digen Abschlutz und tra-
gen hauptsächlich dazu
bei, den besagten, ge-
wöhnlichem Stadttrei-
ben entrückten Platz zu
einer Sehenswürdigkeit
ersten Ranges zu machen
(Abb.öö u. 67). Der aus
Untersberger Marmor
gestaltete Prachtbau ist
flankiert von zwei massi-
gen Tortürmen, zwischen
denen der tempelartige,
die dorische Säulenord-
nung weisende Mittelbau
sich breitet (Abb. 66 u. 68).
Die Schwanthalerschen
Giebelgruppenzeigenhier
einerseits das neue Hellas
mit den wiedergewonne-
nen Städten und Provin-
zen, anderseits die Huldi-
gung Griechenlands vor
seinem, dem Hause Wit-
telsbach entstammten
ersten König Otto. Auch
die Seitenpylonen haben
durch kräftige Friesre-
liefe, Kampfszenen vor-
führend, anregenden pla-
stis chen Schmuck erhalten.
Es war fürKönigLudwig
wohl cines der bittersten
Erlebnisfe, dieses herr- " ° Di- Bavaria
licheBauwerk, das er als
klassisches Denkmal der Verbindung seines er-
lauchten Hauses mit dem befreiten Griechenland
geschaffen, gerade in jenen Tagen vollendet zu sehen,
in denen sein Sohn Otto, durch schlimme Partei-
ungen gedrängt, den griechischen Thron für immer
verlassen mutzte. Unendlich viel hatte der grotze
Philhellene Ludwig für Befreiung und Selbstän-
digkeit des Landes getan und nicht geringe Opfer
Abb. ss iTezt S. 32)
Abb. 80 (Text S. 32)
Die Ruhmeshallc: Grundriß
gebracht, demselben ein
neues ersprießliches Kul-
turleben zuzuleiten. Wie
bei den besten Männern
seinerZeit, war seine Be-
geisterung sür das Grie-
chenvolk schon in Jugend-
tagen hervorgetreten, und
nicht nur Waffenträger
zum Schutze des fernen
Landes, sondern auch
Kunst- und Gewerbetrei-
bcnde entsandte er als
König nach Athen, wo
u. a. auch F. v. Gärtner
den Plan zur Residenz
fertigte, die von zahlrei-
chen tüchtigenbaperischen
Atalern und Plastikern
reichliche Ausschmückung
fand. VonfrüherJugend
an zunächst dasLand der
Griechen mit der Seele
suchend, waren Ludwigs
hochgemute Wünsche
damit noch nicht vollbe-
friedigt; engste, persön-
liche Fühlung wollte er
mit den Griechen gewin-
nen, und er fand sie ja in
autzerordentlicher Weise
durch die Thronbestei-
gung seines zweiten
Sohnes Otto, wodurch
er fich und sein erlauchtes
Haus mitHellas dauernd.
verankert glaubte. Beglückende Gefühle mögen seine
Brust durchströmt haben, als er, umringt von laut-
jubelnden malerischen Volksstämmen, Otto I. im
Jahre 1835 den ersten Besuch in Athen erstatten
konnte. Wie einst Otto III., der grotze Romantiker
unter den alten Kaisergestalten Deutschlands, mit
seinem Freunde Papst Sylvester II. von der Höhe
des Palatins in der ewigen Roma tiefergriffen auf
die Stadt niederschaute, die
ihrem Schutze unterstelltwar,
mit ähnlichen Empfindungen
blickten nun hierin Hellas von
der Akropolis aus beide Wit-
telsbacher, Vater und Sohn,
auf die klassischen Gefilde
nieder, über welche die fchir-
mende Aegis zu halten, ihnen
zurAufgabeward.Insolch er-
hebenden Stunden schien das
mahnende Wort: „llllmso
vunuos" noch für sie nicht
geprägt, abernach dreiDezen-
nien sollte es sich um so fühl-
barer an ihnen bestätigen.
Der jähe Abbruch dieser Be-
ziehungen mutzte Ludwig tief
schmerzen, doch die Zumu-
Phot. Gg. Böttger
einen imposcinten wür-
digen Abschlutz und tra-
gen hauptsächlich dazu
bei, den besagten, ge-
wöhnlichem Stadttrei-
ben entrückten Platz zu
einer Sehenswürdigkeit
ersten Ranges zu machen
(Abb.öö u. 67). Der aus
Untersberger Marmor
gestaltete Prachtbau ist
flankiert von zwei massi-
gen Tortürmen, zwischen
denen der tempelartige,
die dorische Säulenord-
nung weisende Mittelbau
sich breitet (Abb. 66 u. 68).
Die Schwanthalerschen
Giebelgruppenzeigenhier
einerseits das neue Hellas
mit den wiedergewonne-
nen Städten und Provin-
zen, anderseits die Huldi-
gung Griechenlands vor
seinem, dem Hause Wit-
telsbach entstammten
ersten König Otto. Auch
die Seitenpylonen haben
durch kräftige Friesre-
liefe, Kampfszenen vor-
führend, anregenden pla-
stis chen Schmuck erhalten.
Es war fürKönigLudwig
wohl cines der bittersten
Erlebnisfe, dieses herr- " ° Di- Bavaria
licheBauwerk, das er als
klassisches Denkmal der Verbindung seines er-
lauchten Hauses mit dem befreiten Griechenland
geschaffen, gerade in jenen Tagen vollendet zu sehen,
in denen sein Sohn Otto, durch schlimme Partei-
ungen gedrängt, den griechischen Thron für immer
verlassen mutzte. Unendlich viel hatte der grotze
Philhellene Ludwig für Befreiung und Selbstän-
digkeit des Landes getan und nicht geringe Opfer
Abb. ss iTezt S. 32)
Abb. 80 (Text S. 32)
Die Ruhmeshallc: Grundriß
gebracht, demselben ein
neues ersprießliches Kul-
turleben zuzuleiten. Wie
bei den besten Männern
seinerZeit, war seine Be-
geisterung sür das Grie-
chenvolk schon in Jugend-
tagen hervorgetreten, und
nicht nur Waffenträger
zum Schutze des fernen
Landes, sondern auch
Kunst- und Gewerbetrei-
bcnde entsandte er als
König nach Athen, wo
u. a. auch F. v. Gärtner
den Plan zur Residenz
fertigte, die von zahlrei-
chen tüchtigenbaperischen
Atalern und Plastikern
reichliche Ausschmückung
fand. VonfrüherJugend
an zunächst dasLand der
Griechen mit der Seele
suchend, waren Ludwigs
hochgemute Wünsche
damit noch nicht vollbe-
friedigt; engste, persön-
liche Fühlung wollte er
mit den Griechen gewin-
nen, und er fand sie ja in
autzerordentlicher Weise
durch die Thronbestei-
gung seines zweiten
Sohnes Otto, wodurch
er fich und sein erlauchtes
Haus mitHellas dauernd.
verankert glaubte. Beglückende Gefühle mögen seine
Brust durchströmt haben, als er, umringt von laut-
jubelnden malerischen Volksstämmen, Otto I. im
Jahre 1835 den ersten Besuch in Athen erstatten
konnte. Wie einst Otto III., der grotze Romantiker
unter den alten Kaisergestalten Deutschlands, mit
seinem Freunde Papst Sylvester II. von der Höhe
des Palatins in der ewigen Roma tiefergriffen auf
die Stadt niederschaute, die
ihrem Schutze unterstelltwar,
mit ähnlichen Empfindungen
blickten nun hierin Hellas von
der Akropolis aus beide Wit-
telsbacher, Vater und Sohn,
auf die klassischen Gefilde
nieder, über welche die fchir-
mende Aegis zu halten, ihnen
zurAufgabeward.Insolch er-
hebenden Stunden schien das
mahnende Wort: „llllmso
vunuos" noch für sie nicht
geprägt, abernach dreiDezen-
nien sollte es sich um so fühl-
barer an ihnen bestätigen.
Der jähe Abbruch dieser Be-
ziehungen mutzte Ludwig tief
schmerzen, doch die Zumu-
Phot. Gg. Böttger